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# taz.de -- Amnesty-Chefin über Luftbrücke für Gaza: „Das ist reine Symbol…
> Merz' Luftbrücke für Gaza könne die Hungersnot nicht stoppen. Julia
> Duchrow von Amnesty Deutschland fordert Sanktionen gegen Israels
> Regierung.
Bild: Lastwagen stehen am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazast…
taz: Frau Duchrow, Deutschland hat zusammen mit Jordanien eine Luftbrücke
nach Gaza gestartet, um die katastrophale humanitäre Lage dort zu lindern.
Was halten Sie davon?
Julia Duchrow: Das ist reine Symbolpolitik. Es ist ein sehr teures
Unterfangen, das die Verteilung der Hilfsgüter nach den Prinzipien der
humanitären Hilfe nicht gewährleistet. Ein Flugzeug kann nur etwa so viel
transportieren wie ein Lastwagen. Die Bundesregierung muss unbedingt Druck
auf die israelische Regierung ausüben, Lkw-Ladungen hereinzulassen und
[1][die Blockade in Gaza] aufzuheben.
taz: Was kann die deutsche Regierung konkret tun?
Duchrow: Die Bundesregierung könnte sich für die Aussetzung des
Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel einsetzen. Das Abkommen
hat die Einhaltung von Völkerrecht und Menschenrechten zur Grundlage. Wir
haben erdrückende Belege dafür, dass die israelische Regierung und das
[2][israelische Militär kontinuierlich Kriegsverbrechen im Gazastreifen]
verüben.
taz: Derzeit kommen immer mehr Berichte darüber auf, dass Gaza sich in der
letzten Phase der Hungersnot befinde. Können Sie das einschätzen?
Duchrow: In [3][Gaza gibt es ein massives Hungerproblem]. In den letzten
Monaten sind 101 Menschen an Unterernährung gestorben, darunter 80 Kinder.
Im Winter sind Neugeborene erfroren. Die medizinische Versorgung ist völlig
unzulänglich. Ab dem 7. Oktober 2023 wurde der Hunger in Gaza als
Kriegstaktik und Kollektivbestrafung eingesetzt, weil eine Blockade
verhängt wurde.
taz: Amnesty spricht von einem Völkermord in Gaza. Warum?
Duchrow: Im Dezember hat Amnesty International einen 300-seitigen Bericht
veröffentlicht, der nach Kriterien der UN-Genozidkonvention zeigt, dass die
massiven Angriffe auf die [4][palästinensische Bevölkerung in Gaza einer
genozidalen Absicht] folgen. Sie sollen diese Bevölkerungsgruppe zerstören.
Untersucht wurden zum Beispiel Äußerungen von Regierungsmitgliedern, die
zum Genozid aufrufen. Die Totalblockade, durch die [5][keine Nahrung, kein
Wasser] in das Gebiet kommen und die Angriffe auf Krankenhäuser, Friedhöfe,
Schulen sind Belege für die Absicht der Zerstörung.
taz: Wenn es ein Völkermord ist, wie Sie sagen, wie kann es in der Region
jemals Frieden geben?
Duchrow: Zunächst müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen
werden.
taz: Wer sind die Verantwortlichen?
Duchrow: Es gibt internationale Haftbefehle gegen Netanjahu und den
ehemaligen Verteidigungsminister Galant. Natürlich wurden auch gegen
[6][Hamas-Führer Haftbefehle verhängt], die leben aber nicht mehr. Es
müssen alle zur Rechenschaft gezogen werden, auch jene, die den
schrecklichen Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 verübt haben.
taz: Was muss für einen Frieden noch passieren?
Duchrow: Alle Verstöße gegen das Völkerrecht müssen sofort gestoppt werden.
Weiter müssen die [7][Blockade Gazas] aufgehoben und die Angriffe des
israelischen Militärs beendet werden. Ein nachhaltiger Waffenstillstand ist
Voraussetzung für alles Weitere.
taz: Was fordern Sie von der Bundesregierung?
Duchrow: Die [8][Bundesregierung muss den Druck auf die israelische
Regierung] massiv erhöhen, damit es einen Waffenstillstand gibt. Und sie
muss aufhören, sich parteiisch an die Seite Israels zu stellen, auch in den
Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof. Und es braucht einen
sofortigen Stopp von Rüstungslieferungen und Militärhilfe für Israel.
taz: Deutschland hat ja die Waffenlieferungen offenbar stark reduziert. Hat
die Regierung damit nicht schon Konsequenzen gezogen?
Duchrow: Nein. Es ist intransparent, [9][welche Rüstungsgüter noch
geliefert werden]. Aber die Bundesregierung hat Israel auch immer wieder
diplomatisch unterstützt, anstatt sich an die Seite der anderen EU-Staaten
zu stellen und deutliche Worte zu finden. Zudem hat die Bundesregierung die
Aussetzung des Assoziierungsabkommens blockiert. Damit hat die
Bundesregierung Israels Regierung in ihrem Vorgehen in Gaza gestärkt.
taz: In New York findet eine UN-Konferenz zur Zukunft der Palästinenser und
der Zweistaatenlösung statt – allerdings ohne die USA und Israel. Was
erwarten Sie davon?
Duchrow: Es ist ein weiterer Versuch, diesen Völkermord zu stoppen. Ich
hoffe, dass es zu einer klaren Benennung der Kriegsverbrechen kommt und zu
[10][maßgeblichem politischen Druck] führt.
taz: In der fünften und letzten Stufe der Hungersnot droht Hunderttausenden
Menschen in Gaza der Hungertod. Lässt sich diese Katastrophe noch
verhindern?
Duchrow: Ja, indem die Blockade des Gazastreifens sofort aufgehoben wird
und so viele Lastwagen wie möglich hineinkommen. [11][Die
Hilfsorganisationen] – und kein Militär oder Sicherheitsfirmen – müssen d…
Güter nach humanitären Prinzipien, Neutralität und Unparteilichkeit
verteilen können. So kann weiteres Leid noch verhindert werden.
30 Jul 2025
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## AUTOREN
Marco Fründt
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