# taz.de -- Debatte um Anerkennung Palästinas: Zweistaatenlösung heißt natü… | |
> Eine Anerkennung Palästinas ist zwingend logisch. Das Land muss mit | |
> Israel auf Augenhöhe sein, sonst ist nichts verhandelbar und nichts | |
> durchsetzbar. | |
Bild: Ohne eine Anerkennung Palästinas durch Israel und die Völkergemeinschaf… | |
Deutschland unterstützt eine Zweistaatenlösung im Nahostkonflikt. Eine | |
Zweistaatenlösung bedeutet die Existenz und Anerkennung zweier Staaten, | |
also Israels und Palästinas. Insofern muss jede Regierung, die eine | |
Zweistaatenlösung unterstützt, sowohl Israel als auch Palästina anerkennen, | |
schon aus Gründen der Logik. [1][Emmanuel Macron hat das jetzt erkannt], | |
wie vor ihm schon die Mehrheit der Staats- und Regierungschefs der Welt. | |
Politik ist nicht immer logisch, und [2][daher hat Deutschland gegen eine | |
Anerkennung Palästinas politische Vorbehalte]. Dieser Schritt könne erst am | |
Ende eines Friedensprozesses stehen, lautet ein Argument. Das ist zwar auf | |
den ersten Blick einleuchtend, aber die Erfahrung spricht dagegen. Wenn es | |
eine Lehre aus mehr als drei Jahrzehnten Scheitern im | |
Nahost-Friedensprozess gibt, dann die: Es muss zwei Gesprächspartner auf | |
Augenhöhe geben, sonst ist nichts verhandelbar und nichts durchsetzbar. Die | |
Anerkennung Palästinas auch durch Israel muss also am Anfang des | |
Friedensprozesses stehen, nicht am Ende. Die Anerkennung Israels durch die | |
Palästinenser galt schließlich auch als zwingende Voraussetzung für jeden | |
Friedensprozess. | |
Ein weiteres Argument gegen eine Anerkennung Palästinas zum jetzigen | |
Zeitpunkt lautet: Die Grenzen Palästinas müssten erst klar definiert | |
werden. Aber in welchen klar definierten Grenzen erkennt Deutschland denn | |
Israel an? Innerhalb des historischen Mandatsgebiets Palästina ist die | |
Grenze des einen logischerweise die Grenze des anderen. Völkerrechtlich | |
gilt bis heute die Grenze, die bis zum Sechstagekrieg 1967 existierte. Eine | |
rechtsgültige Veränderung könnten die beiden Staaten untereinander | |
aushandeln. Dafür müssen sie aber beide als Staaten anerkannt sein. | |
Die einzige logische Alternative zur Anerkennung eines palästinensischen | |
Staats ist die Anerkennung der israelischen Souveränität über das gesamte | |
historische Palästina – also mit der Annexion der Westbank und des | |
Gazastreifens. Dann aber stünde Israel vor der Wahl, allen Palästinensern | |
gleiche Rechte in einem demokratischen Staat zu gewähren, also seinen | |
Charakter als „jüdischen Staat“ aufzugeben, oder ein Apartheidsystem | |
einzurichten, in dem mehrere Millionen Palästinenser überhaupt keine Rechte | |
besitzen. | |
Soweit bekannt, will Deutschland weder das eine noch das andere, und auch | |
viele Israelis erkennen sich in dieser Alternative nicht wieder. Dann | |
bleibt nur die Zweistaatenlösung auf Grundlage einer gegenseitigen | |
Anerkennung, wobei die internationalen Partner mit gutem Beispiel | |
vorangehen sollten. Eine Staatsräson, die sich der Logik widersetzt, ist | |
keine Räson, sondern Unsinn. | |
27 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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