# taz.de -- Aktion für Geflüchtete am Reichstag: Nicht hinsetzen, sondern han… | |
> Im griechischen Lager Moria sitzen 13.000 Menschen fest. In Berlin | |
> stellen deswegen Aktivist*innen vor dem Reichstag 13.000 Stühle auf. | |
Bild: Aktivist*innen beim Aufbau der 13.000 Stühle vor dem Reichstag | |
BERLIN taz | Manchmal reicht schon ein Blick aus dem Fenster für einen | |
Blick über den Tellerrand: Das wäre jedenfalls Innenminister Horst Seehofer | |
(CSU) zu wünschen, falls der am Montag vom Reichstagsgebäude aus auf die | |
davor liegende Wiese geschaut haben sollte. | |
Innerhalb von wenigen Stunden war am Vormittag von jener großen | |
Reichstagswiese jedenfalls kaum noch etwas zu sehen: 13.000 Stühle stellten | |
Aktivist*innen der Bündnisse SeaWatch, Seebrücke und LeaveNoOneBehind dort | |
auf. „Wir signalisieren, dass 13.000 Menschen gerade in Moria leben und | |
dass wir hier Platz haben“, erklärt Tareq Alaows, der an der Aktion | |
mitwirkt. [1][„Welcome united – We’ll come united“] lautet der Titel der | |
Aktionstage, dessen Abschluss sie bilden soll. | |
Das Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos hatte in den letzten vier | |
Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Konzipiert ist es eigentlich für | |
3.000 Menschen. Dementsprechend katastrophale Bedingungen herrschen dort, | |
während die Geflüchteten auf Aufenthaltsgenehmigung oder Abschiebung warten | |
müssen. | |
## Seehofer blockiert Aufnahme | |
Alaows schreitet am Montagvormittag zwischen den Stuhlreihen entlang: | |
„Heute ist die erste Sitzung des Bundestags nach der Sommerpause. Die | |
humanitäre Krise hat aber keine Pause gemacht. Von daher ist es umso | |
dringender, dass die Aufnahme sofort geschieht“, sagt er. | |
Die Aktion solle sich nicht nur auf Moria begrenzen, sondern beziehe sich | |
auf alle Menschen in den griechischen Lagern und an den Außengrenzen | |
Europas. Schon seit Längerem fordern die Bündnisse, die sich an der Aktion | |
beteiligen, eine Evakuierung des Lagers Moria und die Aufnahme von Menschen | |
durch Deutschland. „Die Blockade von Seehofer wollen wir nicht hinnehmen“, | |
meint Alaows. | |
Nachdem Berlin und Thüringen eigenständig den Entschluss gefasst hatten, | |
ein paar Hundert Menschen aus dem Lager aufzunehmen, zog Innenminister | |
Seehofer eilig die zwei heruntergelassenen Brücken des Festungsgrabens | |
wieder hoch und erteilte den Ländern Anfang August für ihre Vorhaben eine | |
Absage. | |
## „Wir schaffen das“ | |
Berlin und Thüringen sollten mit allen Rechtsmitteln gegen Seehofers | |
Entscheidung vorgehen beziehungsweise dagegen klagen, so Alaows. Fünf Jahre | |
sei es her, dass Angela Merkel „Wir schaffen das“ sagte, erzählt er. Und | |
auch jetzt sei die Bereitschaft der Zivilgesellschaft noch da, Menschen auf | |
der Flucht aufzunehmen. | |
Auf die Stühle setzen soll man sich bitte nicht, wird über Lautsprecher | |
verkündet. Hoffentlich hat Seehofer das mitbekommen: Nach der Sommerpause | |
wieder hinsetzen und weitermachen wie bisher, geht nicht. | |
7 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.welcome-united.org/de/aufruf2020/ | |
## AUTOREN | |
Greta Rothenpieler | |
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