# taz.de -- Affenpocken in Deutschland: Geringe Ansteckungsgefahr vermutet | |
> In München wurde der erste Affenpockenfall gemeldet. | |
> Bundesgesundheitsminister Lauterbach geht von keiner hohen Dunkelziffer | |
> aus. | |
Bild: Affenpocken unter dem Elektronenmikroskop | |
BERLIN taz | Der erste Fall von Affenpocken ist nun auch in Deutschland | |
bestätigt, nachdem mehrere andere europäische Länder seit Anfang Mai Fälle | |
von Affenpocken meldeten. Bei einem 26-jährigen Mann konnte das Institut | |
für Mikrobiologie der Bundeswehr in München den Virus „zweifelsfrei | |
nachweisen“. Das teilte der Sanitätsdienst am Freitag mit. | |
Der Betroffene habe sich selbst in medizinische Betreuung begeben, nachdem | |
er die ersten Symptome bemerkt habe. Ihm geht es gut, laut einer Mitteilung | |
der behandelnden Münchener Klinik Schwabing: „Die für die Erkrankung | |
typischen Pusteln lösen einen entsprechenden Juckreiz aus“, er habe erhöhte | |
Temperatur und leichte Schluckbeschwerden. Kopfschmerzen und vom Gesicht | |
ausgehende Hautausschläge gehören zu den weiteren Symptomen. | |
Die Verläufe gelten in den meisten Fällen als nicht lebensgefährlich, aber | |
dauern mehrere Wochen an. Die Klinik Schwabing geht von drei bis vier | |
Wochen aus. So lange soll der infizierte junge Mann nun in der Klinik | |
bleiben, der vorher durch mehrere europäische Länder gereist ist. | |
Die Ansteckungsgefahr für die allgemeine B[1][evölkerung gilt bei | |
Affenpocken] als gering. „Eine Mensch-zu-Mensch Übertragung ist möglich, | |
aber wurde bisher sehr selten beobachtet“, sagt der behandelnde Chefarzt | |
der Infektiologie der Klinik Schwabing, Clemens Wendtner. Auch das Robert | |
Koch-Institut (RKI) und [2][Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach] | |
(SPD) sehen das so. | |
## Immer mehr Fälle in Europa | |
Die Affenpocken wurden 1970 zum ersten Mal im Kongo nachgewiesen, wie das | |
RKI informierte. Seitdem gab es nur wenige Fälle außerhalb Afrikas. In | |
west- und zentralafrikanischen Ländern kam es aber immer wieder zu | |
Ansteckungen – vermutlich vom Tier auf den Menschen. Die bislang längsten | |
dokumentierten Infektionsketten vom Menschen zum Menschen betrugen sechs | |
bis neun Personen. | |
Um sich bei anderen Menschen anzustecken, ist nach derzeitigen | |
Erkenntnissen ein direkter Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder dem Schorf | |
der Affenpocken nötig. Auch über Atemwegssekrete ist eine Übertragung | |
möglich. Das RKI verweist zudem darauf, dass sich Menschen „auch im Rahmen | |
von sexuellen Handlungen“ infizieren können. In Großbritannien waren jedoch | |
in den vergangenen Wochen insgesamt 20 Fälle gemeldet worden. In Spanien, | |
Frankreich, Schweden, Australien und den USA waren darüber hinaus Fälle | |
festgestellt worden. Belgien meldete am Freitag zum ersten Mal zwei Fälle. | |
Bisher sind nach Medienberichten hauptsächlich Männer betroffen. | |
Karl Lauterbach sagte am Freitag im Rahmen einer G7-Pressekonferenz, er | |
gehe nicht davon aus, dass neben dem einen Fall in München eine hohe | |
Dunkelziffer in Deutschland vorherrsche. Er glaube, mögliche weitere Fälle | |
seien beherrschbar. Für weitere Aussagen müssten klinische Untersuchungen | |
erst zeigen, ob sich die Übertragung geändert habe und um welchen | |
Virusstamm es sich handle. „Darüber können wir mehr sagen, wenn die | |
Untersuchungen abgeschlossen sind“, erklärte Lauterbach. „Wir sind da gut | |
vorbereitet.“ | |
20 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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