# taz.de -- AfD erkennt parteinahe Stiftung an: Steinbach setzt sich durch | |
> Die Rechtspopulisten entscheiden sich für die Desiderius-Erasmus-Stiftung | |
> um Erika Steinbach. Für manche verrät die AfD damit „einen Teil ihrer | |
> Seele“. | |
Bild: Die AfD hat sich für die Stiftung entschieden, der sie vorsitzt: Ex-CDU-… | |
Augsburg taz | Als Erika Steinbach fertig ist, brandet am [1][Samstagabend | |
in der Augsburger Messe] tosender Applaus auf. Die Delegierten der AfD | |
stehen auf und klatschen begegeistert. Steinbach sollte eigentlich die | |
Desiderius-Erasmus-Stiftung, [2][der sie vorsitzt], vorstellen. Doch die | |
parteilose Ex-CDUlerin hat eine Rede gehalten, als wolle sie sich für den | |
Vorsitz der AfD bewerben. | |
„Weil es mich umtreibt, was mit Deutschland geschieht“, der „immer noch | |
nicht abreißende Strom von Migranten“, unter dem viele Frauen zu leiden | |
hätten, „wir sind keine Nazis“ – alles, womit man AfDler schnell begeist… | |
kann, ist drin. Nur zur DES, wie ihre Stiftung abgekürzt wird, sagt sie | |
wenig. | |
Den meisten Delegierten macht das nichts. Mit knapp zwei Dritteln der | |
Stimmen erkennt der AfD-Parteitag später am Abend die DES als parteinahe | |
Stiftung an. Die Konkurrenz, die Gustav-Stresemann-Stiftung, erhält eine | |
Absage. Allerdings soll die DES den Namen des ehemaligen Reichskanzler | |
erhalten, wenn dies juristisch möglich ist. | |
Das Problem: Die Nachkommen Stresemanns hatten angekündigt, dagegen | |
gerichtlich vorzugehen. Und sollte sich die AfD mit ihrem Ziel durchsetzen, | |
parteinahe Stiftungen grundsätzlich abzuschaffen, soll dies auch für die | |
DES gelten. | |
Aber damit rechnet natürlich niemand. Schon eher mit viel Geld für die | |
Verbreitung des AfD-Weltbildes. Vermutlich ab der nächsten | |
Legislaturperiode kann die DES [3][Geld aus der staatlichen | |
Parteienfinanzierung] erhalten – gerechnet wird mit einem hohen | |
zweistelligen Millionenbetrag. | |
## Erhitzte Debatte | |
Der Entscheidung war eine erhitzte Debatte vorausgegangen. Denn es ging | |
nicht nur darum, welche Stiftung es werden sollte, sondern auch, [4][ob die | |
AfD überhaupt eine solche haben will]. Schließlich war sie mit dem | |
Versprechen angetreten, mit dem System der Parteienfinanzierung der | |
verhassten „Altparteien“ aufzuräumen. In der Debatte war, mitunter | |
lautstark, von fehlender Prinzipientreue, Opportunismus und dem Verrat | |
eines Teils der Seele der Partei die Rede. | |
Die AfD begebe sich damit auf das Niveau der „Altparteien“ kritisierte eine | |
Delegierte. „Es geht um Glaubwürdigkeit, die wir hier verkaufen“, rief der | |
Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz, einer der vehementesten Gegner der | |
Stiftungsidee, erregt in den Saal. „Wir verstoßen gegen unser | |
Grundsatzprogramm“, kritisierte auch Karsten Hilse, der ebenfalls im | |
Bundestag sitzt. | |
Die Befürworter dagegen sprachen von der Waffengleichheit mit den anderen | |
Parteien, die geschaffen werden soll. Die AfD müsse das Denken der Menschen | |
erreichen, argumentierte Helmuth Seifen, Landeschef in Nordrhein-Westfalen. | |
Dafür sei es notwendig, mit Hilfe der Stiftung die „Indoktrination“ der | |
anderen Parteien zu brechen. | |
Im Kuratorium der DES sitzen zwei Mitglieder der CDU, die ehemalge | |
DDR-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe und Wirtschaftsprofessor Max Otte, der | |
zuletzt das „neue Hambacher-Fest“ ausgerichtet hatte, aber auch Vertreter | |
der neuen Rechten wie der Publizist Karlheinz Weißmann und Staatsrechtler | |
Karl Albrecht Schachtschneider. | |
Fraktionschefin Alice Weidel hatte sich von Anfang an für die DES stark | |
gemacht, während ihr Co-Chef Alexander Gauland die | |
Gustav-Stresemann-Stiftung favorisierte. Diese war bereits 2011 gegründet | |
worden, um der islamfeindlichen Kleinstpartei „Die Freiheit“ zu dienen. | |
Gauland ging es allerdings vor allem um den Namen. Stresemann verkörpere | |
die Werte der AfD optimal, hatte er schon vor Monaten betont. Am Samstag | |
meldeten sich weder Weidel noch er zur Stiftung zu Wort. | |
1 Jul 2018 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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