| # taz.de -- Kommentar AfD-Parteitag: Merkel als Kitt | |
| > Gauland nutzt seine Rede beim Parteitag zur maximalen Provokation gegen | |
| > Merkel. Die Wut auf sie und die Flüchtlinge ist das, was die AfD | |
| > zusammenhält. | |
| Bild: Ohne sie geht es nicht: Bundeskanzlerin Merkel im Gespräch mit den AfD-F… | |
| Als die Kanzlerin in den vergangenen Wochen ins Wanken geriet, sahen das in | |
| der AfD manche mit Sorge. Es ist ein Paradox. Die Partei, die in Merkel das | |
| personifizierte Böse sieht, dem man besser heute als morgen den Garaus | |
| macht, die Partei, die „Merkel-muss-weg“ durch die Republik brüllt: Sie | |
| braucht die Kanzlerin. Die Wut auf sie ist, neben dem Hass auf Flüchtlinge | |
| und Muslime, der Kitt, der die AfD zusammenhält – und ihre WählerInnen | |
| mobilisiert. | |
| Die Klügeren in der Partei haben das längst begriffen. Parteichef Gauland, | |
| der kaum eine Grenze mehr zu kennen scheint, nutzte denn auch seine | |
| Eröffnungsrede zum [1][Angriff auf Merkel mit maximaler Provokation]: | |
| Innerhalb von wenigen Minuten verglich er sie erst direkt mit Honecker, | |
| dann indirekt mit Hitler, wobei er letzteren Namen nicht aussprach, aber | |
| einen klaren Assoziationsrahmen schuf – und damit die Möglichkeit zur | |
| üblichen „Das-hab-ich-so-nicht-gesagt“-Entschuldigung gleich einbaute. | |
| Die Partei hat in Augsburg erneut gezeigt, wie zerrissen sie ist: Dies | |
| zeigt der Streit um die [2][Anerkennung einer parteinahen Stiftung], für | |
| die viele sich stark machten, ein Teil aber als Verrat an den Grundfesten | |
| der AfD strikt ablehnt. War die AfD nicht mit dem Ziel angetreten, diese | |
| Art der indirekten Parteienfinanzierung abzuschaffen? Vom „Verkauf eines | |
| Teils unserer Seele“ war in der erhitzten Debatte die Rede. | |
| Größere Sprengkraft aber hat für die radikal rechte Partei die | |
| [3][Diskussion um Sozialpolitik]. Meuthens Ziel, die gesetzliche Rente | |
| abzuschaffen, hat mit den Ideen der Völkisch-Nationalen aus Thüringen, die | |
| mehr Staat und einen Zuschlag auf niedrige Renten nur für Deutsche fordern, | |
| wenig gemein. Höcke und Co. setzten sich mit ihrem Antrag durch, im | |
| kommenden Jahr einen Sonderparteitag zum Thema Sozialpolitik zu machen, am | |
| liebsten in Sachsen. Für die AfD steht dann eine Grundsatzentscheidung an: | |
| Will sie, ähnlich dem Front National in Frankreich, den | |
| nationalistisch-sozialen Weg gehen? Oder soll etwas von den | |
| wirtschaftsliberalen Ideen der Parteigründer gerettet werden? | |
| 2019 wird in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt, die AfD will in | |
| Sachsen stärkste Kraft werden und eine Regierungsbildung ohne sie maximal | |
| erschweren. „Wenn wir soziale Gerechtigkeit mit dem Thema Identität | |
| verknüpfen, werden wir zur stärksten Vokspartei“, so Höckes Credo. Meuthens | |
| Ansatz passt da nicht. Insgeheim dürfte die AfD froh sein, wenn Merkel im | |
| kommenden Jahr noch Kanzlerin ist. | |
| 1 Jul 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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