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# taz.de -- Ada Lovelace Day: Der weibliche Algorithmus
> Sie war die erste Programmierin der Weltgeschichte. Heute soll Ada
> Lovelace Frauen Mut machen, sich in Technik und Naturwissenschaften zu
> behaupten.
Bild: Pionierin: Ada Lovelace im Jahr 1836.
Ada Lovelace lebte ein kurzes Leben, die Tochter des berüchtigten Dichters
Lord Byron wurde nur 36 Jahre alt. Doch das reichte für einen Platz in der
Geschichte: Obwohl Frauen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kaum
Zugang zum Wissenschaftsbetrieb fanden und ihnen das Betreten von
Bibliotheken nicht gestattet war, gilt Lovelace heute als Verfasserin des
ersten (Computer-) Programms der Welt. Sie übersetze Schriften von Charles
Babbage, der [1][eine dampfbetriebene Rechenmaschine] erdacht hatte, und
entwickelte einen Algorithmus für dieses Gerät.
Zwar gab das britische Parlament das Budget für die Realisierung der
Maschine nicht frei – und womöglich wäre auch die Feinmechanik der
damaligen Zeit nicht präzise genug gewesen – dennoch ist Lovelaces
Verdienst unstrittig. Die Programmiersprache Ada wurde nach ihr benannt,
genau wie die für Errungenschaften in Informatik vergebene „Lovelace-Medal“
und die [2][Ada-Initiative], die sich für die Partizipation von Frauen in
Wissenschaft und Technik engagiert.
Lovelace zu Ehren findet außerdem am 15. Oktober der „Ada Lovelace Day“
statt, in diesem Jahr zum fünften Mal. Auf Initiative der Netz-Aktivistin
Suw Charman-Anderson entstanden, soll er Aufmerksamkeit auf historische und
gegenwärtige Frauen in Naturwissenschaften lenken. Auf dem Blog
[3][„Finding Ada“] kann jeder Nutzer Geschichten über Forschung,
Frauenschicksale und Laborheldinnen [4][beitragen]. Auch alle weiteren
Projekte anlässlich des Aktionstags sind hier einzusehen.
Dabei ist nicht Ruhm entscheidend, sondern Identifikationsmöglichkeiten für
die junge Generation: Charman-Anderson [5][schreibt im Guardian]
beispielhaft über Dr. Helen Scales: Deren Vorbild war die Meeresbiologin
Dr. Eugenie Clark. Als sie von ihr hörte, entstand der Gedanke, es dem Idol
gleich zu tun. Es gäbe keinen Grund, warum sie nicht in Dr. Clarks
Fußstapfen treten könne.
## Immer noch viel Handlungsbedarf
Was der Namenpatronin Lovelace im 19. Jahrhundert noch verwehrt blieb –
nämlich Zugang zu Informationen, universitärer Ausbildung oder gar
ernsthaftem Austausch unter Kollegen – das steht Frauen in Europa heute
theoretisch offen. Dennoch sieht nicht nur Suw Charman-Anderson
Handlungsbedarf: Das Bekanntmachen möglicher Vorbilder und die Anerkennung
der von Frauen geleisteten Forschung soll Chancengleichheit begünstigen.
Laut dem [6][Mentorinnennetzwerk für Frauen in Naturwissenschaft und
Technik] der Goethe-Universität in Frankfurt am Main sind Frauen trotz
Interesse, Leistung und Qualifikation im Berufsalltag noch
unterrepräsentiert: Die Anzahl der Frauen nimmt entlang der Karriereleiter
kontinuierlich ab. Die Gründe sind nicht eindeutig benennbar, deshalb
konzentriert sich die Initiative auf konstruktive Unterstützung und
Vernetzung statt Ursachensuche.
Ein ähnliches Bild bietet sich in der IT. Die seit 25 Jahren in der der
Gesellschaft für Informatik bestehende Fachgruppe [7][Frauen und Informatik
in der GI] nennt die üblichen verdächtigen Gründe: geschlechtsspezifische
Erziehung, schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine männliche
Perspektive in der Entwicklung von IT-Systemen.
Die Initiativen sind nur zwei von vielen, die Hilfe zur Orientierung im
Studium und Networking anbieten. Dass unterdessen Frauen auch Männer zum
Vorbild haben können und Männer Frauen, muss heute hoffentlich nicht mehr
extra betont werden.
15 Oct 2013
## LINKS
[1] http://www.fourmilab.ch/babbage/
[2] http://adainitiative.org/
[3] http://findingada.com/
[4] http://findingada.com/stories/
[5] http://www.theguardian.com/technology/2013/oct/15/nerd-cabaret-wikipedia-ad…
[6] http://www.mentorinnennetzwerk.de/
[7] http://www.frauen-informatik.de/joomla/index.php
## AUTOREN
Donata Kindesperk
## TAGS
Forschung
Frauenrechte
Chancengleichheit
Der Hausbesuch
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Ausstellung
Schwerpunkt Bayer AG
Hund
Medizin
Geschlechterdebatte
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