| # taz.de -- Deutsche Migrationspolitik: Die Shitshow ist in jeder Hinsicht sinn… | |
| > Seit dem Fluchtsommer verschärft sich die Migrationspolitik in | |
| > Deutschland. Dabei hätte es durchaus anders laufen können – und sollen. | |
| Bild: Deutsche Willkomenskultur: das BAMF in Eisenhüttenstadt | |
| Eine unvollständige Liste der migrationspolitischen Entwicklungen in der | |
| westlichen Welt aus dem Jahr 2025: Die Bundesregierung ordnet | |
| [1][rechtswidrige Zurückweisungen von Asylsuchenden an den deutschen | |
| Grenzen] an. Die US-Behörden entführen Ausländer auf offener Straße und | |
| schieben sie in Länder wie den Südsudan ab, in denen sie nie zuvor waren. | |
| Die Labour-Regierung in Großbritannien schließt mit Frankreich ein | |
| kompliziertes Rücknahmeabkommen für Geflüchtete ab und kündigt später an, | |
| Asyl künftig nur noch streng zeitlich begrenzt zu gewähren. Die | |
| EU-Institutionen kippen das sogenannte Verbindungselement und machen es | |
| dadurch künftig möglich, Menschen, die abgeschoben werden sollen, in | |
| Haftlagern außerhalb der EU „zwischenzulagern“. | |
| Die Bundesregierung bringt das Geas-Anpassungsgesetz auf den Weg, mit dem | |
| bald Quasi-Haftlager für Geflüchtete entstehen dürften, für die nach dem | |
| Dublin-System andere EU-Länder zuständig sind. Und vor wenigen Tagen | |
| kündigte das Bundesinnenministerium an, nun doch [2][rund 550 afghanische | |
| Menschenrechtler*innen und Ex-Ortskräfte einreisen] zu lassen, die | |
| bislang in Pakistan festsaßen, entzieht aber mindestens 650 anderen | |
| Afghan*innen das einst gegebene Aufnahmeversprechen. Es gibt Hinweise, | |
| dass deutsche Stellen den pakistanischen Behörden dabei helfen, die | |
| Verbliebenen zurück nach Afghanistan abzuschieben, in die Hände der | |
| Taliban. | |
| Man kann das alles – mit Verlaub – eine Shitshow nennen. Bei den westlichen | |
| Regierungen scheint es eine sehr genaue Vorstellung davon zu geben, wer | |
| willkommen ist und wer nicht: maximal, wer ökonomisch verwertbar ist. Aber | |
| [3][nicht mal unter ökonomischen Gesichtspunkten] macht diese | |
| Migrationspolitik Sinn. Abschottung geht vor Fachkräftemangel, massiven | |
| demografischen Herausforderungen und natürlich vor den Existenzen und | |
| Rechten derer, die hier Zuflucht suchten. Vor zehn Jahren zeigte der | |
| Fluchtsommer 2015 kurz, dass es anders ginge: dass die Shitshow nicht | |
| zwingend ist und die reichen Länder und gerade Deutschland sehr wohl in der | |
| Lage sind, denen Schutz zu bieten, die ihn brauchen – wenn sie es denn | |
| wollen. | |
| Die Zeit, in der Bewegungsfreiheit für alle zur Realität wurde, hielt nicht | |
| lange. Es folgten innerhalb weniger Monate Asylrechtsverschärfungen und der | |
| EU-Türkei-Deal. Aber dass es zehn Jahre später so düster aussehen würde, | |
| wie es heute ist, konnte sich damals wohl niemand vorstellen. | |
| Der politische Diskurs hat sich auf Restriktion verengt. Die | |
| flüchtlingspolitisch engagierte Zivilgesellschaft findet sich in einer | |
| Situation wieder, in der sogar der Erhalt des Status quo ein Kampf ist. | |
| Gerade deswegen ist es wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass | |
| eine progressive Migrationspolitik möglich ist – und Bewegungsfreiheit | |
| auch. | |
| 19 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Franziska Schindler | |
| Frederik Eikmanns | |
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