| # taz.de -- Erfolg für Equal Pay: Mitarbeiterin muss sich nicht mit Mittelmaß… | |
| > Eine Abteilungsleiterin von Daimler klagte auf Gleichbehandlung bei der | |
| > Bezahlung. Das Bundesarbeitsgericht gab ihr im Wesentlichen Recht. | |
| Bild: Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt | |
| Erfurt taz | Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat einen Rückschritt bei | |
| Equal-Pay-Klagen verhindert. [1][Im Fall einer Abteilungsleiterin von | |
| Daimler] entschied es, dass ihre Entschädigung sich am Gehalt eines | |
| besonders gut verdienenden Kollegen orientieren kann – und nicht nur am | |
| Mittelwert (Median) der männlichen Abteilungsleiter. Die Klägerin, seit 15 | |
| Jahren Abteilungsleiterin bei Daimler Trucks, stellte nach ihrer Elternzeit | |
| fest, dass sie deutlich weniger verdiente als ihre männlichen Kollegen. Da | |
| sie das Gehalt eines Kollegen kannte, forderte sie für sich die gleiche | |
| Bezahlung ein. | |
| Das Landesarbeitsgericht (LAG) Stuttgart sprach ihr zuvor eine | |
| Entschädigung von 130.000 Euro für vier Jahre zu. Die Summe orientierte | |
| sich am Mittelwert der männlichen Abteilungsleiter. Sie habe keinen | |
| Anspruch auf das gleiche Gehalt wie der Kollege, der besonders gut | |
| verdiene. | |
| Das war eine Abkehr von der bisherigen Berechnung der Entschädigung, | |
| [2][weshalb die Frau in Revision zum BAG zog]. Unterstützt wurde sie | |
| [3][von der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) und deren Anwältin Sarah | |
| Lincoln]. „Frauen müssen sich nicht mit Mittelmaß zufriedengeben“, sagte | |
| sie vor dem BAG. | |
| Die Daimler-Anwältin Mona Herzig argumentierte, dass Equal Pay keine | |
| leistungsgemäße Bezahlung verhindern dürfe. „Es kann nicht sein, dass alle | |
| mit den Spitzenverdienern gleich behandelt werden“. Im Fall der Klägerin | |
| sei die Schlechterbezahlung gerechtfertigt. Sie habe „im Quervergleich | |
| nicht so gut performt“ und auch weniger verdient als der Mittelwert der | |
| weiblichen Abteilungsleiter. Deutlicher wurde Herzig nicht. | |
| ## Für den Vergleich genügt ein besser verdienender Mann | |
| Das BAG bestätigte jedoch die bisherige Rechtsprechung, gestützt auf | |
| Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs. Für eine Klage reiche es aus, einen | |
| besser verdienenden Kollegen mit gleichwertiger Arbeit zu benennen, | |
| erklärte die Vorsitzende Richterin Martina Ahrendt. In diesem Fall greife | |
| die Vermutung einer Diskriminierung nach dem Allgemeinen | |
| Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Der Arbeitgeber könne diese Vermutung nur | |
| entkräften, wenn er sachliche Gründe für die Ungleichbehandlung nachweise. | |
| Gelingt ihm das nicht, habe die Frau Anspruch auf die gleiche Bezahlung wie | |
| der Mann. | |
| Das BAG sprach der Klägerin jedoch nicht die geforderten 420.000 Euro zu, | |
| sondern verwies den Fall zurück an das LAG. Dort muss Daimler Trucks nun | |
| darlegen, warum die Abteilungsleiterin schlechter bezahlt wird. | |
| Auch nach dem Urteil gibt es keinen Anspruch, das Gehalt eines Kollegen zu | |
| erfahren. Das Entgelttransparenzgesetz erlaubt lediglich, die | |
| Durchschnittsgehälter von Männern und Frauen zu erfragen. GFF-Anwältin | |
| Sarah Lincoln rät Frauen daher: „Fragen Sie die Kollegen, wie viel sie | |
| verdienen!“ | |
| 24 Oct 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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