# taz.de -- Gedenkstätte Yad Vashem: Deutschland soll neues Holocaust-Bildungs… | |
> Junge Menschen in Deutschland wissen immer weniger über die Shoa. Ein | |
> neuer Standort der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem soll das ändern. | |
Bild: Die Halle der Namen in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem | |
Berlin taz | Wie vermittelt man die Geschichte des Holocaust an kommende | |
Generationen? Diese Frage stellen sich in Deutschland Dutzende | |
Gedenkstätten, aber auch viele Lehrer und Studierende. Manchen jüngeren | |
Menschen erscheint der [1][Massenmord an Juden als unendlich weit | |
entferntes Ereignis], dem sie keine große Bedeutung mehr beimessen. | |
An der [2][Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem] beschäftigt sich seit 1993 | |
die Internationale Schule für Holocaust-Studien (ISHS) mit dieser | |
Fragestellung. Sie bietet Fortbildungen an und fördert den | |
Erfahrungsaustausch mit Pädagogen. Zudem werden dort Unterrichtsmaterialien | |
für den Einsatz an Schulen entwickelt. | |
Bald könnte eine solche Bildungseinrichtung auch in Deutschland bestehen. | |
Yad Vashem hat sich dafür entschieden, in der Bundesrepublik ihr erstes | |
Holocaust-Bildungszentrum außerhalb Israels zu errichten. Drei mögliche | |
Standorte kämen dafür in Frage, gelegen in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder | |
Sachsen, so das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, das am Mittwochabend von | |
[3][Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU)] und dem | |
[4][Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dayan] vorgestellt wurde. | |
Prien sagte, dass junge Menschen zu wenig über den Holocaust wüssten. Nach | |
aktuellen Studien sei etwa 40 Prozent der Deutschen nicht bekannt, „dass | |
sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus | |
ermordet wurden“, sagte sie. | |
## Kein Museum, kein Neubau | |
Dani Dayan glaubt, dass sich mit einem solchen Zentrum „gefährlichen | |
Phänomene der Verharmlosung und Verzerrung des Holocaust“ wirksam bekämpft | |
werden könnten. „Dieses Projekt wird die Partnerschaften zwischen Yad | |
Vashem und deutschen Institutionen stärken und [5][die | |
Holocaust-Gedenklandschaft in Deutschland] bereichern“, sagte er. | |
Es gehe nicht um ein Museum. Es sei wichtiger, was in dem Gebäude passiere, | |
als wie es aussehe. Ein Neubau ist demnach nicht geplant. Es gehe darum, | |
die Perspektive der Opfer in das Land der Täter zu bringen, sagte Dayan | |
Die rot-grüne Bundesregierung unterstützt in ihrer Koalitionsvereinbarung | |
die Einrichtung eines solchen Holocaust-Zentrums. Die Idee dazu war bei | |
einem Treffen zwischen Dayan und [6][dem früheren Kanzler Olaf Scholz | |
(SPD)] im Dezember 2023 entstanden. | |
Die endgültige Entscheidung über den Standort soll im kommenden Jahr | |
erfolgen. Zwei bis drei Jahre später soll das Zentrum seine Arbeit | |
aufnehmen. Die Bildungsstätte werde etwa 20 Mitarbeiter haben. Sie soll | |
offen für alle sein, sich aber besonders an Lehrkräfte richten, sagte | |
Dayan. | |
Hamburg und Köln werben bereits darum, als Standort ausgewählt zu werden. | |
Die [7][Hamburger Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit] sprach das Thema | |
bei ihrem Israel-Besuch im Juni an und warb damit, dass die Hansestadt enge | |
Beziehungen zur jüdischen Gemeinde pflege. 80 Jahre nach Ende des Krieges | |
und der Verbrechen der NS-Zeit müsse „aus der Erinnerung etwas Neues, nach | |
vorne gerichtetes entstehen“, sagte sie. | |
## Älteste jüdische Gemeinschaft in Deutschland | |
Die nordrhein-westfälische Landesregierung empfiehlt Köln als Standort für | |
das Holocaust-Bildungszentrum. „Diese [8][Stadt, in der jüdisches Leben | |
seine tiefsten Wurzeln in ganz Deutschland] hat, wäre der richtige | |
Standort, um Bildungsarbeit zum Thema Holocaust zu betreiben“, sagte | |
Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) jüngst. | |
Er versprach auch eine finanzielle Unterstützung. Auch Abraham Lehrer vom | |
Zentralrat der Juden in Deutschland, der auch im Vorstand der Kölner | |
Synagogen-Gemeinde sitzt, unterstützt die Pläne. In Köln lebte die älteste | |
jüdische Gemeinschaft Deutschlands – die erste Erwähnung stammt aus dem | |
Jahr 321. Derzeit entsteht dort ein großes jüdisches Museum. | |
19 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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