# taz.de -- Griechenlands radikaler Migrationskurs: Rote Karte für NGOs, Fußf… | |
> Die griechische Regierung fährt eine knallharte Asylpolitik: Für NGOs, | |
> die sich widersetzen, wird der Zugang zu Flüchtlingslagern vewehrt. | |
Bild: Vor einem Aufnahmelager auf Lesbos, September 2020: Um in Griechenland Ge… | |
Athen taz | Zuerst ging es den Geflüchteten an den Kragen, nun sind die | |
NGOs dran: Wer sich dem sich abermals verschärfenden Migrations- und | |
Asylkurs der [1][konservativen Regierung] in Athen zu widersetzen wagt, dem | |
drohen harte Sanktionen. Dies sieht ein Gesetzentwurf der Regierung | |
[2][unter Premier Kyriakos Mitsotakis] zur irregulären Einwanderung vor, | |
die der Athener Migrationsminister Thanos Plevris in diesen Tagen im | |
Athener Parlament vorantreibt. | |
Zuerst berichtete die Athener Tageszeitung Kathimerini darüber. Ins Visier | |
sollen demnach in Griechenland tätige NGOs künftig in drei Fällen geraten. | |
Erstens, falls diese „unter Geflüchteten Positionen verbreiten, die gegen | |
die offizielle Migrationspolitik der Regierung zur freiwilligen Ausreise | |
und Rückführung verstoßen“. Zweitens, falls NGOs „behördliche | |
Entscheidungen anfechten, die die Aussetzung des Asyls und eine | |
Verwaltungshaft anordnen“. Und drittens, falls NGOs „ihnen gewährte Gelder | |
nicht für vorgesehene Zwecke verwenden“. | |
Bei Verstoß wird die NGO aus dem im Athener Migrationsministerium geführten | |
offiziellen NGO-Register gestrichen. Dies führt zwar nicht zwingend zur | |
Auflösung. Den betroffenen NGOs wird jedoch der Zugang zu den Einrichtungen | |
wie die geschlossenen Aufnahmelager, in denen sich die Migranten befinden, | |
strikt untersagt – was deren Flüchtlingsarbeit faktisch drastisch | |
einschränken würde. Denn seit der Einführung des NGO-Registers im Jahr 2020 | |
haben nur Mitarbeiter einer registrierten NGO Zugang zu diesen | |
Einrichtungen. | |
Aktuell zählt das NGO-Register in Athen rund einhundert NGOs. Nötig | |
geworden sei die Gesetzesinitiative in den Augen der Regierung Mitsotakis | |
laut griechischen Medienberichten, nachdem zwei registrierte NGOs zuletzt | |
behördliche Entscheidungen angefochten haben. | |
Dabei ging es um die Aussetzung von Asylanträgen von Geflüchteten aus | |
Libyen. Die Regierung Mitsotakis will nun offenbar einer Klagewelle den | |
Riegel vorschieben. Doch damit nicht genug: Plevris’ Gesetzentwurf zur | |
irregulären Einwanderung sieht zudem die elektronische Überwachung mit | |
einer Fußfessel für abgelehnte Asylbewerber vor. So will die Regierung | |
Mitsotakis sicherstellen, dass abgelehnte Asylbewerber Hellas freiwillig in | |
der vorgesehenen Frist verlassen. | |
## Mitarbeiter im Migrationsministerium kritisieren den neuen Kurs | |
Erst am 11. Juli hatte die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia | |
Hand in Hand mit der oppositionellen Griechischen Lösung sowie | |
Ex-Abgeordneten der nationalistischen Spartaner eine [3][höchstumstrittene | |
Neuregelung für das Asylwesen im Athener Parlament verabschiedet]. Darin | |
heißt es: „Die Einreichung von Asylanträgen von Personen, die mit | |
Transportmitteln auf dem Seeweg aus Nordafrika illegal ins Land kommen, | |
wird ausgesetzt. Diese Personen werden ohne Registrierung in das Land der | |
Abreise oder der Herkunft zurückgeführt.“ Die [4][Neuregelung] gelte für | |
drei Monate. | |
Migrationsminister Plevris’ Begründung: „An Libyens Küste gibt es drei | |
Millionen Migranten. Falls wir zulassen, dass sie in Massen nach Europa | |
kommen, würden wir von einem Bevölkerungsaustausch sprechen und nicht über | |
den Schutz von Vulnerablen.“ Plevris hatte zuvor die Asylneuregelung | |
demonstrativ unter dem Titel „Sofortige Maßnahmen zur Bekämpfung der | |
Invasion aus Nordafrika“ angekündigt. Seine „klare Botschaft“ an | |
potenzielle Neuankömmlinge lautet: „Bleibt da, wo ihr seid. Wir akzeptieren | |
euch nicht.“ Wer illegal nach Hellas komme, dem drohe entweder der Knast | |
oder die Rückkehr. | |
Mitarbeiter im Athener Migrationsministerium verurteilen Plevris’ Maßnahmen | |
in scharfer Form. „Es ist heuchlerisch, im Namen einer (angeblichen) | |
„Notlage“ Tausenden von Menschen, die durch Krieg und Armut entwurzelt | |
worden sind, das Recht auf Asyl zu verweigern“, erklärten unisono alle drei | |
Beamtenverbände im Ministerium. Plevris’ lapidare Antwort: „Es ist nicht | |
die Aufgabe von Beamten, die Politik mitzugestalten, sondern sie | |
umzusetzen.“ | |
21 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Ferry Batzoglou | |
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