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# taz.de -- EU-Außengrenze: Athen will Fluchtroute von Libyen nach Kreta schli…
> Griechenlands Regierung setzt in der Flüchtlingspolitik auf maximale
> Abschreckung. Jetzt wird die Verlängerung einer umstrittenen Neuregelung
> erwogen.
Bild: Kurz zuvor in Kreta angekommene Flüchtlinge im Lager Agia bei Chania am …
Athen taz | Die „Unerwünschten“ kommen weiterhin. Binnen vier Tagen – vom
12. September bis zum 15. September – haben mehr als eintausend Flüchtlinge
und Migranten aus Libyen über das Meer die Insel Kreta und die südlich
davon gelegene Insel Gavdos erreicht. Dies berichten griechische Medien
unter Berufung auf die griechische Küstenwache.
Seit Jahresbeginn seien offiziellen Angaben zufolge 12.890 irreguläre
Migranten aus Nordafrika auf Kreta gelandet – etwa viermal so viele wie im
entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Dabei hatte die Regierung in Athen unter [1][dem konservativen Premier
Kyriakos Mitsotakis] aus ihrer Sicht zuletzt alles dafür getan, die
Flüchtlinge und Migranten effizient zu stoppen. Das Athener Parlament
verabschiedete am 11. Juli eine Asylneuregelung. Demnach können Personen,
die mit Schiffen aus Nordafrika kommend Hellas erreichen, vorübergehend
keine Asylanträge mehr stellen.
„Diese Personen werden ohne Registrierung in das Land der Abreise oder der
Herkunft zurückgeführt“, heißt es. Die Neuregelung gelte für drei Monate …
also bis Mitte Oktober.
## Minister erwägt längere Aussetzung des Asylrechts
Die anhaltende irreguläre Migration auf dem Seeweg aus Nordafrika nach
Kreta rief derweil den Athener Migrationsminister Athanasios Plevris auf
den Plan. „Je nach Entwicklung der Lage“, erklärte er, werde die Mitte
Oktober auslaufende Aussetzung für die Einreichung von Asylanträgen für
Personen, die aus Nordafrika über den Seeweg Kreta erreichen, womöglich
verlängert werden.
Zudem prüfe er zusätzliche Maßnahmen, „sofern dies als notwendig erachtet
wird“. Die Regierung in Athen sei nicht dazu bereit, die
[2][Migrationsroute aus Libyen nach Kreta] sich „stabilisieren zu lassen“.
Die Geflüchteten scheint jedenfalls auch nicht das neue Migrationsgesetz in
Athen abzuschrecken, das am 3. September im Athener Parlament verabschiedet
wurde. Es sieht unter anderem vor, dass gegen abgelehnte Asylbewerber eine
Freiheitsstrafe von zwei bis fünf Jahren sowie eine Geldstrafe von
mindestens 5.000 Euro fällig ist, wenn sie illegal in Griechenland bleiben.
Nur wenn der abgelehnte Asylbewerber freiwillig ausreist, tritt eine
Aussetzung der Strafen ein. Das Ziel mit Blick auf potenzielle
Neuankömmlinge: maximale Abschreckung.
Stattdessen verschlimmerten sich zuletzt die Zustände in einer
Notunterkunft im Dorf Agia etwa zehn Kilometer von der westkretischen Stadt
Chania entfernt. Die Neuankömmlinge werden dort in einer Lagerhalle
untergebracht.
## Ausschreitungen in mangelhaft ausgestattetem Asyllager
Es fehlt nicht nur eine Klimaanlage, sondern es mangelt auch an Betten,
Toiletten und Duschen. Immer mehr Lagerinsassen klagen über Hautkrankheiten
wie Krätze.
Die Behörden hatten schon früh gewarnt, dass sich die Lage in der Halle in
Agia zuspitzen könne. Dies bewahrheitete sich am späten Donnerstagsabend,
als es in der Lagerhalle zu schweren Ausschreitungen kam.
Griechischen Medienberichten zufolge gerieten Sudanesen und Ägypter
aneinander. Zwei Personen seien schwer verletzt worden. Etwa dreißig
Polizisten eilten zum Ort des Geschehens, um die erhitzten Gemüter wieder
zu beruhigen. Die Schwerverletzten wurden ins Krankenhaus gebracht. Einer
werde wegen eines Hämatoms am Kopf behandelt, der zweite habe ebenfalls
Kopfverletzungen erlitten, berichteten lokale Medien.
Bereits am Dienstag- und Mittwochabend voriger Woche sei es in der
Lagerhalle in Agia zu Zwischenfällen gekommen, berichteten lokale Medien.
## Per Schiff Ankommende werden nicht mehr registriert
Von Januar bis August dieses Jahres stellten 40.016 Personen einen
Asylantrag in Griechenland, wie das Migrationsministerium in Athen jüngst
bekanntgab. 24,8 Prozent der Asylbewerber kommen aus Afghanistan, weitere
17,8 Prozent aus Ägypten und 9,8 Prozent aus dem Sudan.
In den ersten acht Monaten 2025 wurden offiziellen Angaben zufolge 29.346
irreguläre Migranten neu in Hellas registriert – Kreta inbegriffen. Dies
sind 9 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (Januar bis
August 2024: 32.251). Im August dieses Jahres registrierten die Behörden
3.547 neue irreguläre Migranten, im Juli waren es noch 6.724.
Beobachtern zufolge dürfte der deutliche Rückgang im August nicht zuletzt
darauf zurückzuführen sein, dass alle auf dem Seeweg aus Nordafrika in
Hellas ankommenden irregulären Migranten gemäß der gesetzlichen Neuregelung
vom 11. Juli erst gar nicht registriert werden.
21 Sep 2025
## LINKS
[1] /Demokratieverfall-in-Griechenland/!6102819
[2] /Bootskatastrophen-im-Mittelmeer/!6114664
## AUTOREN
Ferry Batzoglou
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Griechenland
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