# taz.de -- Migration nach Griechenland: Schutzsuchende unerwünscht | |
> Fußfesseln und hohe Geldstrafen: Die Regierung in Athen hat ein neues | |
> Migrationsgesetz verabschiedet. Von Linken, NGOs und UN kommt Kritik. | |
Athen taz | Tief in der Nacht zum Mittwoch war es so weit: Erwartungsgemäß | |
hat das Athener Parlament ein neues Migrationsgesetz verabschiedet. [1][Den | |
Entwurf dafür] hatte das Athener Ministerium für Migration und Asylwesen | |
eingereicht. Es bedeutet eine weitere Verschärfung im ohnehin [2][äußerst | |
rigiden Migrations- und Asylkurs] der konservativen Regierung unter Premier | |
Kyriakos Mitsotakis. | |
Die Kernpunkte: Erstmals wird ein „zwingender Grund“ für die | |
Einreiseverweigerung bei einer „Gefahr für die öffentliche Ordnung und | |
Sicherheit“ eingeführt. Ferner wird der illegale Aufenthalt in Griechenland | |
fortan unter Strafe gestellt. Dafür ist eine Freiheitsstrafe von zwei bis | |
fünf Jahren sowie eine Geldstrafe von mindestens 5.000 Euro fällig. Nur | |
falls der Straftäter freiwillig ausreist, tritt eine Aussetzung der Strafen | |
ein. Die illegale Wiedereinreise von Menschen, die auf einer Liste | |
„unerwünschter Personen“ stehen, wird mit Freiheitsstrafen von mindestens | |
drei Jahren belegt, Geldstrafen erhöhen sich auf mindestens 10.000 Euro. | |
Zudem wird die Frist für die freiwillige Ausreise von bisher 25 Tagen auf | |
14 Tage verkürzt. Nur in Ausnahmefällen kann sie auf 60 Tage statt wie | |
bisher auf 120 Tage verlängert werden. Die griechischen Behörden dürfen dem | |
zur Rückkehr verpflichteten Personen elektronische Fußfesseln zur | |
Überwachung anlegen. | |
Es handele sich um „eine Zwischenlösung zwischen völliger Freiheit und | |
Inhaftierung“, so das Migrationsministerium. Die freiwillige Ausreise könne | |
so „besser kontrolliert werden.“ Stichwort Knast oder Rückkehr: Wer | |
Griechenland ohne Einreiseerlaubnis erreicht, sieht sich künftig einer | |
Verwaltungshaft von bis zu 24 Monaten ausgesetzt. | |
## UN-Flüchtlingskommissar übt scharfe Kritik | |
Ferner wird der Begriff „Rückkehrland“ erweitert. Er umfasst fortan nicht | |
nur das Land des gewöhnlichen Aufenthalts, sondern auch „sichere | |
Drittländer“ sowie das erste Asylgewährungsland. Rückführungen sollen | |
beschleunigt und sogenanntes Asylshopping, also die Weiterreise in Länder, | |
die vermeintlich bessere Asylbedingungen bieten, verhindert werden. | |
Obendrein wird die bisher gewährte Legalisierung nach einem illegalen | |
Aufenthalt von sieben Jahren abgeschafft. Anträge auf internationalen | |
Schutz einzureichen, wird erschwert, um – wie es dazu offiziell heißt – | |
„missbräuchliche Praktiken“ zu verhindern. | |
[3][Mitsotakis und Co] feierten sich mit Blick auf den neuen gesetzlichen | |
Rahmen. „Ich sage das mit großem Stolz: Ich bin froh, Minister dieser | |
Regierung zu sein. Wem Asyl verweigert wird und wer gegen griechisches | |
Recht verstößt, indem er sich illegal im griechischen Hoheitsgebiet | |
aufhält, wird verhaftet, elektronisch überwacht und strafrechtlich | |
verfolgt“, prahlte Migrationsminister Thanos Plevris. | |
Demgegenüber übten die Sozialdemokraten und die linke Athener Opposition, | |
NGOs sowie der UN-Flüchtlingskommissar scharfe Kritik an dem neuen Gesetz. | |
Die griechische Vereinigung der Verwaltungsrichter monierte, die | |
Migrations- und Flüchtlingsfrage könne „nicht mit Repression und der | |
Verschärfung der Verfahren zur Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen oder | |
Asyl behandelt werden“. | |
Erst am 11. Juli hatte die Regierung Mitsotakis eine Asylneuregelung im | |
Athener Parlament verabschiedet. Personen, die mit Transportmitteln auf dem | |
Seeweg aus Nordafrika ins Land kommen, sollen vorübergehend keine | |
Asylanträge mehr stellen können. „Diese Personen werden ohne Registrierung | |
in das Land der Abreise oder der Herkunft zurückgeführt“, heißt es dort. | |
Die Neuregelung gelte für drei Monate. | |
4 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Griechenlands-radikaler-Migrationskurs/!6105327 | |
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[3] /Demokratieverfall-in-Griechenland/!6102819 | |
## AUTOREN | |
Ferry Batzoglou | |
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