| # taz.de -- Rentenpaket der Bundesregierung: Her mit der Reichensteuer | |
| > Das Kabinett hat am Mittwoch ein Rentenpaket beschlossen, aber ohne echte | |
| > Reformen. Dabei gibt es genug Ideen, die Rente langfristig abzusichern. | |
| Bild: „Tax the rich“ fordern Ines Schwerdtner und Jan van Aken auf dem Part… | |
| Och nö, jetzt verstolpert sich auch noch [1][Ines Schwerdtner in der | |
| Rentendebatte und lässt sich eine Aussage abringen, die sie nur Stunden | |
| später zurückholen muss: Man könne über ein „moderat“ späteres | |
| Renteneintrittsalter reden.] Es klang wie ein Tabubruch der Linken-Chefin, | |
| einer Partei, die auf Soziales setzt. Zur sozialen Sicherheit zählen | |
| nämlich auch sichere Renten. Doch das heutige Rentensystem ist nicht mehr | |
| lange finanzierbar und geht vor allem zulasten jüngerer Generationen. | |
| Die meisten Ideen, die zur Problemlösung in den Debattenring geworfen | |
| werden, kreisen vermehrt um unsoziale Ansätze: Rente mit 70, geringeres | |
| Rentenniveau, Aktienrente. Von einer echten Rentenreform, die den | |
| Ansprüchen sowohl der Älteren als auch der Jüngeren gerecht wird, ist das | |
| alles weit entfernt. Auch das [2][Rentenpaket, das das Kabinett am Mittwoch | |
| beschlossen hat], mogelt sich um echte und nachhaltige Veränderungen herum. | |
| Dass die sein müssen, bestätigt allein der Blick in die Kassenbücher: Im | |
| vergangenen Jahr musste der Bund über 116 Milliarden Euro in die | |
| Rentenkassen pumpen, 2023 waren es 113 Milliarden Euro, etwa 20 Prozent des | |
| Bundeshaushalts. Die Summe bedingt sich durch vielerlei Faktoren: Es gibt | |
| weniger Menschen, die in die Rentenkassen einzahlen – haben 1992 noch 2,7 | |
| Beitragszahler:innen das Ruhegeld für eine Rentner:in erarbeitet, | |
| rechnen Expert:innen damit, dass es im Jahr 2050 nur noch 1,3 | |
| Beitragszahler:innen sein werden. Menschen beziehen heute länger | |
| Rente, nicht nur weil sie älter werden, sondern weil manche früher als | |
| geplant in den Ruhestand gehen – die meisten wohlgemerkt mit Abschlägen. | |
| Trotz heftiger Kritik verteidigt Schwarz-Rot sein Rentenpaket: Wir haben | |
| das im Griff. Das dürften Arbeitnehmer:innen und -geber:innen anders | |
| sehen. Beide Seiten werden mehr in die Rentenversicherung einzahlen müssen, | |
| wobei die einen dafür weniger Netto haben, die anderen indes mehr Brutto | |
| hinlegen müssen. Trotzdem dürften die Ausgaben des Bundes für die Rente | |
| weiter steigen. | |
| Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Rente sicherer zu machen: | |
| Verzicht auf die (leider doch beschlossene) [3][ausgeweitete Mütterrente] – | |
| damit würden allein 5 Milliarden Euro gespart. [4][Weg mit dem | |
| Ehegattensplitting,] das die Einverdienerehe, [5][Mini- und Teilzeitjobs] | |
| fördert. Raus mit den Frauen aus der berühmten Teilzeitfalle, sie sind | |
| wahres Arbeits- und damit Beitragszahler:innenpotenzial. Her mit | |
| einem höheren Spitzensteuersatz und einer Vermögensteuer. Mit der könnten | |
| dem [6][Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung] zufolge jedes Jahr bis | |
| zu 25 Milliarden Euro eingenommen werden. Und last, but not least: | |
| Beamt:innen müssen endlich in die Rentenkasse einzahlen. Dann endet | |
| hoffentlich auch die unsägliche Debatte über Rackern bis zum Tod. | |
| 6 Aug 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.deutschlandfunk.de/moderate-erhoehung-des-renteneintritts-denkb… | |
| [2] /Rentenbeschluss-der-Koalition/!6105408 | |
| [3] /Diskussion-um-Muetterrente/!6077956 | |
| [4] /Reform-der-Steuerklassen/!6023631 | |
| [5] /Verdienst-von-Frauen-und-Maennern/!6070397 | |
| [6] https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.831670.de/21-50-1.pdf | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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