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# taz.de -- Hamburger Schulessen wird wieder teurer: „Einseitige Belastung de…
> Hamburgs Schulessen soll nach den Ferien fünf Euro pro Mahlzeit kosten.
> Die Elternvertreter sind besorgt. Aber die Schulbehörde will sparen.
Bild: Pfannkuchen gehen immer: Mittagessen an einer Ganztagsschule
Hamburg taz | In Hamburg gibt es flächendeckend Ganztagsschulen, dazu
gehört für die Kinder eine warme Mahlzeit. Doch der Preis für das
Schulessen, der seit [1][2012 zunächst viele Jahre verlässlich bei 3,50
Euro lag], steigt seit 2020 kontinuierlich an. Lag er zuletzt bei 4,70 Euro
pro Mahlzeit, wurde er kurz vor den Sommerferien auf fünf Euro erhöht, was
Elternvertreter erzürnt.
Weil das Thema sensibel ist und damals 2020 gerade Wahlen anstanden,
bekamen die Eltern [2][die erste Erhöhung von 3,50 auf] 3,90 Euro nicht zu
spüren. Die Stadt übernahm die Differenz. Richtig merkbar wurde sie erst im
Januar 2022, als nach der Bundestagswahl die Subvention wieder wegfiel. Und
als nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs die [3][Inflation stark anstieg] und
auch als später nach dem Ende der Pandemie für die Gastronomie wieder
[4][volle 19 Prozent Mehrwertsteuer zu zahlen] waren, sprang der Senat
wieder ein, um den Preis-Anstieg zu dämpfen.
So gab es immer zwei Preise. Ab Januar 2024 etwa kostete für die Eltern ein
Essen 4,35 Euro, die Caterer konnten über die Schulbehörde aber 5,30 Euro
abrechnen. Die Subvention schien logisch, auch weil Mehrwertsteuer in die
Staatskasse fließt. Ein Jahr drauf, im August 2024, kletterte der
Eltern-Preis auf 4,70 Euro, der Abrechnungspreis auf 5,50. Nunmehr stieg
der Elternpreis um stattliche 30 Cent auf 5 Euro, während der Betrag für
die Caterer nur um zehn Cent auf 5,60 Euro stieg. Die Stadt sparte also 20
Cent Zuschuss je Essen.
In dem Brief der [5][Behörde], der die Eltern informiert, heißt es zudem,
die neue Regelung sei nur „bis zum 31. 12. 2025 befristet“. Denn die
Bundesregierung plane zum Januar 2026 die Senkung der Umsatzsteuer für die
Gastronomie, „von der auch die Caterer profitieren werden“.
Und in einem Brief an die Schulleitungen schrieb die Behörde
entschuldigend, die Information erreiche sie kurz vor den Sommerferien, da
es im Vorwege einen Austausch mit den Caterern gegeben habe, wie sich die
Senkung der Umsatzsteuer auf die Preise für das Schulessen niederschlagen
könnte. „An dieser Stelle hat es bisher keine einvernehmliche Klärung
gegeben“, schrieb die Behörde.
Nicht begeistert ist Hamburgs Elternkammer. Auch wenn eine moderate
Anpassung nötig sei, dürfe dies nicht „zu einseitigen Belastungen der
Familien führen“, sagt die [6][Vorsitzende Simone Kohl]. Daher sei die
Senkung des Behördenbeitrags irritierend. An Hamburgs Grundschulen gibt es
eine soziale Staffelung der Preise nach Einkommen. Das wünscht die Kammer
sich auch für Schüler ab Klasse 5, damit alle Kinder „die gleiche Chance
auf eine warme Mahlzeit haben“.
Kritik kommt auch von der [7][Gemeinschaft der Elternräte an
Stadtteilschulen] (Gest). Zwar bekommen alle Kinder, die Sozialleistungen
empfangen, das Essen kostenlos. Doch die Preiserhöhung treffe die Eltern,
die nicht dazu gehören, aber dennoch „jeden Taler umdrehen müssen“, sagt
Sprecher Torsten Schütt. „Wir sehen die Erhöhung mit großer Sorge und
halten den Zeitpunkt für völlig ungeeignet.“
Beim Essen gehe es auch um Gemeinschaft, sagt Schütt. Und gerade in der
sensiblen Übergangszeit in die 5. Klasse der weiterführenden Schule sei die
gemeinsame Mahlzeit wichtig, weil sie Bindungen fördere.
## Caterer sehen „wenig Spielraum“
Die Gest fordert die Behörde auf, die Anhebung bis zum Jahresende
auszusetzen, könnte sie sich doch als unnötig erweisen, wenn die
Mehrwertsteuer gesenkt wird. So sorge dies nur für unnötige Unruhe im
Schulalltag und „Druck auf viele Familien“.
Doch die Hoffnung könnte trügen. „Die Behörde möchte ihre 60 Cent
einsparen“, sagt Okan Saiti vom Verband der Deutschen Schul- und
Kita-Caterer ([8][VDSKC]), der die Verhandlungen führte. Die Caterer fänden
es auch nicht gut, wenn das Essen teurer wird. „Denn desto teurer, desto
weniger können es sich ab Klasse 5 leisten“, sagt Saiti.
Doch die starke Inflation habe die Preisanhebung schlicht nötig gemacht.
Die Schulbehörde habe die Caterer drei Wochen vor den Ferien zum Gespräch
gebeten: Sie wolle die Subvention ganz einstellen, wenn die Mehrwertsteuer
für Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt wird. „Wir sollten
unterschreiben, dass wir die zwölf Prozent an die Eltern weitergeben“, sagt
Saiti. „Aber wir sehen wenig Spielraum, das Essen für unter 5,60 Euro
anzubieten.“
## Neue Kosten durch höheren Mindestlohn
Denn zum 1. Januar 2026 werde der Mindestlohn auf 13,90 Euro erhöht, zum 1.
Januar 2027 auf 14,60 Euro. Da der Betrag für die Caterer laut dem
vereinbarten Verfahren erst in zwei Jahren an diese Kosten angepasst werde,
könnten die Caterer keinesfalls auf die Entlastung durch die Steuersenkung
verzichten.
Es bahnt sich also ein neuer Streit an. Behördensprecher Peter Albrecht
sagt: „Es war immer klar, dass die Behörde nicht dauerhaft die Mehrkosten
der Caterer übernehmen kann.“ Es sei nur ein „zeitlich befristetes
Entgegenkommen den Eltern gegenüber aufgrund der inflationsbedingten
Belastungen“. Die Linke Heike Sudmann fragt indes, warum Hamburg es nicht
mache wie Berlin? Dort ist das Schulessen seit 2019 kostenlos.
7 Aug 2025
## LINKS
[1] /Hamburgs-Streit-ums-Schulessen/!5653648
[2] /Preisstreit-ums-Schulessen/!5664677
[3] /Inflation-verteuert-Hamburger-Schulessen/!5895482
[4] /Nach-Senatorenwechsel-in-Hamburg/!5983150
[5] https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bsfb/themen/ganztag…
[6] https://www.elternkammer-hamburg.de/vorstand-der-elternkammer-hamburg/
[7] https://gest-hamburg.de/
[8] https://www.vdskc.de/
## AUTOREN
Kaija Kutter
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Bildung
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