# taz.de -- Bund-Länder-Treffen im Kanzleramt: Kommunen unter Druck | |
> Das geplante Investitionsprogramm ist jetzt schon teuer. Länder und | |
> Gemeinden verlangen vom Bund Milliarden Euro Kompensation für | |
> Steuerausfälle. | |
Bild: Von der Weltbühne in Kanada zurück ins Kanzleramt in Berlin: Friedrich … | |
Berlin taz | Bevor sich das geplante Investitionsprogramm der | |
Bundesregierung hoffentlich auszahlt, kostet es den Staat erst mal Geld. | |
Wer das finanzieren soll, diskutiert die Bundesregierung momentan mit den | |
MinisterpräsidentInnen der Länder. Die verlangten bei ihrem Treffen mit | |
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Mittwoch in Berlin, dass vor allem | |
die finanzschwachen Städte und Gemeinden nicht auf Milliarden Euro | |
Einnahmeausfällen sitzen bleiben. | |
„Wir haben die Länder und Gemeinden im Blick“, sagte Merz am späten | |
Mittwochnachmittag, „in die nächsten Tagen beginnt ein Dialog, um faire | |
Finanzbeziehungen zu gewährleisten.“ Man werde „eine Entlastung | |
organisieren“, erklärte Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU), | |
der die Länderrunde zur Zeit leitet. Als Datum für einen Beschluss nannte | |
er den 11. Juli, die nächste Sitzung des Bundesrates. | |
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) sagte: „Die Kommunen | |
können erwarten, dass wir ihre Interessen vertreten.“ Eine Möglichkeit | |
bestünde wohl darin, dass die Länder, damit auch die Städte und Gemeinden, | |
vorübergehend einen höheren Anteil an den gemeinsamen | |
Mehrwertsteuer-Einnahmen des Staates erhielten. | |
Die Debatten entzünden sich an dem „steuerlichen | |
Investitionssofortprogramm“ der schwarz-roten Koalition, [1][im Politsprech | |
auch „Investitionsbooster“ genannt]. Um aus der wirtschaftlichen Stagnation | |
herauszukommen, sollen Unternehmen zwischen 2025 und 2027 unter anderem | |
höhere Steuerentlastungen erhalten, wenn sie investieren. Der Staat schenkt | |
ihnen dann ein Drittel der Kosten einer neuen Maschine oder | |
Produktionshalle. Und ab 2028 soll die Gewinnsteuer schrittweise sinken. | |
Bis 2029 würde dieses Programm Mindereinnahmen von knapp 50 Milliarden Euro | |
verursachen, hat das Bundesfinanzministerium berechnet. | |
## Schwächere Gemeinden finanziell bedroht | |
Den größten Teil müssten der Bund und die Länder tragen. Allerdings kämen | |
auch auf die Kommunen Steuerausfälle von ungefähr 13,5 Milliarden Euro bis | |
2029 zu, etwa 2,7 Milliarden Euro pro Jahr. [2][Das ist ein wesentlicher | |
Punkt in der Debatte.] Die Länder betonen, dass ein guter Teil der | |
öffentlichen Investitionen, die in den kommenden Jahren ja auch stark | |
steigen sollen, von den Städten und Gemeinden aufgebracht würden. | |
Da geht es zum Beispiel um Schulen, Kitas, Sportanlagen, sozialen | |
Wohnungsbau und öffentlichen Nahverkehr. Bürde man den Kommunen jetzt die | |
Steuerausfälle auf, könnten besonders finanzschwache Gemeinden, von denen | |
es viele gibt, nicht investieren, sondern müssten ihre Ausgaben kürzen, | |
warnen die MinisterpräsidentInnen. | |
Neben einem befristet höheren Anteil an der Mehrwertsteuer für Länder und | |
Kommunen werden weitere Varianten diskutiert. Zum Beispiel könnte der Bund | |
auch zusätzliche Milliarden Euro übernehmen, die Städte und Gemeinden für | |
bestimmte Programme wie Klimaschutz und Sportstätten ausgeben. Außerdem | |
fordern manche Landesregierungen grundsätzlich, dass der Bund künftig | |
Ausgaben, die er beschließt, auch selbst finanziert und nicht teilweise auf | |
die Länder abwälzt. | |
## Zustimmung der Länderkammer essenziell | |
Die Bundesregierung ist ebenfalls an einer Einigung interessiert: Sie will | |
das Investitionsprogramm noch vor der Sommerpause beschließen, damit es | |
schnell wirken kann. Ohne Zustimmung der Länderkammer am 11. Juli würde das | |
nicht funktionieren. | |
Andererseits hat Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) kein Geld zu | |
verschenken. Die Bundeshaushalte für 2025 und 2026 aufzustellen, wird | |
schwierig genug. Die Länder bekämen doch schon 100 Milliarden Euro | |
zusätzlich aus dem neuen Sondervermögen für Infrastruktur, heißt es aus der | |
Regierung. Allerdings verteilt sich dieses Geld auf 12 Jahre. Im Übrigen, | |
so wird in der Koalition weiter argumentiert, sei in wenigen Jahren, wenn | |
das Investitionsprogramm wirke, mit mehr Steuereinnahmen zu rechnen – auch | |
für die Kommunen. | |
18 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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