# taz.de -- Steuergeschenke für Unternehmen: Bund und Länder einigen sich, wi… | |
> Der Bund stopft Löcher, die er mit dem „Investitionsbooster“ selbst | |
> reißt. Die Opposition kritisiert die Entlastung als Geschenk für Reiche. | |
Bild: Friede, Freude, Steuergeschenke, so oder so ähnlich klingt die Lösung f… | |
Berlin taz | Die Kommunen werden vorübergehend vom Bund komplett für die | |
Einnahmeausfälle entschädigt, die Schwarz-Rot mit Entlastungen für | |
Unternehmen verursacht. Dagegen erhalten die Länder nur eine teilweise | |
Kompensation für die Löcher, die der „Investitionsbooster“ in ihre | |
Haushalte reißt. Darauf einigte sich in der Nacht zu Dienstag die | |
zuständige Bund-Länder-Arbeitsgruppe. | |
Der Hintergrund: Die deutsche Wirtschaft ist zwei Jahre nacheinander | |
geschrumpft, die Aussichten für 2025 sind allenfalls durchwachsen. | |
[1][Union und SPD wollen Unternehmen entlasten und so die Konjunktur in | |
Schwung bringen]. Firmen sollen viel stärker als bisher Investitionen etwa | |
in Maschinen mit Gewinnen verrechnen und so ihre Steuerlast senken können. | |
Außerdem soll ab 2028 die Körperschaftssteuer gesenkt werden. [2][Die | |
Maßnahmen verursachen Einbußen bei Steuereinnahmen] von 48 Milliarden Euro, | |
davon 13,5 Milliarden bei den Kommunen und 16,6 Milliarden bei den Ländern. | |
Viele Städte und Gemeinden leiden bereits unter klammen Kassen und müssten | |
bei Einnahmeausfällen öffentliche Dienstleistungen einschränken. | |
Das Entlastungspaket für Unternehmen kann nur mit Zustimmung des Bundesrats | |
in Kraft treten. Die Länder forderten dafür eine Kompensation vom Bund für | |
sich und die Kommunen. Der Einigung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zufolge | |
soll der Einnahmeausfall für Städte und Gemeinden ausgeglichen werden, | |
indem die Kommunen bis 2029 einen höheren Teil der Umsatzsteuer erhalten. | |
Zudem will sich der Bund mit 250 Millionen Euro pro Jahr an Maßnahmen der | |
Länder zur Schuldenentlastung der Kommunen beteiligen. „Die Länder werden | |
zumindest teilweise entlastet und das in den für die Bürgerinnen und Bürger | |
zentralen Themen Kindertagesbetreuung und Krankenhäuser“, sagte der | |
[3][niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies (SPD)], der | |
stellvertretender Vorsitzender der Konferenz der | |
Ministerpräsident:innen ist. In diese beiden Bereiche sollen bis | |
2029 8 Milliarden Euro fließen, die aus dem 500 Milliarden Euro schweren | |
Sondervermögen des Bundes für Infrastruktur kommen. Dazu will der Bund ein | |
neues Programm für die Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur auflegen. | |
Außerdem soll der Bundesanteil für die Modernisierung der Krankenhäuser | |
steigen. | |
Ohnehin vorgesehen war, dass die Länder von dem Sondervermögen 100 | |
Milliarden Euro bekommen. Bei der Verwendung erhalten sie mehr Spielraum. | |
Das Geld kann nun auch in Bereiche wie Sport, Kultur, innere Sicherheit, | |
Wasserwirtschaft und Wohnungsbau fließen. | |
## Kritik von der Opposition | |
Die Opposition im Bundestag kritisiert die Einigung. „Dieser Kompromiss | |
macht den Weg frei für neue Steuergeschenke vor allem für das reichste | |
Prozent der Bevölkerung“, sagte der Linkspartei-Abgeordnete Christian | |
Görke. Die Länder hätten sich erpressen lassen und bekämen nur die Hälfte | |
ihrer Ausfälle bis 2029 erstattet. „Während Unternehmen dauerhafte | |
Steuergeschenke erhalten, müssen sich die Länderhaushalte mit zeitlich | |
begrenzten Kompensationen zufriedengeben“, sagte er. | |
Die Grünen sehen das ähnlich. „Wer so Politik macht, entlastet die | |
Reichsten auf Kosten aller“, so die grüne Bundestagsabgeordnete Karoline | |
Otte. Aufgrund des Drucks aus Ländern und Opposition komme jetzt eine | |
Kompensation für die kurzfristigen Ausfälle. „Dies schließt aber | |
keinesfalls die 25-Milliarden-Lücke, die sich in unseren Kommunen aufgetan | |
hat und fast überall zu Kürzungen führen wird“, sagte sie. | |
Das Entlastungspaket soll am Donnerstag vom Bundestag verabschiedet werden. | |
Am 11. Juli stimmt der Bundesrat darüber ab. | |
24 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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