# taz.de -- SPD nach Rücktritt in Brandenburg: Lange weg, Woidke angeschlagen | |
> Die Brandenburger SPD muss nach dem Rücktritt von Innenministerin Katrin | |
> Lange gleich mehrere Probleme lösen. Hat Dietmar Woidke noch das letzte | |
> Wort? | |
Bild: Gehen nun getrennte Wege: Katrin Lange und Dietmar Woidke | |
Grunow taz | Wenn am Montagnachmittag in Bad Saarow das [1][Ostdeutsche | |
Wirtschaftsforum] zusammenkommt, werden viele Kameras auf Dietmar Woidke | |
gerichtet sein. Brandenburgs SPD-Ministerpräsident muss nach dem Rücktritt | |
von Innenministerin Katrin Lange (ebenfalls SPD) nicht nur eine neue | |
Ministerin oder einen neuen Minister finden. Er muss auch seine Partei neu | |
aufstellen – Nachfolgeregelung inklusive. | |
Lange hatte am Freitagabend nicht nur ihren Rücktritt bekannt gegeben. Die | |
53-jährige Prignitzerin hatte auch angekündigt, beim Landesparteitag am 21. | |
Juni nicht mehr als stellvertretende Landesvorsitzende kandidieren zu | |
wollen. Sollte Dietmar Woidke vorgehabt haben, nach dem Vorbild von Stephan | |
Weil in Niedersachsen zur Hälfte der Legislatur den Staffelstab an seine | |
Wunschnachfolgerin zu übergeben, heißt es nun: zurück auf Start! Womöglich | |
sogar ohne Woidke als alleinigen Entscheider. | |
[2][In der Begründung für ihren Rücktritt] hatte die zum rechten | |
Parteiflügel zählende Lange heftig an ihre Genossinnen und Genossen | |
ausgeteilt. Sie sprach von Diffamierungen und Unterstellungen ihr | |
gegenüber. „In der Partei wird mit gezielter Desinformation gegen mich | |
intrigiert“, kritisierte Lange. „Einen solchen Umgang von denjenigen, die | |
sonst ständig von Respekt, Toleranz und Wertschätzung reden, bin ich nicht | |
länger bereit zu akzeptieren.“ | |
Lange war unter Druck geraten, nachdem sie am 6. Mai überraschend den | |
Leiter des Brandenburger Verfassungsschutzes, Jörg Müller, entlassen hatte. | |
Zuvor hatte Müllers Amt – das eine Abteilung des Innenministeriums ist – | |
die AfD vom rechtsextremistischen Verdachtsfall auf „gesichert | |
rechtsextremistisch“ hochgestuft. | |
In ihrer Rücktrittsrede wiederholte Lange den Vorwurf, sie habe sich von | |
Müller „hintergangen“ gefühlt. Mehrfach hatte sie zuvor betont, zu spät | |
über die Höherstufung unterrichtet worden zu sein. An dieser Darstellung | |
gab es zuletzt aber erhebliche Zweifel. Damit stand der Vorwurf im Raum, | |
Lange habe die Unwahrheit gesagt. Vor ihrem Rücktritt hatten bereits die | |
Brandenburger Jusos gefordert, sie solle ihr Amt zur Verfügung stellen. | |
## Lange kannte den Vermerk nicht | |
Lange selbst betonte am Freitag dazu nur, dass sie bedaure, mit ihrer | |
Entscheidung die Fraktion vor den Kopf gestoßen zu haben. Inhaltlich habe | |
sie sich nichts vorzuwerfen. Allerdings hatte sie schon zuvor eingeräumt, | |
einen Vermerk ihres Vorgängers, Michael Stübgen (CDU), nicht gekannt zu | |
haben. Stübgen hatte dem Verfassungsschutz das Recht zugebilligt, | |
eigenständig zu entscheiden, ob eine Partei wie die AfD als gesichert | |
rechtsextremistisch eingestuft wird. | |
Eine solche fachliche – und nicht politische – Entscheidung respektierte | |
Lange dagegen nicht. Sie hatte zusammen mit der Entlassung Müllers die | |
Zuständigkeit wieder an sich gezogen – ohne allerdings die Höherstufung | |
rückgängig zu machen. | |
Brandenburgs CDU-Landes- und Fraktionsschef Jan Redmann stellte sich | |
inzwischen hinter Müllers Entscheidung. Im RBB sagte er: „Bei der AfD, | |
gerade beim Landesverband Brandenburg, kann man keinen Zweifel haben: | |
Dieser Landesverband ist durch und durch rechtsextremistisch.“ Grüne und | |
Linke haben zudem gefordert, Müllers Entlassung rückgängig zu machen. | |
In der märkischen SPD kursieren nun einige Namen, die für eine Nachfolge | |
Langes infrage kommen könnten. Darunter sind auch Abgeordnete, die dem | |
bisherigen Kurs von Lange und Woidke kritisch gegenüberstehen. | |
Auch auf ein neues Personaltableau für den [3][Landesvorstand] muss sich | |
die brandenburgische SPD jetzt einigen: Mit Lange ist einer von zwei | |
Stellvertreterposten vakant geworden. Gut möglich, dass es beim | |
Landesparteitag am 21. Juni auch Kampfkandidaturen gibt. | |
18 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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