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# taz.de -- Brandenburger Landespolitik: Darling muss doch kein Depp sein
> Für den künftigen Innenminister René Wilke gibt es schier nur Lob wegen
> seiner pragmatischen Politik als Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder).
Bild: Der bisherige parteilose Oberbürgermeister und designierte Innenminister…
Potsdam taz | Folgt man Franz Josef Strauß, dann hat Brandenburg von seinem
künftigen parteilosen Innenminister René Wilke nicht viel zu erwarten.
Schließlich gab es schier nur Lob von links wie rechts, als Wilke seine
Vorstellung als Nachfolger der zurück getretenen Katrin Lange (SPD) gab.
Doch „Everybody’s darling ist auch everybody's Depp“, hatte der 1988
gestorbene äußerst streitbare CSU-Chef als Einsicht hinterlassen. Nachdem
sich von den Grünen bis zur AfD schier alle vorrangig positiv über den
künftigen Minister geäußert hatten, schaute er, [1][der 40-jährige
bisherige Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder)], am Dienstag bei der
SPD-Fraktion im Potsdamer Landtag vorbei. Die sprach hinterher von einem
guten Austausch und nannte ihn „einen Brückenbauer bei den Themen Migration
und Integration“.
Zwei Wochen lang hatte eine Debatte um die Hochstufung der AfD durch den
Verfassungsschutz des Landes, den Rauswurf von dessen Chef durch
Innenministerin Lange und schließlich deren eigenen Rücktritt die
Brandenburger Landespolitik beschäftigt. SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann
war sichtlich bemüht, diese Phase mit Wilkes Vorstellung nun als
abgeschlossen betrachten – „und jetzt wieder zur Sacharbeit zurückkehren zu
können“.
Formell fehlt zum Abschluss dieser Phase allerdings noch etwas: Erst
Donnerstag soll Wilke in der Landtagssitzung seinen Amtseid leisten und
damit auch offiziell Innenminister sein – wie Ministerpräsident Dietmar
Woidke (SPD) von 2010 bis 2013.
Der habe alle überrascht, hieß es gleich in mehreren Kommentaren zur
Auswahl des zuletzt angeschlagen wirkenden Regierungschefs. Denn Wilke
fehlt nicht bloß das Parteibuch der SPD, in der Vorgängerin Lange
Vizechefin war und als mögliche Woidke-Nachfolgerin galt.
## Parteiaustritt bei der Linken 2024
Wilke gehörte zudem bis 2024 der Linkspartei an, saß für sie bis 2018 vier
Jahre im Landtag und arbeitete zuvor für mehrere ihrer Abgeordneten. Seinen
[2][Parteiaustritt im Sommer 2024] begründete er mit zunehmender
Entfremdung zu ihren Positionen, etwa bei ihrer Haltung zum Krieg in der
Ukraine.
Mit nur 33 Jahren [3][wurde er 2018 Frankfurter Oberbürgermeister], im Mai
2026 steht dort die nächste OB-Wahl an. Dass er dafür nicht mehr zur
Verfügung steht, ist unter den positiven Reaktionen die einzig bedauernde.
Die seit der Landtagswahl im September 2024 außerparlamentarisch agierenden
Grünen sehen bei ihm „Pragmatismus, Verantwortungsbewusstsein und eine
überparteilichen Handschrift“. Für die Linkspartei, gleichfalls nicht mehr
im Landtag vertreten, kommentierte ihr Landesvorsitzender Sebastian Walter:
„René Wilke ist ein kompetenter und überzeugender Interessenvertreter der
Brandenburger Kommunen.“
Die AfD, bei der Wahl nur knapp hinter der SPD, nannte ihn pragmatisch,
genau wie die CDU. So nimmt ihn auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)
wahr, Koalitionspartner der SPD in der Landesregierung, und findet das gut
– „auch wir betrachten uns als Pragmatiker“.
## SPD-Fraktion will Verfassungsschutzchef nicht zurückholen
Dass seine Vorgängerin Katrin Lange nicht mehr im Amt ist, bedeutet
offenbar nicht, dass sein Nachfolger den Rauswurf von Verfassungsschutzchef
Jörg Müller rückgängig machen soll. „Nein, das möchte ich nicht“, sagte
SPD-Fraktionschef Lüttmann am Dienstag auf eine Journalistenfrage. Man habe
klar gemacht dass man einen neuen Chef und einen Neuanfang brauche.
Die BSW-Fraktion mochte sich nicht festlegen: Man werde sich nicht anmaßen,
sich in eine Entscheidung des Ministeriums einzumischen. Grüne und
Linkspartei hatten zuvor gefordert, Müller wieder als Chef des
Verfassungsschutzes einzusetzen. Der ist [4][in Brandenburg wie in Berlin
und acht weiteren Bundesländern] kein eigenständiges Landesamt, sondern
eine Abteilung im Innenministerium oder der entsprechenden
Senatsverwaltung.
20 May 2025
## LINKS
[1] /Grenzkontrollen-zu-Polen/!6009615
[2] /Abschied-von-der-Linkspartei/!6020535
[3] /Wilke-will-aufraeumen/!5545261&s=Ren%C3%A9+Wilke&SuchRahmen=Print/
[4] https://www.verfassungsschutz.de/DE/verfassungsschutz/verfassungsschutzverb…
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Brandenburg
Dietmar Woidke
Verfassungsschutz
Dietmar Woidke
Rot-Grün-Rot
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