| # taz.de -- Karsten Wildberger: Neuer Digitalminister gibt Lobbyposten ab | |
| > Karsten Wildberger ist nicht mehr Vizepräsident des Handelsverbandes HDE | |
| > und des CDU-nahen Wirtschaftsrats. Trotzdem Kritik an | |
| > Interessenkollisionen. | |
| Bild: Kann er auch Bürger*inneninteressen vertreten? Karsten Wildberger | |
| Berlin taz | Einen Job hat der [1][einstige Chef der | |
| Mediamarktsaturn-Mutter Ceconomy] gewonnen: Karsten Wildberger ist neuer | |
| Minister für Digitales und Staatsmodernisierung im Kabinett von Friedrich | |
| Merz. Vor wenigen Tagen trat der promovierte Physiker sogar der CDU bei. | |
| Einige Posten hat der einstige Toplobbyist Wildberger aber aufgeben | |
| müssen, um sich weniger angreifbar zu machen: Seit Kurzem ist er nicht mehr | |
| Vizepräsident des Handelsverbandes HDE, am Montag trat er von derselben | |
| Position im umstrittenen CDU-nahen Wirtschaftsrat zurück. | |
| Kurz zuvor hatte die wirtschaftskritische Organisation Lobbycontrol den | |
| Rückzug Wildbergers gefordert, „um Interessenskonflikte zu vermeiden“. Es | |
| sei „schön, dass der Wirtschaftsrat anerkennt, dass ein Minister nicht | |
| gleichzeitig eine leitende Funktion in einer Lobbyvereinigung inne haben | |
| kann“, sagte Lobbycontrol-Sprecherin Christina Deckwirth zur taz. | |
| „Um so problematischer“ sei es, dass Wildberger weiter Mitglied im | |
| 16-köpfigen Präsidium des Wirtschaftsrats bleiben will. Kritisch sieht | |
| Deckwirth auch, dass die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche und | |
| der neue Chef des Verkehrsressorts, Patrick Schnieder, weiter Funktionen in | |
| Landes-Fachkommissionen des Wirtschaftsrats haben. | |
| Der „Wirtschaftsrat der CDU“ ist eine Art Vororganisation und Brutkasten | |
| für Führungskräfte der Union. [2][Kanzler Merz war hier Vorgänger von | |
| Wildberger als Vizepräsident, bevor er im Februar 2022 CDU-Chef wurde.] Die | |
| Vereinigung vertritt 12.000 Unternehmer*innen und sieht sich selbst | |
| als „Stimme der sozialen Marktwirtschaft“. [3][Unter dem Titel „Kurswechs… | |
| für Deutschland“ feierte man am Montag und Dienstag den „Wirtschaftstag“… | |
| Berlin], natürlich mit Merz als Gastredner. | |
| ## Wirtschaftsrat ist keine Parteiorganisation | |
| Anders als der [4][Name] suggeriert, ist der Wirtschaftsrat keine | |
| Parteiorganisation. Seine Präsidentin Astrid Hamker gehört dennoch qua Amt | |
| dem CDU-Bundesvorstand als Gast an. Sie nimmt an dessen Sitzungen teil, hat | |
| zwar kein Stimm-, aber Rederecht – und kann die Partei so direkt | |
| beeinflussen. [5][Eine von Lobbycontrol unterstützte Klage gegen diese | |
| Konstruktion scheiterte Ende vergangenen Jahres vor dem Landgericht | |
| Berlin.] | |
| Mit Ausgaben in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro zähle der | |
| Wirtschaftsrat „zu den größten Lobbyverbänden in Deutschland“, so | |
| Lobbycontrol. Dennoch sei er „Dauergast im Parteivorstand und sitzt durch | |
| die neuen Bundesministerinnen Wildberger, Reiche und Schnieder jetzt sogar | |
| mit am Kabinettstisch“. | |
| Merz habe sich bei der Auswahl seiner Kabinettsmitglieder „einseitig | |
| Wirtschaftsinteressen bedient“. Trotz seiner Nähe zur CDU müsse der Verein | |
| seine Finanzierung nicht offenlegen. Damit sei er „ein Einfallstor für | |
| intransparente Geldflüsse“ im Umfeld der Partei. | |
| „Brisant“ sei auch, dass Wildbergers vorherige Arbeitsstätte | |
| Mediamarktsaturn einer der fünf Hauptsponsoren des Wirtschaftsrats ist. | |
| „Das macht deutlich, wie sich Konzerne über den Wirtschaftsrat | |
| privilegierte Zugänge zu CDU-Personal kaufen können.“ | |
| Der Wirtschaftsrat sieht kein Problem. „Unsere Positionierungen erfolgen | |
| stets aus der volkswirtschaftlichen Perspektive“, sagt ein Sprecher zur | |
| taz. Deshalb schlössen „sich ein aktiver politischer Posten sowie eine | |
| Tätigkeit in unserem Präsidium nicht aus, sondern dies kann – im Gegenteil | |
| – den angestrebten Perspektivaustausch zwischen Politik und Wirtschaft | |
| befördern“. | |
| 13 May 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
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