| # taz.de -- Illegaler Goldabbau in Peru: Wo Gold und Elend fließen | |
| > Am Río Santiago in Peru boomt das illegale Schürfgeschäft nach dem | |
| > Edelmetall. Das schnelle Geld führt zu Armutsprostitution, Gewalt und | |
| > Korruption. | |
| Bild: Glänzende Geschäft mit verheerender Wirkung: Illegaler Goldabbau bringt… | |
| An der Grenze zwischen Peru und Ecuador, am Fluss Santiago, da gibt es | |
| einen Ort, der anders ist als die übrigen Dörfer in der Region: La Poza. Er | |
| liegt im Amazonas, sechs Bootsstunden von der ecuadorianischen Grenze und | |
| zwei Reisetage von der Hauptstadt Lima entfernt. La Poza, umgeben von | |
| grünen Gebirgsketten und dichtem Regenwald, befindet sich im Territorium | |
| der indigenen Völker Wampis und Awajún. | |
| Im Unterschied zu ihren ruhigen Siedlungen am Flussufer verraten knatternde | |
| Motorradtaxis, Bars mit penetranten Reggaetonbeats und zahlreiche | |
| Benzinverkäufer*innen, wie sich das Leben am Santiago in den vergangenen | |
| Jahren verändert hat: Der Goldrausch hat La Poza im Griff. | |
| An diesem Vormittag brennt die Sonne auf die staubigen Straßen. | |
| Argwöhnische Blicke treffen Besucher*innen bei ihrer Ankunft am | |
| Bootsanleger. An der ersten Straßenecke stehen zwei junge Frauen vor einer | |
| Bar und schenken Bier in ihre Plastikbecher. Daneben zapft eine Frau Benzin | |
| aus einem blauen Kanister. Auf die Nachfrage, was der Sprit bei ihr koste, | |
| bietet sie selbstgemachten Schnaps an. Mit dem Goldhandel ist auch das Geld | |
| gekommen, und nicht wenige setzen den neuen Reichtum in Alkohol um. | |
| Wer in La Poza Gold verkaufen will, der muss wissen, wo – oder sich | |
| behutsam durchfragen. Legale, lizenzierte Goldgeschäfte gibt es nicht. Ein | |
| älterer Mann, der auf den ersten Blick in seinem kleinen Laden nur mit | |
| Lebensmitteln sein Geld verdient, bietet umgerechnet bis zu 68 Euro für ein | |
| Gramm Gold. „Kommt ganz auf die Qualität an“, knurrt er. In diesen Tagen | |
| kostete ein Gramm des Edelmetalls auf dem internationalen Markt knapp über | |
| 90 Euro. | |
| ## Quecksilber im Fluss | |
| Bei einer Recherche auf dem Santiago zählten Reporter des [1][peruanischen | |
| Investigativmediums OjoPúblico] insgesamt 17 schwimmende Goldbagger, die | |
| sogenannten dragas. Die umgebauten Flöße pumpen mit Motoren und dicken | |
| Plastikschläuchen Erde aus dem Flussbett an die Wasseroberfläche. Je nach | |
| Größe und Standort kann man im Amazonas mit einer draga zwischen 80 und 120 | |
| Gramm Gold an einem Tag finden. Das sind bis zu 10.000 Euro Umsatz. Aber in | |
| Peru ist der Goldabbau mit diesen Maschinen in allen Gewässern verboten. | |
| Dutzende Interviews, Augenzeug*innenberichte und Dokumente während | |
| dieser Recherche zeigen, wie die Goldsuche am Santiago kriminelle | |
| Akteur*innen anzieht, indigene Gemeinschaften spaltet und diejenigen | |
| bedroht, die ihr Territorium dagegen verteidigen – während Polizei und | |
| Militär meist tatenlos zuschauen. | |
| Einzig die „Autonome Territorialregierung“ der Wampis, eine Organisation, | |
| zu der die meisten indigenen Gemeinden am Santiago gehören, stemmt sich | |
| gegen die kriminelle Praxis. „Wir lehnen den illegalen Goldabbau ab, weil | |
| damit die Umweltverschmutzung zunimmt“, sagt Wilfredo Chumpi*, einer der | |
| Anführer der Wampis. „Damit meine ich alles: Wasser, Boden, Pflanzen, | |
| Luft.“ | |
| Chumpi bezieht sich auf ein schmutziges Detail: Um das Edelmetall aus dem | |
| Schlamm zu waschen, nutzen die Goldschürfer das hochgiftige Quecksilber. Es | |
| bindet das Gold und macht es deutlich leichter, es zu sieben. Doch die | |
| Rückstände der Chemikalie verschmutzen das Wasser und sind schädlich für | |
| Fische und Pflanzen. | |
| ## Teenagerinnen trinken mit den Gästen | |
| Am Abend sind die Straßen von La Poza voller Menschen. Strom aus | |
| Generatoren beleuchtet die Restaurants und Geschäfte. Am Hauptplatz sitzt | |
| eine Gruppe von Männern auf dem Bürgersteig. Einer von ihnen, der Sohn | |
| eines Hotelbesitzers, lädt ein, La Esquina zu besuchen. Ein Nachtklub, | |
| versteckt am Rand von La Poza, direkt neben einem Friedhof. Er besteht | |
| darauf, die Taxifahrt zu spendieren und verspricht den Gästen chivolitas, | |
| besonders junge Mädchen. | |
| La Esquina ist eine karge Betonfläche, mit Welldachplatten überdacht und | |
| durch Backsteinmauern vor Blicken geschützt. Bunte Plastiktische mit je | |
| zwei Stühlen stehen vor einer Bühne. An einem Tisch drückt ein groß | |
| gewachsener Mann in Unterhemd einem Jungen im Schulalter ein Bier in die | |
| Hand. Es bedienen Teenagerinnen, die mit den Gästen trinken und tanzen. | |
| Mehrere Bewohner*innen entlang des Santiago berichten, dass parallel | |
| zum illegalen Goldabbau auch die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen | |
| zugenommen hat. | |
| In La Poza gibt es eine Handvoll Bars. Ihre Besitzer seien es, die junge | |
| Mädchen aus den indigenen Gemeinschaften zum Arbeiten anlocken, sagt | |
| Wilfredo Chumpi. „Ihre Kunden sind illegale Goldschürfer, weil sie das Geld | |
| haben“, erklärt er. Dabei seien nicht nur Heranwachsende aus den indigenen | |
| Gemeinschaften der Wampis und Awajún betroffen. Bei einer Kontrolle der | |
| Bars durch die Gemeindeverwaltung im Dezember 2024 stammten einige der | |
| identifizierten Frauen auch aus Ecuador und Venezuela. | |
| Der einzige Weg in den kleinen Handelsort führt über den Fluss. Die meisten | |
| Boote, die anlegen, kommen aus Santa Maria de Nieva, dem größten Ort in der | |
| Region mit rund 5.000 Bewohner*innen. Auf der vierstündigen Bootsfahrt von | |
| Santa Maria de Nieva nach La Poza treiben blaue Benzinkanister im Wasser. | |
| Die Goldschürfer markieren die Zonen, an denen sie Gold fanden, die sie | |
| aber wegen des steigenden Flusspegels unfreiwillig verlassen mussten. Am | |
| frühen Morgen sind am Ufer des Dorfes San Juan Männer zu sehen. Einer von | |
| ihnen bemerkt das vorbeifahrende Boot. Er formt mit seinen Fingern eine | |
| Pistole und zielt in Richtung Wasser. | |
| ## Schneller Wohlstand, zerrissene Familien | |
| In San Juan arbeiten indigene Bewohner*innen mit den Goldschürfern | |
| zusammen. Vier Dörfer am südlichen Flussteil haben sich hier dem Raubbau | |
| verschrieben. Indira Rojo* wohnt in dieser Gegend. Um indigene | |
| Bewohner*innen zu überzeugen, sie bei ihrem Geschäft zu unterstützen, | |
| „organisieren die Goldschürfer Sportaktivitäten, bezahlen Partys und sagen, | |
| unsere Kinder werden dank ihnen studieren. An Weihnachten kamen sie sogar | |
| mit Geschenken“, erzählt Rojo. | |
| Die Gemeinden der Wampis und Awajún am Santiago leben in prekären | |
| Verhältnissen. Die meisten Bewohner*innen bauen Maniok, Bananen oder | |
| Kakao an, andere leben vom Fischfang. Nur wenige Haushalte verfügen über | |
| Strom. Wer eine medizinische Behandlung benötigt, muss mehrere Stunden | |
| Bootsfahrt auf sich nehmen. Das Gold vor den Ufern der Dörfer verspricht | |
| den Menschen schnellen Wohlstand. | |
| Um das Vertrauen der indigenen Gemeinschaften zu gewinnen, suchen die | |
| Goldschürfer gezielt Beziehungen mit Frauen aus den Dörfern und gründen | |
| Familien, berichten indigene Anführer. Kinder aus diesen Beziehungen, deren | |
| Erzeuger ihre Vaterschaft nicht anerkennen wollen, seien keine Seltenheit. | |
| Santiago Jenner ist Direktor der Schulbehörde im zuständigen Bezirk: „Meine | |
| Schülerinnen werden sehr jung schwanger. Diejenigen, die von außerhalb | |
| kommen und mit Gold arbeiten, nehmen sie als Ehefrauen und gehen wieder, | |
| wenn sie ihre Arbeit beendet haben. Und wer leidet darunter? Wir, mein | |
| Volk“, berichtet er. | |
| Lokalpolitiker*innen sehen im Zusammenhang mit dem Goldboom am | |
| Santiago eine weitere Entwicklung mit Sorge: In der Provinz Condorcanqui, | |
| zu der neben Santiago zwei weitere Bezirke gehören, sind die | |
| [2][HIV-Ansteckungen sprunghaft gestiegen]. Waren es 2020 noch 40 Fälle, | |
| wurden vier Jahre später 338 Fälle erfasst. Laut der regionalen | |
| Gesundheitsbehörde sind 80 Prozent der Neuerkrankten zwischen 14 und 25 | |
| Jahre alt. | |
| ## Der Goldpreis steigt | |
| Die Goldschürfer auf den dragas kommen meist aus anderen Teilen Perus. So | |
| wie Jeremías Bailón. Der 41-Jährige stammt aus dem Bundesstaat Ancash und | |
| schürfte für einige Jahre Gold auf dem Santiago. Damals, sagt er, habe ihn | |
| das schnelle Versprechen von Reichtum zur Kriminalität verleitet. Noch | |
| heute betont er: „Der illegale Goldabbau bringt Geld an den Santiago. Wenn | |
| die Menschen aus den Gemeinden aus der Not heraus mitmachen, ist das | |
| legitim.“ | |
| Bailón ist gelernter Mechaniker. Das half ihm, seine eigene draga zu | |
| betreiben. Das Ende seiner goldenen Jahre war keine selbstbestimmte | |
| Entscheidung: Bei einem der seltenen Einsätze zerstörte die Polizei seine | |
| draga und leitete Ermittlungen gegen ihn ein. | |
| Heute hat Bailón eine Kakaofarm und betreibt ein Restaurant in La Poza. Als | |
| Präsident einer lokalen Organisation setzt er sich für die Interessen der | |
| Händler*innen in dem Ort ein. Vor zehn Jahren, als Bailón mit Gold | |
| Geschäfte machte, bekam er für ein Gramm Gold etwa 23 Euro. | |
| Mittlerweile ist der Preis dreimal so hoch. Juckt es ihn wieder in den | |
| Fingern? Bailón lacht. Er habe in der Zwischenzeit eine Familie gegründet | |
| und sehe die Dinge nun anders. Das Risiko sei es nicht mehr wert, sagt er | |
| und fügt hinzu: Trotzdem verschwinde die Verlockung für die arme | |
| Bevölkerung am Santiago nicht. Um den illegalen Goldrausch effektiv zu | |
| bekämpfen, müsse der peruanische Staat am Santiago stärker Alternativen | |
| fördern, mit denen die Menschen in der Region ihren Lebensunterhalt | |
| verdienen. | |
| ## Ungeniert und ungestört | |
| Aber auch diejenigen, die mit den Kriminellen zusammenarbeiten, bemerken | |
| oft schneller als geahnt, wer am Ende mit dem Gold reich wird. Die | |
| indigenen Gemeinschaften, vor deren Ufern die dragas treiben, bekämen | |
| gerade einmal 20 Prozent des Gewinns, erzählt Bailón. Der Bärenanteil gehe | |
| an die Besitzer der Boote, die das Gold sammeln und an | |
| Zwischenhändler*innen weiterverkaufen. | |
| Ein Video, das Anfang des Jahres heimlich in der Nähe der indigenen | |
| Gemeinde Fortaleza aufgenommen wurde, zeigt, wie professionell und | |
| ungeniert die Goldschürfer vorgehen. Das Video stammt von einer Frau, die | |
| als Sexarbeiterin in dem Dorf arbeitet. Darin zu sehen ist eine Werkstatt | |
| für die Herstellung und Reparatur von dragas. In großen Plastikzelten | |
| arbeiten Männer bei lauter Musik mit Schweißgeräten, die Stimmung ist | |
| ausgelassen. Im Hintergrund ist ein Lager aus Benzinkanistern zu sehen. | |
| Eine Analyse von Satellitenbildern zeigt, dass die Anlagen im Laufe des | |
| vergangenen Jahres errichtet wurden. | |
| Die Werkstatt ermöglicht es den Kriminellen, bei den seltenen | |
| Polizeirazzien zerstörte dragas innerhalb von wenigen Tagen zu ersetzen, | |
| berichten Bewohner*innen der Region. Besuch vom nächsten Polizeiposten, | |
| der zwei Stunden Bootsfahrt entfernt ist, gab es bislang keinen. | |
| Der letzte Polizeieinsatz gegen die Goldschürfer am Santiago fand im Januar | |
| statt. In einem Helikopter rückte eine Spezialeinheit der Polizei an, um | |
| die Flöße anzuzünden. Das gelang den mit Maschinengewehren bewaffneten | |
| Beamt*innen nur bei einem Bruchteil der dragas. Die Goldschürfer hatten | |
| kurz zuvor Kinder aus den indigenen Gemeinden auf die Boote geschickt, um | |
| sie vor der Zerstörung zu schützen. Gegen eine Bezahlung von umgerechnet | |
| etwas mehr als zwei Euro, berichten Anführer der indigenen Regierung der | |
| Wampis. In einer Mitteilung sprechen sie später von einer | |
| Instrumentalisierung der Kinder als „menschliche Schutzschilder“. | |
| ## Polizei steht tatenlos daneben | |
| Boote der peruanischen Polizei oder des Militärs sind während dieser | |
| Recherche nicht auf dem Santiago zu sehen. Patrouillierende | |
| Polizist*innen bekomme man nicht zu Gesicht, bestätigen mehrere | |
| Bewohner*innen. Zwar gibt es vier Militärposten in der Region, sie | |
| sehen ihren Aufgabenbereich jedoch woanders. | |
| Dort, wo auf dem Fluss die Grenze zwischen Peru und Ecuador verläuft, | |
| weisen kein Schild, keine Fahne darauf hin, dass hier ein neues Land | |
| beginnt. Nur ein paar Meter davor verrät ein akkurat gemähter Rasen am Ufer | |
| die Anwesenheit des peruanischen Staates. Vier junge Soldaten, überrascht | |
| angesichts des seltenen Besuchs, schauen verwundert aus ihrer Baracke. Ihre | |
| Aufgabe sei es, erklärt einer von ihnen, im Falle einer „Invasion“ | |
| einzuschreiten. Kontrollieren, wer oder was über den Fluss nach Peru kommt, | |
| würden sie nicht. Das sei schließlich Aufgabe der Polizei. | |
| Eine Polizeiwache im Bezirk Santiago gibt es nicht. Der nächste und damit | |
| auch zuständige Posten befindet sich in Santa Maria de Nieva, mehr als 200 | |
| Kilometer flussabwärts von der Grenze entfernt. Ein junger Polizist steht | |
| am frühen Nachmittag im Eingangsbereich der Wache: „Wir kontrollieren nicht | |
| auf dem Fluss. Wir haben nicht einmal ein eigenes Boot.“ | |
| Bis vor Kurzem befand sich die Polizeistation in Santa Maria de Nieva | |
| direkt neben dem Hauptdock. Aus ihrem Eingangsbereich konnten die | |
| Beamt*innen beobachten, wie täglich mit Benzinkanistern beladene Boote | |
| ablegen. „Natürlich sind die auch für den illegalen Goldabbau. Aber alleine | |
| machen wir nichts“, sagt der Polizist. Aufgrund der fehlenden Ausrüstung | |
| greifen sie nur mit Hilfe des Militärs ein, erzählt er. Aus hochrangigen | |
| Polizeikreisen heißt es zudem, es sei ein offenes Geheimnis, dass | |
| Polizist*innen in der Region gegen eine monatliche Zahlung die Füße | |
| stillhalten. | |
| ## Todesdrohungen gegen Indigene Chiefs | |
| Der illegale Goldabbau am Santiago ist kein neues Phänomen. In einigen | |
| Gemeinden wird seit über zehn Jahren unerlaubt Gold geschürft. Die indigene | |
| Regierung der Wampis, gegründet im Jahr 2015, beobachtet diese Entwicklung | |
| von Beginn an mit Besorgnis. Mit Drohnenaufnahmen dokumentieren sie das | |
| Ausmaß und die Schäden der illegalen Goldextraktion im Fluss. In letzter | |
| Zeit sei das deutlich gefährlicher geworden. Mit den Einnahmen aus dem Gold | |
| haben die Gemeinden Satelliteninternet installiert: Warnungen über | |
| ungebetenen Besuch oder Drohnen am Himmel verbreiten sich in wenigen | |
| Minuten. | |
| Als Reaktion auf den invasiven Goldrausch gründete die Wampis-Regierung im | |
| März 2024 ihre eigene Polizeieinheit. Die Charip, auf Deutsch: Blitz, | |
| besteht aus 30 Freiwilligen. Bewaffnet mit Schrotflinten und Speeren | |
| kontrollieren sie verdächtig Boote an ihrem eigenen Checkpoint am Santiago. | |
| Besonders ein Fund der indigenen Flusswache sorgte einen Monat nach ihrer | |
| Gründung für landesweite Aufmerksamkeit: Die Charip stoppten ein Boot, das | |
| einen Motor und andere Utensilien für den Bau einer draga aus Ecuador nach | |
| Peru transportierte. Im Boot saßen mehrere Männer. Unter ihnen: Drei | |
| peruanische Polizisten. Gegen sie laufen derzeit Ermittlungen. | |
| Der Widerstand der Wampis hat die Spannungen am Santiago verschärft. | |
| Mehrere indigene Anführer berichten von Todesdrohungen über Whatsapp oder | |
| Facebook. Einige erzählen, zu Wasser und zu Land verfolgt worden zu sein. | |
| Gegner*innen werden mit Gerüchten diffamiert und beschuldigt, den | |
| Gemeinden im Goldrausch ihre neue Einnahmequelle nicht zu gönnen. | |
| Bislang sind den Todesdrohungen keine Taten gefolgt. Die Anführer der | |
| Wampis fürchten jedoch, dass der Konflikt eskalieren könnte. Als | |
| Negativbeispiel fällt immer wieder ein Name: Madre de Dios. In diesem | |
| Bundesstaat im südlichen Teil des peruanischen Amazonas haben Goldschürfer | |
| laut einer Analyse der NGO Conservación Amazónica zwischen 2019 und 2023 | |
| insgesamt 51.000 Hektar Regenwald abgeholzt. Und immer wieder indigene | |
| Gegner*innen des illegalen Goldabbaus ermordet. | |
| ## Der Kongress macht mit | |
| Die Antwort der peruanischen Regierung auf den Goldrausch im Amazonas | |
| variiert seit Jahren kaum. Am Rande einer Pressekonferenz danach gefragt, | |
| wie die aktuelle Regierung gegen die jüngste Entwicklung am Santiago | |
| vorgehen wolle, antwortet Jorge Luis José Montero Cornejo, Minister für | |
| Energie und Bergbau: „Das Einzige, was wir dagegen tun können, sind Verbote | |
| und Interventionen.“ | |
| Expert*innen machen außerdem ein acht Jahre altes Dekret aus dem | |
| Kongress für den Aufschwung des illegalen Goldabbaus verantwortlich. Mit | |
| diesem können sich Goldschürfer und Unternehmen, die ohne staatliche | |
| Genehmigung Gold abbauen, für einen Formalisierungsprozess anmelden. | |
| Die Prüfung zieht sich oft über Jahre. Solange die informellen Goldschürfer | |
| dort registriert sind, dürfen sie weiter Gold abbauen, ohne dabei | |
| rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Eigentlich war die Regelung | |
| 2017 als zeitlich begrenzte Maßnahme geplant. Doch es gibt zahlreiche | |
| Kongressabgeordnete, die sich für das Dekret einsetzen. Sie stammen aus | |
| Gegenden mit Bergbauunternehmen oder gehören Parteien an, die enge | |
| Verbindungen in den finanzstarken Bergbausektor haben. Im vergangenen | |
| November stimmte der peruanische Kongress erneut für eine Verlängerung. | |
| *Zum Schutz der Personen sind die Namen mehrerer | |
| Gesprächspartner*innen in diesem Text geändert worden. | |
| Diese Recherche wurde zuerst in einer [3][spanischen Version] auf der | |
| Homepage des peruanischen Investigativmediums OjoPúblico veröffentlicht. | |
| Die deutsche Version wurde gekürzt und bearbeitet. | |
| 9 May 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://ojo-publico.com/5563/oro-sin-ley-mineria-ilegal-toma-rio-santiago-l… | |
| [2] https://www.ohchr.org/en/meeting-summaries/2025/02/experts-committee-econom… | |
| [3] https://ojo-publico.com/5563/oro-sin-ley-mineria-ilegal-toma-rio-santiago-l… | |
| ## AUTOREN | |
| Aaron Wörz | |
| Jonathan Hurtado | |
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