# taz.de -- Aktivistin über Indigene in Peru: „Der Staat ist die größte Be… | |
> Die Aktivistin Ruth Buendía über ihren Kampf für mehr Sicherheit | |
> indigener Gemeinschaften und gegen die Kultur des Machismo in Peru. | |
Bild: Ruth Buendía träumt von der Gründung einer landesweiten politischen Pa… | |
CUSCO taz | taz: Frau Buendía, vor zehn Jahren haben Sie den renommierten | |
Goldman-Umweltpreis erhalten. Was hat sich seitdem in Peru verändert? | |
Ruth Buendía: Wir sehen weiterhin massive Verletzungen der Rechte indigener | |
Völker in der zentral gelegenen Selva-Region und im Amazonasgebiet. Der | |
peruanische Staat lehnt vorherige Konsultationen (bei extraktiven | |
Projekten, Anm. d. Autors) ab. Er hat große Angst davor. Seit der | |
Preisverleihung hat ein Teil der peruanischen Bevölkerung sich mit unserem | |
Kampf identifiziert, viele Menschen kennen uns nun mittlerweile. Ich werde | |
international anerkannt, aber kaum in meinem eigenen Land. Auch die | |
Behörden helfen uns nicht. | |
taz: Wie würden Sie die Lage der indigenen Völker im Zusammenhang mit der | |
Klimakrise beschreiben? | |
Buendía: Staatsgelder sollten in den Gemeinden eingesetzt werden – aber oft | |
leitet das Umweltministerium diese Mittel an NGOs weiter. Was bei uns | |
ankommt, sind vor allem Schulungen – mehr nicht. Die Mittel decken nicht | |
die Grundbedürfnisse wie Gesundheit oder Ernährungssicherheit der indigenen | |
Völker. Was bringt es also, Menschen zu schulen, die unterernährt und krank | |
sind? | |
taz: Ein weiteres wachsendes Problem in der Region sind der Drogenhandel | |
und andere illegale Aktivitäten. Was läuft beim Schutz der indigenen Völker | |
falsch? | |
Buendía: Solange Kongress, Innenministerium und Regierung keine klare | |
Verpflichtung eingehen, [1][wird es keine Sicherheit für | |
Umweltschützer*innen und indigene Gemeinschaften geben]. Die | |
Verteidiger*innen schützen ihre Territorien, aber der Staat garantiert | |
ihre Sicherheit nicht. Es gibt zwar Sitzungen und Treffen, aber meist ohne | |
konkrete Ergebnisse. Am Ende kämpfen wir hier in unserem eigenen Land gegen | |
uns selbst. | |
taz: Was müssen die Behörden leisten? | |
Buendía: Sie müssen meine Rechte und die [2][kollektiven Rechte der | |
indigenen Völker schützen]. Aber wir sehen: Der Staat selbst ist die größte | |
Bedrohung für uns in unserem eigenen Land. Zum Beispiel erlässt die | |
Regierung Gesetze ohne jegliche Konsultation der indigenen Völker. Sie | |
kümmern sich nicht um unsere Existenz, und das, obwohl wir genauso | |
peruanisch sind wie sie – vielleicht sogar mehr. | |
taz: Was fehlt auf lokaler und nationaler Ebene noch? | |
Buendía: Der peruanische Staat hat uns als indigene Völker anerkannt, aber | |
uns keine wirtschaftlichen Mittel gegeben, um uns zu entwickeln. Wir haben | |
alle Freiheiten – außer der wirtschaftlichen. Es ist, als ob sie sagen: | |
Macht, was ihr könnt, und seht zu, wie ihr überlebt. Aber wie sollen wir | |
uns ohne Ressourcen entwickeln? | |
taz: Aus Ihrer Erfahrung: Welche Herausforderungen haben indigene Frauen | |
als Verteidigerinnen? | |
Buendía: Seit wir begonnen haben, unsere Organisation zu stärken, haben wir | |
verstanden, dass wir die Fähigkeiten junger Frauen fördern müssen, die | |
künftig die Organisation führen werden. Aber auch das ist eine große | |
Herausforderung. Denn die Kultur in unseren Gemeinden, und generell im | |
Land, ist sexistisch. In meinem Asháninka-Volk ist der Machismo tief | |
verwurzelt. Ich selbst habe Neid und Widerstand von männlichen | |
Führungspersonen erlebt. | |
taz: Würden Sie gern ein öffentliches Amt übernehmen? | |
Buendía: Mein Traum als indigene Frau und Anführerin ist es, eine | |
landesweite politische Partei zu gründen, in der indigene Völker ihre | |
eigenen Vertreter*innen stellen können. Wenn wir heute bei politischen | |
Parteien mitmachen, werden wir oft instrumentalisiert. Aber indigene Völker | |
sind sich oft nicht bewusst, dass wir, wenn wir eine Partei gründen oder | |
uns einer anschließen, zusammenarbeiten müssen, um unser Land zu verbessern | |
oder sogar neu aufzubauen. | |
Interviewer Aramís Castro ist ein peruanischer Journalist. Er arbeitet für | |
das Investigativmedium [3][OjoPúblico]. | |
Übersetzt aus dem Spanischen von Niklas Franzen | |
25 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Proteste-in-Peru/!5911285 | |
[2] https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-journal/peru-indigene-isolation-… | |
[3] https://ojo-publico.com/english | |
## AUTOREN | |
Aramís Castro | |
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