# taz.de -- Kakaoproduktion in Ghana: Nicht mehr die Bohne wert | |
> Lange war Ghana einer der führenden Kakaoexporteure weltweit. Inzwischen | |
> wenden sich Bauern jedoch öfter dem illegalen, aber lukrativen Goldabbau | |
> zu. | |
Bild: Schmutziges Geschäft: Zwei junge Goldschürfer behandeln mit Wasserdruck… | |
Accra und Koniyaw taz | Als sich das grüne Blätterdach lichtet, bleibt | |
Abass Nyamekye stehen. Vor ihm tut sich ein Tal auf, einst bedeckt von | |
Kakaobäumen, Bananen und anderen Nutzpflanzen. Jetzt arbeitet dort ein | |
Bagger, das Wummern des Motors ist weithin zu hören. Über mehrere Kilometer | |
ist die Fläche abgeholzt. Sämtliche Pflanzen und Bäume sind plattgewalzt | |
oder ausgerissen. Stattdessen türmt sich die rot-braune Erde zu | |
unregelmäßigen Hügeln auf. Dazwischen fließt zähflüssig und braun das | |
Flusswasser. | |
„Früher konnte ich es trinken“, sagt er und setzt seinen Weg fort. Während | |
Minuten vorher noch der Schatten der Bäume für kühle Temperaturen gesorgt | |
hat, knallt nun die ghanaische Sonne auf der gerodeten Fläche unbarmherzig | |
auf den Kopf. „Da hinten ist unser Ziel“, sagt Nyamekye und zeigt ans | |
andere Ende des Tals. | |
Dort befindet sich eine illegale Goldmine. Als Nyamekye das Abbaugebiet | |
erreicht, beackern mehrere junge Männer gerade mit Spitzhacken und | |
Schaufeln einen Kakaobaum, der sich mit seinen Wurzeln in einem unmöglichen | |
Winkel noch gerade so im Boden festklammert. Verärgert schimpft Abbas | |
Nyamekye den Hang hoch: „Ihr wisst doch, dass Kinder hier nicht arbeiten | |
sollen.“ Bis vor wenigen Minuten haben noch zwei Kinder in der Erde | |
gewühlt, kaum zehn Jahre alt, vielleicht jünger. Mit seiner Ankunft haben | |
sie sich ins Unterholz verdrückt. | |
Der 42-Jährige ist Kakaobauer in Koniyaw, einem Dorf unweit von Ghanas | |
zweitgrößter Stadt Kumasi. Es ist eines von vielen Dörfern in dem | |
westafrikanischen Land, in dem immer mehr Menschen sich vom Kakaoanbau ab- | |
und dem Goldabbau zuwenden. „Galamsey“, sagt Nyamekye, „bringt uns nur | |
Unheil.“ Der ghanaische Begriff leitet sich von der englischen Redewendung | |
„gather them and sell“ ab und bezeichnet den illegalen Goldabbau. Immer | |
mehr improvisierte Minen tauchen im ganzen Land auf, denn Ghanas Erde ist | |
reich an dem Edelmetall. | |
Nyamekyes Tadel prallt an den Männern ab. Wer in Ghana schnelles Geld | |
verdienen will, baut Gold ab. Ob die Arbeiter zum Teil noch minderjährig | |
sind, die Minen legal oder nicht, oder die Chemikalien im Abbauprozess | |
gesundheitsschädigend, spielt dabei kaum eine Rolle. Knöcheltief stehen die | |
Männer im rutschigen Schlamm, ihre Bewegungen sind konzentriert und | |
routiniert. | |
Ein langer Schlauch leitet das Wasser aus dem nahegelegenen Fluss heran. | |
Der abgeschnittene Hals einer Plastikflasche am Ende des Schlauchs dient | |
als Lenkhilfe für den Wasserstrahl. Gezielt wird dieser auf die losen | |
Brocken aus roter Erde gerichtet, die zuvor aus der Wand gehackt wurden. | |
Das Gemisch aus Wasser schießt über eine hölzerne Rampe und sammelt sich in | |
einer immer größer werdenden, blubbernden Schlammlache. Ein trüber See, der | |
die Grenze des Abbaugebiets markiert. | |
Die hölzerne Rampe ist dabei der Trichter für das Schlammwasser. Ausgelegt | |
mit Matten, sollen in den Borsten die feinen Goldpartikel haften bleiben – | |
winzige, glitzernde Versprechen. In einem späteren Schritt werden diese mit | |
Hilfe von Quecksilber herausgelöst. Ein hochgiftiger Prozess – aber sehr | |
lukrativ. | |
Eigentlich war Kakao immer die Haupteinnahmequelle hier. Doch vor allem die | |
Jugend hat heutzutage wenig Lust, der harten, kräftezehrenden Arbeit als | |
Kakaobauer nachzugehen, kritisiert Nyamekye. Der 42-Jährige ist mit | |
Herzblut Kakaobauer. „Kakao ist sensibel“, weiß er zu erzählen. Über Jah… | |
müssen die Bäume gehegt und gepflegt werden, um eine gesunde Frucht zu | |
produzieren. Die Kunst hat er von seinem Vater gelernt – und der, sagt er, | |
habe es von seinem Vater. Wie er über die Kakaofrucht spricht, hat etwas | |
Liebevolles an sich. | |
Doch Teil der Wahrheit ist auch, dass der Job nicht mehr so attraktiv ist | |
wie früher. „Früher war Kakao in den ländlichen Gebieten eine der wenigen | |
Beschäftigungsmöglichkeiten. Entweder du bist in die großen Städte | |
abgewandert oder eben Kakaobauer geworden. Aber das war damals auch | |
deutlich besser bezahlt“, erzählt Obed Owusu-Addai. Der 36-Jährige leitet | |
die ghanaische Umweltorganisation EcoCare, ist selbst Kakaobauer und Teil | |
der Ghana Civil Society Cocoa Platform, einer Plattform von politischen | |
engagierten Kakao-Organisationen und Vereinigungen. | |
„Der durchschnittliche Kakaobauer in Ghana ist 55 Jahre alt. Der Sektor | |
altert und es kommen wenig junge Bauern nach. Aber schaut man sich die | |
Umstände an, ist es nicht sehr verwunderlich“, sagt Owusu-Addai. Während | |
der Job als Helfer auf einem Kakaofeld mit 100 ghanaischen Cedi vergütet | |
wird (etwa 6,50 Euro), können im illegalen Goldabbau um die 600 Cedi (etwa | |
40 Euro) am Tag verdient werden. | |
Rund 70 Prozent des Kakaos, mit dem weltweit Schokoladenprodukte | |
hergestellt werden, stammt nach Angaben des entwicklungspolitischen Inkota | |
Netzwerks aus Westafrika. Jahrelang war Ghana das Land mit dem | |
zweithöchsten Kakaoexport weltweit – direkt hinter der Elfenbeinküste. Nach | |
einer Rekordsaison 2021/21 mit mehr als einer Million Tonnen befindet sich | |
Ghanas Kakaoproduktion allerdings auf steiler Talfahrt. Schätzungen gehen | |
davon aus, dass die diesjährige Ernte um ein Drittel geringer ausfallen | |
wird als üblich. Die Gründe sind vielfältig: schwierige Wetterbedingungen, | |
mit zu viel oder zu wenig Regen, Schädlinge und Krankheiten, die die Bäume | |
angreifen. Und der Abbau von Gold: Galamsey. | |
Immer mehr Bauern verkaufen ihre Plantagen für scheinbar gutes Geld. „Wenn | |
man aber überlegt, dass die Flächen danach auf Jahre nicht mehr benutzt | |
werden können, oder teils nie wieder, weil sie so verschmutzt sind, ist es | |
kein guter Deal“, sagt Obed Owusu-Addai. Auch in der Goldgrube bei Koniyaw | |
schwimmt auf dem braungefärbten Wasser ein schimmernder Film. Rückstände | |
von toxischen Substanzen, mutmaßt Abbas Nyamekye. Gerade im illegalen | |
Bergbau werden große Mengen giftiger Chemikalien wie Quecksilber | |
eingesetzt, um Gold zu gewinnen. | |
Erst im August 2024 gab der staatliche Trinkwasserhersteller Ghana Water | |
Company Limited (GWCL) bekannt, aufgrund der hohen Verschmutzung des | |
Flusses Pra die Städte Cape Coast und Elmina nicht mehr mit ausreichend | |
Trinkwasser versorgen zu können. „Etwa 60 Prozent des Einzugsgebiets sind | |
aufgrund des illegalen Bergbaus verschlammt, was die Wasserqualität | |
beeinträchtigt“, hieß es in der Pressemitteilung. | |
## 60 Prozent der Gewässer mit Quecksilber verseucht | |
Hunderte von Protestierenden marschierten daraufhin Ende September drei | |
Tage lang durch die Straßen von Ghanas Hauptstadt Accra und forderten das | |
Ende der anhaltenden Umweltzerstörung. „Unsere Forderung war, dass die | |
Regierung endlich Maßnahmen gegen die Verschmutzung der Gewässer ergreift. | |
Und, dass sie gegen die politischen Parteien, Beamten und illegalen und | |
unverantwortlichen Bergbauunternehmen vorgeht, die an der Vergiftung der | |
ghanaischen Gewässer Mitschuld tragen“, sagt Oliver Barker-Vormawor von | |
Democracy Hub. | |
Die Gruppe von Aktivisten hatte Ende September zu den Protesten aufgerufen. | |
54 Personen wurden während der Demonstrationen festgenommen und | |
inhaftiert. Auch Barker-Vormawor war darunter. | |
Während Ghana eigentlich den Ruf hat, ein Leuchtturm der Demokratie in | |
einer unruhigen Region zu sein, sei es immer schwieriger geworden zu | |
demonstrieren, sagt Barker Vormawor. „Die Regierung ist in den letzten | |
Jahren gegen jeden Versuch, einen Protest zu organisieren, hart | |
vorgegangen. Unabhängig von der Art des Protests und selbst in diesem Fall, | |
wo es sich um friedliche Proteste gehandelt hat“, kritisiert er. | |
Dennoch: Vor allem in Städten wie Accra regt sich Widerstand. Künstler und | |
Musiker griffen das Thema auf, produzierten Musikvideos und Kunstwerke, die | |
auf die Umweltschäden aufmerksam machten, und junge Umweltaktivisten, | |
gingen auf die Straße. Denn längst sind nicht nur der Pra betroffen und die | |
Wasseraufbereitungsanlagen rund um Cape Coast im Süden. Auch die Flüsse | |
Ankobra, Oti, Offin und Birim sind verschmutzt, schätzungsweise 60 Prozent | |
der landesweiten Gewässer sind mit Quecksilber verseucht. | |
Am 2. Januar 2025 gab GWCL bekannt, auch in der Bergbaustadt Tarkwa die | |
Trinkwasserversorgung vorerst einzustellen: „Wir haben alles versucht, was | |
wir konnten, aber ohne Erfolg, daher die Abschaltung“ heißt es in der | |
Pressemitteilung. Auch hier ist Galamsey der Grund. Im Vorfeld der | |
Präsidentschaftswahlen im Dezember 2024 brachten die Proteste das Thema | |
zumindest kurzzeitig in die ghanaischen Nachrichten und in die Reden von | |
Politikern. Doch die Verflechtungen sind komplex. | |
Zwar ergriffen Ex-Präsidenten, wie [1][Nana Akufo-Addo], immer mal wieder | |
medienwirksame – und kostspielige – Maßnahmen, und entsandten unter anderem | |
Soldaten in die illegalen Minen, um Arbeiter festzunehmen und Ausrüstung zu | |
verbrennen. Doch langfristig wirksam waren diese Methoden nicht. Auf dem | |
Höhepunkt der Militäroperationen wurden Bagger von Minenarbeitern gar in | |
Kirchen versteckt, um deren Beschlagnahmung zu verhindern. | |
Eine echte Bekämpfung aber war nie gewollt, sind sich sämtliche | |
Interviewpartner einig. Immer wieder lautet der Vorwurf, dass auch | |
hochrangige Politiker in Galamsey involviert sind. Sei es durch die Vergabe | |
von Konzessionen oder den Verleih und Verkauf von Baumaschinen. Wer zudem | |
zu hart gegen Galamsey vorgeht, riskiert wichtige Wählerstimmen, vor allem | |
in den ländlichen Gebieten. | |
## Professionell illegal | |
Die informelle Goldförderung bedeutet Hunderttausende Arbeitsplätze. Oft | |
eine der wenigen wirklich lukrativen Einkommensquelle in abgelegenen | |
Regionen. Maßnahmen gegen den illegalen Goldabbau werden daher häufig | |
abgemildert oder nicht konsequent durchgesetzt. | |
Traditionell wurde der kleingewerbliche Goldbergbau von Einheimischen auf | |
ihrem eigenen Land in kleinem Rahmen durchgeführt. Doch vor allem in den | |
vergangenen zehn Jahren hat es einen Zustrom ausländischer – und | |
überwiegend chinesischer – Arbeiter gegeben. Angezogen von steigenden | |
Goldpreisen, hat dies auch zu einer Professionalisierung des Gewerbes | |
geführt. | |
Gemäß des Minerals and Mining Act von 2006 ist der kleingewerbliche Bergbau | |
allerdings ausschließlich ghanaischen Staatsbürgern vorbehalten. Diese | |
müssen dafür eine Lizenz beantragen. Trotzdem haben in den vergangenen | |
Jahren insbesondere chinesische Akteure erhebliche Summen in den Bergbau | |
investiert. Möglich ist das, durch sogenannte „Sub leasing“-Praktiken, bei | |
dem ein offizieller, ghanaischer Lizenzinhaber seine Mine an ausländische | |
Betreiber weitergibt. Per Gesetz verboten, doch in vielen Fällen | |
profitieren lokale Chiefs, Politiker und Polizei mit – und erteilen | |
rechtswidrige Genehmigungen. Teilweise auch entgegen der bestehenden | |
Naturschutzgesetze. | |
Besonders betroffen sind die [2][Ashanti Region], die Western Region und | |
Central Region. Selbst in den kleinsten Dörfern finden sich Dutzende Bagger | |
und Bulldozer, die entlang der Straße zum Verkauf oder zur Vermietung | |
angeboten werden. Ihr Gebrauch hat die Fördermengen, aber auch die | |
Umweltzerstörung drastisch erhöht. Mit dem Goldrausch mehrt sich jedoch | |
auch die Sorge um zunehmende Kriminalität und Gewalt. | |
„Es gibt Bauern, die berichten, dass sie von Galamsey-Betreibern | |
eingeschüchtert und zum Verkauf gezwungen wurden. Es wird aber auch | |
freiwillig verkauft, in der Annahme, dass das angebotene Geld ein gutes | |
Geschäft ist. Manchmal ist es auch so, dass Kakaobauer ihr Land nur pachten | |
und die Eigentümer es gegen ihren Willen für Galamsey zur Verfügung | |
stellen“, erklärt Obed Owusu-Addai. „Der treibende Faktor bei allem ist | |
Armut.“ | |
Umso mehr, da das Land seit 2022 in einer schweren Wirtschaftskrise steckt. | |
Ausgelöst durch hohe Verschuldung, Inflation, externe Schocks wie Corona | |
und den Krieg in der Ukraine, erholt sich die Wirtschaft mittlerweile zwar | |
langsam. Doch die Lebenshaltungskosten sind nach wie vor hoch und gut | |
bezahlte Arbeitsstellen nur dünn gesät. Immer häufiger tauschen daher auch | |
Kakaobauern ihre Bäume gegen Spitzhacken ein, in der Hoffnung auf schnelles | |
Geld – teils wohlwissend um die gesundheitlichen Risiken. | |
„Wir beobachten immer mehr Krebserkrankungen auch bei jungen Menschen. | |
Außerdem auch Fälle von neugeborenen Kindern mit Fehlbildungen. Beides | |
lässt sich direkt auf giftige Chemikalien zurückführen, die im Galamsey | |
verwendet werden und die Umwelt vergiften“, sagt der Arzt Akis Afoko. Es | |
sei deutlich erkennbar, dass sich diese Fälle in den Abbaugebieten häufen | |
würden. „Wir wissen, dass Quecksilber und andere Schadstoffe die inneren | |
Organe wie die Nieren angreifen. In Ghana konnte man noch vor einigen | |
Jahrzehnten zählen, wie viele Patienten Nierenversagen hatten. Heute ist es | |
so weit verbreitet, dass wir nicht einmal genug Dialysegeräte haben, um die | |
Zahl zu bewältigen. Und die Altersspanne reicht von Kindern bis hin zu | |
älteren Menschen“, erzählt Afoko. | |
„Ich versuche jedes Mal zu sensibilisieren und zu erklären, woher die | |
Krankheiten kommen. Aber ich habe schon mehrfach den Satz gehört:,Wenn wir | |
nicht abbauen, wird jemand anderes abbauen'“, berichtet Dr. Akis Afoko. Der | |
finanzielle Druck sei vielerorts zu groß, um die Aussicht auf gute | |
Einnahmen auszuschlagen. | |
Auch Kakaobauer Abass Nyamekye berichtet davon. „Ich habe Klassenkameraden | |
gesehen, die viel Geld verdient haben. Aber sie wurden krank, einige von | |
ihnen starben sogar“, erzählt er. Es ärgert ihn, dass die jungen Männer in | |
den Minen seiner Nachbarschaft unbeirrt weitermachen. | |
Doch stur ist er auch. Immer wieder geht er zur improvisierten Goldmine, | |
warnt die Männer vor den gesundheitlichen Risiken und den Umweltschäden und | |
beschwert sich, wenn die Umleitung des Flusswassers den Schulweg der Kinder | |
flutet. Er ist einer der gewählten Repräsentanten der Kakaobauern und | |
-bäuerinnen der Umgebung. Zu seinen Aufgaben zählt er nicht nur die | |
Kommunikation mit der staatlichen Kakaobehörde Ghana Cocoa Board (Cocobod), | |
sondern auch die Aufklärung über die Gefahren des Goldabbaus. | |
Das Cocobod, gegründet 1947, reguliert, fördert und entwickelt die | |
Kakaowirtschaft Ghanas. Es spielt eine Schlüsselrolle in der Wirtschaft des | |
Landes, denn Kakao gehört zu den wichtigsten Exportgütern. Doch der Preis | |
der Bohnen schwankt stark, da er von den Rohstoffbörsen in London und New | |
York abhängt. | |
Um diese Schocks abzumildern und Preisstabilität zu bieten, legt Cocobod | |
vor jeder Saison die Kakaopreise fest. Für die Saison 2024/2025 beträgt er | |
48.000 Ghana Cedi pro Tonne, etwa 3.150 Euro. [3][Der Weltmarktpreis | |
dagegen schnellte im Dezember 2024] auf ganze 11.500 Euro pro Tonne. Der | |
Verkauf an einen anderen Abnehmer als Cocobod ist nach ghanaischem Recht | |
aber verboten. Diese Regelung schützt sie zwar vor Preisverfall, nimmt | |
ihnen aber die Chance, von steigenden Marktpreisen zu profitieren. | |
„Das Gesetz, das unsere Kakaoproduktion regelt, verleiht der Behörde zu | |
viel Autorität und Macht. Es bräuchte eine Überarbeitung, um den Bauern | |
mehr Spielraum für eigene Aktivitäten zu geben“, listet er auf. „Stell dir | |
vor, du bist Bauer, hast dein Land bestellt, deine Bohnen geerntet und | |
getrocknet, und darfst dann an nur einen einzigen Abnehmer verkaufen. | |
Großartig andere Möglichkeit gibt es aber auch gar nicht, denn wir haben | |
hierzulande kaum Strukturen, um die Bohnen selbst weiterzuverarbeiten“, | |
erklärt Obed Owusu-Addai. | |
Für ihn ist es kein Wunder, dass viele den Beruf deswegen aufgeben. Nach | |
jetzigem Stand fänden sich kaum mehr Anreize im Kakaosektor. „Wenn wir es | |
nicht schaffen, diesen Sektor zu stabilisieren, riskieren wir den | |
Zusammenbruch unserer Wirtschaft“, sagt Obed Owusu-Addai. Auf Reisen nach | |
Guatemala habe er erlebt, wie Bauern sich dort zusammenschließen und ihre | |
eigenen Schokoladenunternehmen gründen. „Genau das sollten wir hier auch | |
machen. So wären wir unabhängiger“, fordert er. | |
Auch gebe es inzwischen Kakaosorten, die einfacher zu pflegen und deutlich | |
ertragreicher seien als die traditionellen Sorten. „Solche Änderungen | |
würden den Kakaosektor auch wieder für die jüngere Generation attraktiver | |
machen“, sagt er. Für Owusu-Addai steht fest: Es braucht ein Umdenken – mit | |
Mut für Neues und der Weitsicht, den Bauern mehr Freiheiten zu geben. | |
4 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Helena Kreiensiek | |
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