# taz.de -- Klimawandel treibt Kakaopreis an: Jetzt auch noch Schokolade | |
> Schlechte Kakaoernten treiben weiterhin die Börsenpreise in die Höhe. Die | |
> Kosten dafür tragen Erzeuger*innen und Konsument*innen. | |
Bild: Vom Klimawandel verstärkte Dürreperioden oder Starkregen führen zu ger… | |
Berlin/Idstein taz/dpa | Viele Schokoladenhersteller haben die Preise der | |
Süßigkeit erhöht. Für Milka-Schokolade müssen Kunden in den großen | |
Handelsketten in dieser Woche 1,99 Euro bezahlen statt wie bisher 1,49 | |
Euro. Das zeigt eine Auswertung des Preisvergleichsportals Smhaggle. | |
Regional können die Preise abweichen, etwa durch Rabattaktionen. | |
Auch die Produkte anderer Schokoladenhersteller wie Ritter Sport waren im | |
vergangenen Jahr bereits teilweise deutlich teurer geworden. Lindt & | |
Sprüngli hatte die Preise ebenfalls erhöht und will dies 2025 erneut | |
machen, wie das Unternehmen kürzlich ankündigte. Die Hersteller begründen | |
das mit schlechten Ernten und den Folgen des Klimawandels. [1][Anfang 2024 | |
war der Kakaopreis infolgedessen auf einen Rekordwert gestiegen]. Der Wert | |
wurde im Dezember noch mal überstiegen. | |
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war eine Schokoladentafel im | |
Dezember 2024 durchschnittlich 14,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. | |
Bereits in den Vorjahren waren die Preise gestiegen. | |
## Schokoladenkonzerne zahlen nicht für Klimaanpassung | |
„Kakao ist knapp auf den Weltmärkten. Das treibt die Preise nach oben“, | |
sagte WWF-Expertin Kerstin Weber. Extremwettereignisse wie lange | |
Dürreperioden, Starkregen oder Überflutungen führten zu geringeren | |
Erträgen, schlechterer Qualität oder vollständig zerstörten Ernten. | |
Vielerorts würden die Kakaobäume zudem von Krankheiten befallen. Weber | |
rechnet damit, dass die Kakaopreise 2025 hoch bleiben und nicht wieder auf | |
das alte Niveau sinken. | |
Etwa 90 Prozent der weltweiten Kakaobohnen werden von Kleinbäuerinnen | |
erzeugt, die größtenteils in Armut leben. Etwa zwei Drittel der Bohnen | |
kommt aus Côte d’Ivoire und Ghana. Erzeuger*innen dort klagen, dass | |
auch die schlechten Abnehmerpreise der Schoko-Konzerne dazu führen, dass | |
kein Geld für Investitionen in Klimaanpassung und nachhaltige | |
Bewirtschaftung bleibt. Für den Kakaoanbau [2][wurde viel Wald in | |
Westafrika gerodet]. | |
Die Böden sind durch Pestizide belastet, von Krankheit befallene oder alte | |
Bäume müssen ersetzt werden und Schattenbäume gepflanzt werden. Außerdem | |
müssen die Bäuerinnen nach der EU Entwaldungsverordnung ihr Felder | |
kartieren und Geodaten sammeln, um nachzuweisen, dass für den Anbau kein | |
Wald zerstört wird. | |
Und auch von der internationalen Klimafinanzierung kommt sehr wenig bei den | |
Erzeuger*innen an. Elizabeth Nsimadala, Präsidentin der Eastern Africa | |
Farmers Federation, sagt [3][in der taz]: „Kleinbäuerliche Familienbetriebe | |
produzieren weltweit über ein Drittel aller Lebensmittel. Bei ihnen kamen | |
aber 2021 nur 0,3 Prozent der internationalen Klimafinanzierung an“. | |
Das meiste Geld an der Tafel Schokolade verdienen die Hersteller und | |
Supermärkte. Die hohen Kakaopreise versuchen die Schoko-Konzerne teils mit | |
weniger Kakaogehalt in den Schokoladen und höheren Preisen auszugleichen. | |
Und noch ein Aspekt wird häufig übersehen: Die hohen Börsenpreise ziehen | |
Spekulanten an, die Preise weiter in die Höhe treiben. Auch die Nachfrage | |
nach Agrarfonds steigt. | |
22 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Internationale-Kakao-Konferenz/!6003503 | |
[2] /Abholzung-in-Ghana/!5985427 | |
[3] /Klimawandel-gefaehrdet-Baeuerinnen/!6019337 | |
## AUTOREN | |
Leila van Rinsum | |
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