| # taz.de -- Berliner AfD: Rund 400 protestieren gegen AfD-Parteitag | |
| > Im brandenburgischen Jüterbog versuchen Demoteilnehmer den Zugang zur | |
| > Wiesenhalle zu blockieren. Hier wählte die AfD turnusmäßig den neuen | |
| > Vorsitz. | |
| Bild: Bunt und laut gegen die AfD | |
| Berlin taz | „AfD, Faschistenpack, wir haben euch zum Kotzen satt“, | |
| skandierten die Teilnehmenden des Protestzugs, der am frühen Sonntagmorgen | |
| durch Jüterbog zog. „Die sind doch alle bezahlt“, sagt ein Mann, der sich | |
| auf dem Weg zum Parteitag der Berliner AfD befand. Gemeint ist die Blockade | |
| von etwa 70 Antifa-Aktivist:innen, die die Zufahrt zum Parteitag der AfD | |
| Berlin kurzzeitig zumindest erschwert. | |
| Die Aktivist:innen nahmen die ankommenden AfD-Abgeordneten, die teils | |
| mit Bussen vom örtlichen Bahnhof zum Parteitag eskortiert wurden, unter | |
| Buhrufen in Empfang. Die Polizei hielt die Straße jedoch so weit frei, dass | |
| der Zugang für die Abgeordneten weiterhin möglich blieb. Kurzzeitig setzte | |
| die Polizei dabei auch Pfefferspray gegen Demonstrierende ein. | |
| Zum Protest unter dem Slogan „Stören. Irritieren. Demonstrieren“ gegen den | |
| Parteitag des AfD-Landesverbandes hatte das Bündnis Buntes Luckenwalde | |
| aufgerufen. Unter dem Motto „Gegen den Parteitag der Berliner AfD!“ zog | |
| eine Demonstration vom Bahnhof zur Wiesenhalle Jüterbog. Auf Transparenten | |
| waren Slogans wie „Es gibt kein ruhiges Hinterland“ und „AfD-Verbot jetzt… | |
| zu lesen. Auch Gruppen wie die Interventionistische Linke, Widersetzen und | |
| Aufstehen gegen Rassismus mobilisierten zu den Protesten. | |
| AfD-Berlin wählt neue Parteispitze und verwehrt der taz den Zugang | |
| Die Berliner AfD traf sich am Sonntag erneut in der Wiesenhalle der Stadt | |
| Jüterbog im Landkreis Teltow-Fläming. In Berlin hatte der Landesverband der | |
| Partei vergeblich nach Räumen gesucht, wie der [1][rbb zuerst berichtet] | |
| hatte. | |
| Der taz verweigerte Ronald Gläser, Sprecher der Berliner AfD und seit | |
| neuestem Bundestagsabgeordneter, den Zugang zum Parteitag, zu dem auch der | |
| [2][Rechtsextremist Hannes Gnauck] als Redner zu Gast war. Er könne dem | |
| „Wunsch auf Akkreditierung leider nicht entsprechen“, antwortete Gläser | |
| erst wenige Stunden vor Beginn des Parteitags auf eine Anfrage der taz. | |
| Der Brandenburger AfD-Bundestagsabgeordnete Gnauck, einst Zeitsoldat und | |
| Vorsitzender der selbstaufgelösten rechtsextremen „Jungen Alternative“, | |
| wurde 2021 vom Militärgeheimdienst MAD als Extremist mit der höchsten | |
| Warnstufe eingestuft. | |
| ## Bekenntnis zum völkisch-nationalen Lager | |
| Auf dem Parteitag hatte der Landesverband turnusmäßig den Landesvorsitz neu | |
| gewählt. Kristin Brinker bleibt Vorsitzende der Berliner AfD. Rund 330 von | |
| 350 Abgeordneten stimmten für sie. Gegenkandidaturen gab es keine. | |
| Inhaltlich befasste sich die AfD in Jüterbog auch mit einer | |
| „Anti-Schulden-Resolution“. Berlin dürfe keine zusätzlichen Kredite etwa | |
| für Klimaschutz oder Geflüchtete mehr aufnehmen, fordert die Partei darin. | |
| Beschlossen wurde auch, den Begriff „Remigration“ in die Resolution | |
| aufzunehmen. Ein Bekenntnis zum völkisch-nationalen Lager: „Remigration“ | |
| ist ein Kampfbegriff der selbsternannten „Neuen“ Rechten und meint die | |
| grundrechtswidrige Vertreibung und zwangsweise Deportation von | |
| Migrant:innen nach rassistischen Maßstäben. Spätestens seit dem | |
| Bundesparteitag im Januar dieses Jahres ist der [3][Begriff Parteiräson]. | |
| Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2021 und der Wiederholungswahl 2023 war | |
| Brinker Spitzenkandidatin ihrer Partei. Die Politikerin gilt manchen wegen | |
| ihres zurückhaltenden Stils als eher gemäßigte AfD-Politikerin. Doch die | |
| Vorstellung einer gemäßigten Berliner AfD ist ein Mythos. Auch in Berlin | |
| sind mit Brinker, so bürgerlich sie sich auch zu inszenieren versucht, die | |
| Grenzen zum völkisch-nationalen Lager längst verwischt. | |
| Grenzen nach Rechtsaußen sind längst verwischt | |
| Wie im Januar vergangenen Jahres öffentlich wurde, war Brinker im Jahr 2023 | |
| bei einem Treffen in der Privatwohnung des Ex-CDU-Finanzsenators Peter | |
| Kurth, bei dem auch bekannte Rechtsextremisten wie Martin Sellner und Götz | |
| Kubitschek zu Gast waren. Sellner redete an diesem Abend über sein Buch | |
| „Regime Change von rechts“. Brinker mühte sich anschließend um eine | |
| Erklärung – [4][überzeugend war die jedoch nicht.] | |
| Schon 2021 wurde Brinker in das Amt der Landesvorsitzenden gewählt, | |
| [5][damals mit Unterstützung] von Anhänger:innen des extrem rechten | |
| Flügels der AfD. In der Berliner AfD ist Brinker umringt von ehemaligen | |
| Flügel-Anhängern, etwa Thorsten Weiß, Jeanette Auricht und Rolf | |
| Wiedenhaupt. Ihr Vorgänger, Georg Pazderski, sagte damals, Brinker führe | |
| die AfD Berlin auf den „thüringischen Höcke-Weg“. | |
| Für seine regelrechte Höcke-Obsession ist auch der einstige | |
| Bundeswehroffizier, ehemalige Berliner Flügel-Obmann und stellvertretende | |
| Fraktionsvorsitzende Thorsten Weiß bekannt. „Du bist unser Anführer, dem | |
| wir gerne bereit sind zu folgen“, [6][äußerte sich Weiß zu Höcke 2019]. | |
| Nun ist Weiß, wie dieser kürzlich auf der Plattform X bekannt gab, | |
| innenpolitischer Sprecher der Berliner AfD-Fraktion. Aus seiner | |
| menschenfeindlichen Ideologie macht Weiß keinen Hehl. Fortan werde die | |
| „innere Sicherheit (…) unter dem Aspekt der Remigration gedacht“, ließ W… | |
| auf der Plattform X verlauten. Weiß träumt von dem Bau eines neuen | |
| „Remigrationszentrums“ in Berlin. Im Netz inszeniert er sich in | |
| Pilotenkostüm auch als „Käpt’n Rückflug“. | |
| ## Friedlicher Protest gegen den Parteitag | |
| Schon im Oktober letzten Jahres versammelte sich die AfD Berlin in der | |
| Wiesenhalle. [7][Hunderte protestierten damals]. An diesem Sonntag sprach | |
| Teltow-Flämings Polizeichef Ulrich Wiesicke von einem „friedlichen Verlauf“ | |
| des Protests, an dem sich laut Veranstalter rund 400 beteiligten. Die | |
| Polizei zählte zwischen 250 und 300 Teilnehmende. Laut Wiesicke kam es zu 2 | |
| Strafanzeigen, etwa wegen Verstoß gegen das Vermummungsgesetz. | |
| 6 Apr 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2025/03/berlin-afd-parteitag-brandenbu… | |
| [2] /Junge-Alternative-waehlt-Gnauck-zum-Chef/!5885685 | |
| [3] /!6058444/ | |
| [4] /Landeschefin-der-AfD-Berlin/!5983237 | |
| [5] /Neuer-Vorstand-der-AfD-Berlin/!5920055 | |
| [6] /Fluegel-Streit-der-AfD/!5606295 | |
| [7] /!6039650/ | |
| ## AUTOREN | |
| Nicolai Kary | |
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