# taz.de -- Junge Alternative wählt Gnauck zum Chef: „Höckejugend“ hat ne… | |
> Mit 91,7 Prozent hat die Junge Alternative Hannes Gnauck zum Chef | |
> gewählt. Der Zeitsoldat ist als Extremist eingestuft und darf keine | |
> Uniform tragen. | |
Bild: Schnittiger Scheitel und Extremismus-Einstufung durch den MAD: der neue J… | |
BERLIN taz | Die Personalie darf durchaus als Richtungsentscheidung der | |
[1][ganzen AfD] gelten. Denn beim „Bundeskongress“ der Jungen Alternative | |
(JA) im thüringischen Apolda war klar: der Segen der mächtigsten | |
Parteifunktionäre ist da. Denn sowohl [2][Björn Höcke], rechtsextremer Chef | |
der AfD Thüringen, sowie [3][Tino Chrupalla], Co-Vorsitzender des | |
Bundesvorstands, hielten Grußreden an den Nachwuchs. Von Distanzierung, wie | |
es sie in der Vergangenheit gab, also keine Spur. | |
Das Ergebnis war durchaus radikal: Die Junge Alternative wählte Hannes | |
Gnauck zu ihrem Vorsitzenden: einen Zeitsoldaten, der zuletzt keine Uniform | |
mehr tragen oder Kasernen betreten durfte, weil er vom Militärgeheimdienst | |
MAD als Extremist eingestuft wurde – mit der höchsten Warnstufe: rot. | |
Der 31-jährige Gnauck kommt aus Prenzlau und sitzt für die AfD Brandenburg | |
im Bundestag. Als JA-Chef löste er Carlo Clemens ab, der nicht wieder | |
angetreten ist und für die JA im Bundesvorstand sitzt. Gewählt wurde Gnauck | |
mit überwältigender Mehrheit: mit rund 91,7 Prozent der gültigen Stimmen. | |
Wer darüber hinaus wissen will, wie Gnauck politisch tickt, kann sich | |
Bilder der großen AfD-Demo in Berlin vor gut einer Woche ansehen: Dort lief | |
der neue JA-Chef an der Spitze des JA-Blocks, der als zweiter hinter den | |
Spitzenfunktionären den aggressiven Ton der Demo angab. Der Block trat | |
geschlossen und besonders militant auf. Unter Führung von Gnauck skandierte | |
der JA-Block rechtsextreme Parolen wie: „Festung Europa“, „Wer Deutschland | |
nicht liebt, soll Deutschland verlassen“ oder „Heimat, Freiheit, Tradition | |
– Multikulti Endstation!“ | |
Letzteres ist ein Slogan der Identitären Bewegung. Überschneidungen zu den | |
rechtsextremen Identitären finden sich also nicht nur in der Frisur von | |
Gnauck, sondern auch ideologisch. Und auch im Anschluss auf Twitter klang | |
Gnauck nicht weniger radikal: „Ich werde sowohl im Deutschen Bundestag als | |
auch auf der Straße für mein Volk kämpfen! Zieht euch warm an da oben, das | |
war gerade nur der Anfang!“ | |
## Extremist im Verteidigungsausschuss | |
Ähnliche Zeugnisse Gnaucks gab es auch schon zuvor genug: Bereits im | |
Kreistag schwadronierte er von einer „gesellschaftszersetzenden | |
Asylmaschinerie“ und einer „höllischen Symbiose aus Wirtschaftseliten, | |
radikaler Linken und Erfüllungsgehilfen der Migrationslobby“. Im | |
Bundestagswahlkampf 2021 bekräftigte er seine Aussagen im | |
Wortlaut-Interview mit der Märkischen Oderzeitung. Entsprechend kontrovers | |
war die Entscheidung der AfD-Bundestagsfraktion, Gnauck in den | |
[4][Verteidigungsausschuss zu schicken], wo man guten Einblick in sensible | |
Bereiche erhält. | |
Das JA-Bundestreffen war weniger besucht als im Vorjahr: Mit rund 170 | |
Mitgliedern kamen [5][100 weniger als 2021]. Nach eigenen Angaben hat die | |
JA rund 1.700 Mitglieder, deutlich [6][weniger als die Jugendverbände | |
anderer Parteien im Bundestag]. Nach Einschätzung vieler Expert*innen | |
fungiert die JA als Brückenkopf zur „Neuen Rechten“, Grenzen zur | |
Identitären Bewegung sind fließend – es herrschen noch zugespitzter als in | |
der AfD rassistische, antifeministische, revisionistische und | |
nationalistische Diskurse vor. In Sachsen-Anhalt nannte sich die JA in | |
einem später gelöschten Posting gleich „Höckejugend“. | |
In einigen Bundesländern wird die JA von den Geheimdiensten als „erwiesen | |
extremistisch“ oder wie die Gesamt-AfD als „extremistischer Verdachtsfall“ | |
eingestuft, letzteres auch in Brandenburg. Von dort gab es Glückwünsche vom | |
in Brandenburg ansässigen Rechtsextremisten Andreas Kalbitz, der sich trotz | |
annullierter AfD-Mitgliedschaft freute, dass die ihm nahestehende JA | |
Brandenburg bestens im JA-Vorstand vertreten sei. | |
Beim „Bundeskongress“ in Apolda nahmen als Gäste auch Rechtsextreme wie der | |
Österreicher [7][Michael Scharfmüller teil]. Beim Aufbau half [8][Neonazi | |
Christian K.], der zuletzt die Demo von Gera anmeldete, wo Höcke | |
Putin-Verehrung und Umsturzträume vor Tausenden Menschen ausleben durfte. | |
An Infoständen präsentierte sich das rechte Modelabel „Phalanx Europa“ | |
direkt neben dem rechtsextremen Compact-Magazin und der Organisation „Ein | |
Prozent“. | |
16 Oct 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Alternative-fuer-Deutschland-AfD/!t5495296 | |
[2] /Bjoern-Hoecke/!t5008289 | |
[3] /Tino-Chrupalla/!t5645777 | |
[4] /AfD-Fraktion-besetzt-Ausschuesse/!5821732 | |
[5] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/junge-alternative-parteitag-volkmars… | |
[6] https://de.statista.com/infografik/15667/mitgliederzahl-von-partei-jugendor… | |
[7] https://twitter.com/KatharinaKoenig/status/1581171971479375873 | |
[8] https://twitter.com/KatharinaKoenig/status/1581197030885830656 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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