| # taz.de -- AfD streitet über nukleare Bewaffnung: Atomwaffen für Deutschland | |
| > Der verteidigungspolitische Sprecher der AfD unterstützt die Forderung | |
| > nach „Atomwaffen für Deutschland“. Die Parteispitze nicht. | |
| Bild: Fraktionschef Chrupalla ist gegen Atomwaffen für Deutschland, sein Kolle… | |
| Berlin taz | Die AfD hat sich in letzter Zeit gerne mal als friedensbewegt | |
| inszeniert. Wie viel dieses Bekenntnis wert ist, zeigt nun die | |
| innerparteiliche Reaktion auf einen Beschluss der Jungen Alternative (JA), | |
| die auf ihrem Bundeskongress am vergangenen Wochenende „Atomwaffen für | |
| Deutschland“ gefordert hat. | |
| Während Parteichef und Fraktionschef Tino Chrupalla zuletzt ausdauernd vor | |
| einem neuen Kalten Krieg warnte, lobte sein Fraktionskollege, der | |
| verteidigungspolitische Sprecher Rüdiger Lucassen, den Beschluss der JA | |
| [1][in der Welt]: „Glaubhafte Abschreckung setzt atomare Fähigkeiten | |
| voraus. Wer also unser Land möglichst unabhängig gegen militärische | |
| Bedrohungen schützen will, muss ernsthaft über die atomare Bewaffnung | |
| Deutschlands nachdenken.“ | |
| Zusammen mit dem frisch gewählten [2][JA-Chef Hannes Gnauck] ist er bereits | |
| das zweite Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion, das die atomare Bewaffnung | |
| Deutschlands fordert. Bei Gnauck klang die Forderung vor allem nach | |
| nationalistischem Geltungsdrang: Der vom Militärgeheimdienst als Extremist | |
| eingestufte Soldat begründete [3][die Forderung damit], mehr sein zu wollen | |
| „als bloß Verhandlungsmasse fremder Hegemonialmächte“. Im 21. Jahrhundert | |
| könnten nur Staaten souverän agieren, die über eigene Atomwaffen verfügten, | |
| so Gnauck: „Und genau deshalb wollen wir Atomwaffen auch für Deutschland.“ | |
| Gnauck und Lucassen sitzen zusammen im Arbeitskreis für | |
| Verteidigungspolitik. | |
| Die atomare Bewaffnung Deutschland wäre nicht nur ein Verstoß gegen den | |
| Atomwaffensperrvertrag und den Zwei-plus-vier-Vertrag, sondern weicht auch | |
| vom eigenen Wahlprogramm ab: Vor der vergangenen Bundestagswahl forderte | |
| die AfD noch die globale Abschaffung von ABC-Waffen. „Ziel muss der Abzug | |
| aller Atomwaffen aus Deutschland sein“, hieß es da. | |
| ## Weidel und Chrupalla gegen Atomwaffen | |
| Der Vorstoß dürfte also für eine innerparteiliche Kontroverse sorgen: Im | |
| russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine [4][unterstützte die AfD zwar | |
| putinfreundliche Positionen], insbesondere aber mit der Ablehnung von | |
| Waffenlieferungen versuchte die AfD sich als friedlich zu inszenieren. Ein | |
| Parteisprecher ließ im Namen der Bundessprecher Chrupalla und Alice Weidel | |
| auf Anfrage zum Ruf nach Atomwaffen in Deutschland mitteilen, „dass diese | |
| Forderung nicht ihrer Position entspricht“. | |
| Fraktionsgeschäftsführer Bernd Baumann teilte am Dienstagmorgen auf einer | |
| Pressekonferenz im Bundestag mit, dass das „komplexe Thema“ am Vortag auch | |
| in der Sitzung des Fraktionsvorstands am Montag diskutiert wurde. Ansonsten | |
| versuchte er die öffentliche Diskussion einzufangen: „Das ist ein | |
| grundlegendes programmatisches Thema, was wir genau so erörtern müssen auf | |
| Parteiebene in den dafür zuständigen Fachgremien“, sagte Baumann. Eine | |
| Meinungsbildung innerhalb der Fraktion gebe es dazu noch nicht. | |
| Absurd: Am Dienstagnachmittag unterstellte Chrupalla bei einem Statement | |
| vor der Fraktionssitzung einem Journalisten, die Forderungen nach atomarer | |
| Aufrüstung aus seiner eigenen Fraktion „einfach mal erfunden“ zu haben. | |
| Demgegenüber hatte Lucassens Büro auch der taz seine Aussagen zur atomaren | |
| Aufrüstung bestätigt. Vorbereitet hatte Chrupalla sich auf die Frage | |
| trotzdem. Er las den entsprechenden Auszug aus dem Wahlprogramm vor und | |
| sagte: „Das hat Bestand und damit ist die Debatte beendet.“ | |
| Hinweis: Text wurde aktualisiert, 15:19 Uhr | |
| 18 Oct 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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