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# taz.de -- Rechtsextreme Symbolik: Die Lieblingsblumen der AfD
> Ein AfD-Abgeordneter trug im Bundestag eine blaue Blume am Revers. Das
> erinnert an die Nazis in Österreich. Ein Historiker spricht von
> „NS-Symbolik“.
Bild: Gruppenbild mit Blume: AfD-Politiker:innen bei der konstituierenden Sitzu…
Berlin taz | Es ist ein Belegbild für die Radikalisierung der neuen
AfD-Fraktion im Bundestag: Der Fraktionschef Tino Chrupalla grinst beim
Gruppenfoto im Plenarsaal breit in die Kamera, um ihn herum stehen die
neuen Abgeordneten aus Thüringen, Robert Teske und Torben Braga, beide enge
Vertraute von Björn Höcke, dem rechtsextremen AfD-Chef aus Thüringen.
[1][Das Bild] hat es aber nicht nur wegen des demonstrativen
Schulterschlusses in sich, sondern auch wegen einer kleinen Blüte: Braga
trug [2][bei der konstituierenden Sitzung] eine blaue Blume am Revers
seines Anzugs.
Der Historiker und KZ-Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner sieht darin
eine bewusste positive Bezugnahme auf den Nationalsozialismus: „Die blaue
Kornblume war Symbol der antisemitischen Schönerer-Bewegung und in den
1930er Jahren in Österreich Erkennungszeichen der verbotenen NSDAP“, sagte
er der taz. Seit etwa zehn Jahren provozierten rechtsextreme Politiker
immer wieder mit dem Tragen von blauen Stoffblumen, so etwa die gesamte
FPÖ-Fraktion in der [3][konstituierenden Sitzung des Nationalrats 2013]
oder auch der [4][Berliner Abgeordnete Andreas Wild 2018]. Braga habe sich
mit der blauen Blume am Revers als „NSDAP-Anhänger“ geoutet und damit
Antisemitismus, Rechtsextremismus und NS-Verherrlichung zum Ausdruck
gebracht.
Auf taz-Anfrage antwortete Braga schriftlich, dass es sich bei der Blume an
seinem Revers nicht um eine Kornblume handele. Es sei „völlig absurd“, ihm
zu unterstellen, dass er sich positiv auf die NSDAP beziehe. Auf die
Nachfrage, um was für eine blaue Blume sich es dann gehandelt habe und
warum er sie trug, antwortete Braga nicht mehr.
Stattdessen postete er einen Screenshot der taz-Anfrage auf X nebst ein
paar wüsten Beschimpfungen in Richtung des KZ-Gedenkstättenleiters Wagner,
dessen zunächst online geäußerte Kritik er als „Psychose eines
Wahnsinnigen“ abtat, mit der er sich nun herumschlagen müsse.
## Erst Provokation, dann Opferrolle
Wagner ordnet das auf taz-Anfrage so ein: „Mit seiner Antwort spielt Braga
das übliche Spiel der AfD: Erst begeht man mit positiven Bezügen zum
Nationalsozialismus einen Tabubruch, und wenn es dann berechtigte Kritik
gibt, stellt man sich dumm und inszeniert sich als Opfer angeblicher
Diffamierung.“ Er sei sich aber sicher, dass Braga wusste, was er tat, sagt
der Historiker: „Im rechtsextremen und neurechten Milieu ist man sich der
NS-Symbolik der Kornblume sehr bewusst.“
Es sei dasselbe Muster, das sein Parteichef Höcke bediente, als er sich
[5][vor Gericht habe herausreden wollen], dass er nicht wusste, dass die
Parole „Alles für Deutschland“ der Leitspruch der SA gewesen sei. „Dahin…
steckt System: Ins eigene rechtsextreme Lager sendet man deutliche
NS-verherrlichende Signale, die so auch verstanden werden, und gegenüber
der Öffentlichkeit verkauft man sich als Opfer ungerechtfertigter Kritik.“
Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass ein AfD-Politiker mit dieser
Symbolik spielt: Im Berliner Abgeordnetenhaus hat der AfD-Abgeordnete
Andreas Wild für eine blaue Blume am Revers mehrere Ordnungsrufe bekommen,
nachdem er die Kornblume bei einem Gedenkmarsch und im Plenarsaal getragen
hatte. Wild ging juristisch gegen die Ordnungsrufe vor, behauptete, dass er
keine Kornblume getragen habe, sondern nur eine blaue Stoffblume, die einer
Lilie nachempfunden sei. Das Landesverfassungsgericht [6][sah den
Ordnungsruf dennoch als gerechtfertigt an]: „Der Präsident durfte das
Tragen einer blauen Blume als bewusstes Tragen eines NSDAP-Symbols und
Abzeichens der Schönerer-Bewegung verstehen“, teilte das Gericht mit.
Auch ein weiterer neuer Abgeordneter der AfD-Fraktion hat einen Hang zu
Kornblumen: So prahlte der AfD-Abgeordnete Matthias Helferich unlängst in
geleakten Chats damit, [7][in seinem Garten die Pflanzen zu züchten]. Er
teilte Fotos der Blumen mit dem Text „geheimes Symbol der
Nationalsozialisten während des Verbots in Österreich“. Er verbinde mit den
Blumen „die Erschießung der österreichischen Staatsführung“.
Für Braga wäre es übrigens nicht das erste Mal, dass er sich positiv auf
einen Faschisten bezieht: In seiner X-Bio zitiert er einen Satz des
italienischen Proto-Faschisten Filippo Tommaso Marinetti aus dessen
„Manifest des Futurismus“: „Schönheit gibt es nur noch im Kampf.“ In d…
AfD-Fraktion muss er mit dieser politischen Symbolik offenbar nicht gegen
Widerstände ankämpfen – weder Tino Chrupalla noch seine Co-Fraktionschefin
Alice Weidel wollen auf taz-Anfrage etwas zu Bragas blauer Blume am Revers
sagen, geschweige denn ihn kritisieren.
1 Apr 2025
## LINKS
[1] https://x.com/JensChristianW1/status/1906266364244873316
[2] /Konstituierende-Sitzung-des-Bundestags/!6074793
[3] https://www.falter.at/blauland/20241017/kornblume-edelweiss-oder-blaue-dist…
[4] https://www.tagesspiegel.de/berlin/afd-politiker-andreas-wild-unterliegt-vo…
[5] /Urteil-gegen-AfD-Politiker/!6009855
[6] https://www.berlin.de/gerichte/sonstige-gerichte/verfassungsgerichtshof/pre…
[7] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus244291377/Bundestag-Matthias-He…
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Bundestag
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