# taz.de -- Totalausfall von Friedrich Merz: Scharfe Kritik an „Judenfahne“… | |
> Bei seiner letzten Wahlkampfrede bezeichnet Friedrich Merz die | |
> israelische Flagge als „Judenfahne“ und verdreht Tatsachen. Es hagelt | |
> Kritik. | |
Bild: Merz bei einer Wahlkampf-Veranstaltung der CDU | |
Berlin taz | Der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat mit gleich mehreren | |
Äußerungen in [1][seiner letzten Wahlkampfrede] für Empörung gesorgt. Unter | |
anderem bezeichnete er die israelische Fahne als „Judenfahne“ und | |
verbreitete Lügen über die Demonstrant:innen, die gerade [2][im ganzen Land | |
gegen rechts] auf die Straße gehen. Nicht nur in den sozialen Medien | |
hagelte es Kritik. | |
Wörtlich stellte Merz in seiner Rede bei der | |
Wahlkampf-Abschlussveranstaltung in München die rhetorische Frage, wo der | |
„Aufstand der Anständigen“ geblieben sei, „als in diesem Land | |
Palästinenserflaggen geschwenkt wurden, ‚From the River to the Sea‘ | |
gesungen wurde, als Judenfahnen, als Fahnen des Staates Israel verbrannt | |
wurden?“ | |
An die Demonstrant:innen gegen rechts gerichtet hatte er gefragt: „Wo | |
waren die denn, als Walter Lübcke in Kassel ermordet worden ist von | |
Rechtsradikalen?“ Mit dieser Aussage verdrehte Merz die Tatsachen. Tage und | |
Wochen nach Lübckes Ermordung demonstrierten tausende Menschen gegen | |
Rechtsextremismus. [3][Auffällig zurückhaltend blieb dagegen die Union, wie | |
die taz im Jahr 2019 berichtete]. | |
Allgemein erteilte er der Verbindung von Wirtschafts- und Klimapolitik eine | |
Absage und zog rechte Mehrheiten zur Begründung heran: „Links ist vorbei. | |
Es gibt keine linke Politik und keine linke Mehrheit mehr in Deutschland.“ | |
Die Union werde „wieder Politik machen für die Mehrheit der Bevölkerung“ | |
und nicht für „irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt“. | |
[4][(Ab Minute 40 in seiner Rede)] | |
Die Spitze der SPD warf dem Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz vor, | |
das Land zu spalten. „Friedrich Merz macht auf den letzten Metern des | |
Wahlkampfes die Gräben in der demokratischen Mitte unseres Landes nochmals | |
tiefer“, kritisierte SPD-Chef Lars Klingbeil. Generalsekretär Matthias | |
Miersch sprach vom Tiefpunkt des Wahlkampfes. „Statt zu einen, entscheidet | |
sich Friedrich Merz, noch einmal richtig zu spalten. So spricht niemand, | |
der Kanzler für alle sein will – so spricht ein Mini-Trump“, sagte er der | |
Deutschen Presse-Agentur. | |
## Empörung wegen „Judenfahne“ | |
Die Berliner Grünen-Politikerin Bettina Jarasch kommentierte das am | |
Wahlsonntag auf X: „‚Judenfahnen‘, Herr @FriedrichMerz? Echt jetzt? Noch | |
alle Tassen im Schrank?“, schrieb die Spitzenkandidatin ihrer Partei bei | |
der vergangenen Landtagswahl in der Hauptstadt. Sie bezog sich damit auch | |
auf Merz' Äußerung, dass die CDU eine Politik für „die Mehrheit“ mache, | |
also für jene, die noch „alle Tassen im Schrank“ hätten. | |
Der Soziologe Jules El-Khatib, ehemaliger Linken-Politiker und bei der | |
Landtagswahl 2022 Spitzenkandidat der Partei, schrieb: „Die Gleichsetzung | |
von Israel und Judentum stellt Antisemitismus dar. Stellt euch vor, so | |
etwas hätte Mohammed gesagt, es gäbe einen Aufschrei, doch wenn Friedrich | |
von der CDU es sagt, ist es kein Problem.“ | |
## Verdrehte Tatsachen und Antisemitismus | |
Laut der [5][International Holocaust Remembrance Alliance] stellt es eine | |
Form von Antisemitismus dar, den Staat Israel mit dem Judentum | |
gleichzusetzen. In rechtsextremen Kreisen ist es weit verbreitet, die | |
israelische Fahne als „Judenfahne“ zu bezeichnen. | |
Merz bezog sich auf keine realen Vorfälle in den vergangenen Monaten. Den | |
propalästinensischen Slogan „From the River to the Sea, Palestine will be | |
free“ ließ Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schon im Oktober 2023 | |
verbieten. Die Polizei greift seitdem hart durch, wenn dieser Slogan | |
geäußert wird, weswegen er in den letzten Wochen und Monaten auf keinen | |
Demonstrationen zu hören war. | |
Ausländische Fahnen öffentlich zu verbrennen, ist bereits seit Juni 2020 | |
verboten. Damit reagierte die Regierung auf das Verbrennen israelischer | |
Fahnen bei Demonstrationen – darunter im Dezember 2017 in Berlin bei einer | |
Kundgebung am Brandenburger Tor. | |
23 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=S9GVltbO1-o | |
[2] /Demos-am-Wahlwochenende/!6071253 | |
[3] /CDU-und-der-Mordfall-Luebcke/!5602089 | |
[4] https://www.youtube.com/watch?v=S9GVltbO1-o | |
[5] https://holocaustremembrance.com/resources/arbeitsdefinition-antisemitismus | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
Raoul Spada | |
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