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# taz.de -- Nächste Kürzungsrunde in Berlin: Günther-Wünschs Sparpläne bed…
> Die Bildungsverwaltung streicht einem Schulprojekt der Berliner
> Initiative gegen Gewalt an Frauen fast komplett die Gelder. Dort ist man
> fassungslos.
Bild: Das bisschen Haushalt: Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wüns…
Berlin taz | Leicht verzögert, dafür mit umso größerer Wucht bekommen jetzt
zahlreiche Projekte im Präventions- und Bildungsbereich die Auswirkungen
der im Dezember beschlossenen Milliardenkürzungen im Berliner Haushalt zu
spüren. So auch [1][die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG)].
Die Initiative geht im Rahmen des Projekts BIG Prävention seit 2006 an
Schulen und klärt Kinder, Eltern und Fachpersonal über häusliche Gewalt und
Gewalthilfe auf. Eigentlich standen dafür im laufenden Jahr 298.000 Euro
zur Verfügung. Eigentlich. Denn statt der 298.000 gibt es jetzt nur noch
7.900 Euro.
Das geht aus der nun vorgelegten [2][Streichliste von Bildungssenatorin
Katharina Günther-Wünsch (CDU)] hervor. Für das Projekt der BIG heißt das:
Es ist tot. Bei der Initiative ist man sprachlos. „Wir haben keinen blassen
Schimmer, was die Bildungsverwaltung unter CDU-Führung sich dabei gedacht
hat“, sagt BIG-Mitarbeiterin Nua Ursprung zur taz.
Das sei nachgerade absurd angesichts des Umstands, dass der Bund gerade
erst mit CDU-Stimmen das [3][Gewalthilfegesetz] beschlossen hat, das von
Gewalt betroffenen Frauen niedrigschwelligen Zugang zu Schutz- und
Beratungseinrichtungen gewährleisten soll. Die Union habe damit „auf
Bundesebene zum ersten Mal politischen Willen gezeigt, in großem Stil
finanzielle Ressourcen für den Schutz von Frauen und Mädchen
bereitzustellen“, sagt Ursprung.
## Prävention als Nice-to-Have
Die CDU-geführte Berliner Bildungsverwaltung interessiert das offenkundig
wenig. Ursprung sagt: „Häusliche Gewalt ist kein Frauenthema, [4][sondern
ein gesamtgesellschaftliches Problem]. Es braucht deswegen auch
gesamtgesellschaftliche, ressortübergreifende Lösungen, aber das scheint
Frau Günther-Wünsch noch nicht verstanden zu haben.“
Ines Schmidt, die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im
Abgeordnetenhaus, sieht das genauso. „Für die Bildungsverwaltung scheint
das Thema Frauen nicht im Kernbereich zu liegen“, sagt Schmidt zur taz.
Gerade Präventions- oder Täterarbeit habe offenbar keine Priorität. „Alles,
was mit ‚Verhaltensänderung‘ zu tun hat, also mit Prävention oder
Täterarbeit, ist für die Bildungsverwaltung nur ein Nice-to-Have, wenn Geld
da ist.“
Dabei sind mit Blick auf Partnerschafts- und häusliche Gewalt allein die
blanken Zahlen erschreckend. Laut Bundeskriminalamt starb 2023 in
Deutschland jeden zweiten Tag eine Frau durch Partnerschaftsgewalt, jeden
Tag erleiden mehr als 700 Menschen bundesweit häusliche Gewalt.
„Kinder, die häusliche Gewalt erlebt haben, landen später häufig selbst in
gewaltvollen Beziehungen. Diesen Gewaltkreislauf müssen wir unterbrechen“,
sagt Ursprung. Das Projekt BIG Prävention bietet deshalb bislang Workshops
an Grundschulen an. Es vermittelt Kindern, dass sie in Gewaltsituationen
ein Anrecht auf Hilfe haben und wo sie diese suchen können.
## Protest ist programmiert
Das Projekt ist Teil des Landesaktionsplans zur Umsetzung der
Istanbul-Konvention, mit der geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und
Mädchen bekämpft werden soll. Dass der Senat nun ausgerechnet auch noch an
diesen Projekten spart, sei grundfalsch, so Linken-Politikerin Schmidt.
Die Initiative versucht nun, auf die Tragweite der Kürzungen aufmerksam zu
machen. „Insgesamt haben wir großen Rückhalt in Politik und Gesellschaft.
Einige Schulen haben schon angekündigt, in unserem Namen Protestbriefe an
die Senatsverwaltung zu schicken“, sagt Nua Ursprung. Die Kürzungen seien
schlichtweg nicht hinzunehmen.
21 Feb 2025
## LINKS
[1] /Haushaltsdebatte-in-Berlin/!6054934
[2] /Bildungsprojekte-ohne-Finanzierung/!6067304
[3] https://www.frauenhauskoordinierung.de/arbeitsfelder/rechtsanspruch-auf-sch…
[4] /Haeusliche-Gewalt-in-der-Weihnachtszeit/!6052237
## AUTOREN
Leonore Kogler
## TAGS
Sparhaushalt
Berliner Senat
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Istanbul-Konvention
Partnerschaftsgewalt
Männergewalt
Gewalt gegen Kinder
Sparmaßnahmen
Kürzungen
Kürzungen
Schwerpunkt Femizide
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