# taz.de -- Umsiedlung von Palästinensern: Das sagt die Welt zu Trumps Plan f�… | |
> Der US-Präsident will die Bewohner des kriegsbeschädigten Küstenstreifens | |
> umsiedeln. Dafür hagelt es weltweit Kritik und völkerrechtliche Bedenken. | |
Bild: Soll bald der „Riviera“ gleichen, geht es nach Trump: Strand in Südg… | |
US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag bei einem Besuch von Israels | |
Regierungschef Benjamin Netanjahu in Washington angekündigt, die USA | |
sollten die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen. Man wolle ihn | |
„langfristig in Besitz nehmen“, die Palästinenser sollen umgesiedelt | |
werden, der zerbombte Küstenstreifen eine „Riviera des Nahen Ostens“ | |
werden. | |
Das ruft berechtigte Kritik auf den Plan. Ein Überblick der Reaktionen: | |
## Palästinenserpräsident Abbas: „Integraler Teil Palästinas“ | |
Die Palästinensische Autonomiebehörde hat Pläne des US-Präsidenten Donald | |
Trump für die Umsiedlung der Einwohner des Gazastreifens klar | |
zurückgewiesen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte, man werde nach | |
Jahrzehnten des Kampfes und der Opfer die Rechte des palästinensischen | |
Volkes nicht aufgeben. Der Gazastreifen sei „ein integraler Teil des Landes | |
des Staates Palästina, einschließlich des Westjordanlands und | |
Ost-Jerusalems, die seit 1967 besetzt sind“, sagte Abbas nach Angaben | |
seines Büros. | |
„Die palästinensische Führung bekräftigt ihre feste Position, dass die | |
Zweistaatenlösung die Garantie für Sicherheit, Stabilität und Frieden ist“, | |
schrieb Hussein al-Scheich, Generalsekretär des Exekutivkomitees der | |
Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), auf der Plattform X. Diese | |
sieht zwei unabhängige Staaten nebeneinander vor: Israel und einen | |
palästinensischen Staat. Man weise „alle Aufrufe zur Vertreibung des | |
palästinensischen Volkes aus seinem Heimatland“ zurück, schrieb der | |
palästinensische Spitzenfunktionär weiter. „Wir sind hier geboren, wir | |
haben hier gelebt, und wir werden hier bleiben.“ (dpa) | |
## Hamas: „Rassistische Haltung der Amerikaner“ | |
Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat die Ankündigung | |
von US-Präsident Donald Trump zur Übernahme der Kontrolle im Gazastreifen | |
als „rassistisch“ kritisiert und zurückgewiesen. Die „rassistische Haltu… | |
der Amerikaner“ decke sich „mit der Position der israelischen extremen | |
Rechten“, die das palästinensische Volk vertreiben und die | |
palästinensischen Anliegen beseitigen wolle, sagte Hamas-Sprecher Abdel | |
Latif al-Kanu am Mittwoch. (afp) | |
## PIJ: Konfrontation mit Ägypten und Jordanien? | |
Nach Angaben der Washington Post erklärte die im Westjordanland, Gaza und | |
dem Libanon präsente und vom Iran unterstützte Terrorgruppe | |
Palästinensischer Islamischer Jihad (PIJ): Trumps Plan sei eine | |
„gefährliche Eskalation“ und könne die „palästinensischen Widerstandsk… | |
in eine Konfrontation“ mit Ägypten und Jordanien führen. Trumps „naive | |
Aussagen werden für uns nur ein Anreiz sein, den Widerstand zu verstärken, | |
bis wir unsere Ziele erreichen, nämlich die Befreiung unseres Landes und | |
die Beendigung der Besatzung“. (taz) | |
## PFLP: „Gaza ist nicht zu verkaufen“ | |
Nach einem Bericht des katarischen TV-Senders Al Jazeera erklärte die sich | |
selbst als marxistisch-leninistisch bezeichnende und bewaffnet gegen Israel | |
kämpfende PFLP: Die Volksfront zur Befreiung Palästinas verurteile die | |
Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump, der Pläne zur Zwangsumsiedlung | |
der Bewohner des Gazastreifens unterstütze. Der Plan sei eine | |
„Kriegserklärung an das palästinensische Volk“. (taz) | |
## Israelische Siedlergruppen: Plan unverzüglich umsetzen | |
Israel Ganz, Vorsitzender des Siedlerverbands Yesha Council, freut sich | |
nach Angaben des Online-Mediums Times of Israel über Trumps Vorstoß: Der | |
Plan des US-Präsidenten liefe darauf hinaus, den „palästinensischen Traum“ | |
von einem eigenen Staat zu beenden. Er erklärte weiter: Israels Regierung | |
solle „Trumps Vision heute annehmen und in die Tat umsetzen“. Dazu zähle | |
auch „die Ausübung der Souveränität über Judäa und Samaria“ – also e… | |
Annexion des Westjordanlands. | |
Auch die Siedlungsorganisation Nachala, die seit Beginn des Krieges die | |
Wiederherstellung jüdischer Siedlungen im Gazastreifen fördert und dafür | |
lobbyiert, ruft laut Times of Israel die israelische Regierung an: „Unter | |
der Annahme, dass Trumps Erklärung, die Bewohner des Gazastreifens in | |
andere Länder zu überstellen, in die Tat umgesetzt wird, sollten im | |
gesamten Gazastreifen schnell Siedlungen gebaut werden“. (taz) | |
## NGO in Israel: Zweistaatenlösung muss bleiben | |
Die Zivilorganisation Peace Now [1][erklärte auf X (ehemals Twitter)]: „Die | |
einzigen, die früher oder später umgesiedelt werden müssen, sind die | |
Zehntausenden Siedler – zurück an die Grenzen Israels, als Teil einer | |
politischen Vereinbarung, mit der neben Israel ein palästinensischer Staat | |
gegründet wird“. | |
Man „würdige Präsident Trumps Entschlossenheit, den Krieg zu beenden und | |
die Geiseln nach Hause zu bringen, sowie seine klare Ablehnung gefährlicher | |
Siedlungspläne in Gaza“. Es sei an der Zeit, mit den Fantasien einer | |
ethnischen Säuberung des Gazastreifens aufzuhören: „Es gibt nur eine | |
Lösung, die Sicherheit und Stabilität im Nahen Osten garantieren wird, und | |
das ist eine Zweistaatenlösung für zwei Völker und die Beendigung des | |
israelisch-palästinensischen Konflikts“. (taz) | |
## Minister Smotrich: Mit einem Psalm und Dank an Trump | |
Israels extrem-rechter Finanzminister Bezalel Smotrich [2][postete auf X] | |
Worte des Psalms 126: „Da wird man sagen unter den Völkern: Der Herr hat | |
Großes an ihnen getan! Der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir | |
fröhlich“. Und schloss an: „Danke Präsident Trump“, und: „Gemeinsam m… | |
wir die Welt wieder groß“. (taz) | |
## Saudi-Arabien: „Eindeutige Ablehnung“ | |
Das Außenministerium des Golfkönigreichs erklärte auf X: „Die Position des | |
Königreichs Saudi-Arabien zur Gründung eines palästinensischen Staates ist | |
fest und unerschütterlich.“ Ohne einen solchen Staat werde man keine | |
diplomatischen Beziehungen zu Israel aufnehmen, das sei nicht verhandelbar. | |
Man bekräftige außerdem die „eindeutige Ablehnung jeglicher Verletzung der | |
legitimen Rechte des palästinensischen Volkes, sei es durch israelische | |
Siedlungspolitik, Landannexion oder Versuche, das palästinensische Volk von | |
seinem Land zu vertreiben“. (taz) | |
## Türkei: „Diskussion überhaupt zu eröffnen, ist falsch“ | |
Der türkische Sender TRT World berichtet: Der türkische Außenminister Hakan | |
Fidan habe den Vorschlag des US-Präsidenten Trump scharf verurteilt und ihn | |
als „inakzeptabel“ bezeichnet. „Eine solche Diskussion überhaupt zu | |
eröffnen, ist falsch“, so Fidan am Mittwoch. Die Türkei sei gegen jede | |
Initiative, die darauf abziele, die Menschen in Gaza aus ihrer Heimat zu | |
vertreiben. (taz) | |
## Präsident Steinmeier: „Höre in der Region nur Bedenken“ | |
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich skeptisch zu den | |
Überlegungen von US-Präsident Donald Trump geäußert, die im Gazastreifen | |
lebenden Palästinenser umzusiedeln. „Ich höre hier in der Region nur | |
Bedenken“, sagte er bei einem Treffen mit Jordaniens König Abdullah II. in | |
Amman. Er versuche, seine Worte sehr sorgfältig zu wählen, sagte | |
Steinmeier, der deutlich machte, dass die Region eine nachhaltige Lösung | |
benötige. | |
Steinmeier hatte vor seinem Besuch in Jordanien schon politische Gespräche | |
in Saudi-Arabien geführt. Nach seiner Beobachtung gebe es die Erwartung, | |
dass jetzt nicht nur an Stabilität für Israel und die Palästinenser | |
gearbeitet werde, sondern für die gesamte Region, sagte er. „Wir brauchen | |
einen komplett neuen Ansatz.“ (dpa) | |
## US-Demokraten: „Nennt sich ethnische Säuberung“ | |
Heftige Kritik kommt aus dem Lager der nun oppositionellen US-Demokraten. | |
Der demokratische Senator Chris Van Hollen, Kritiker der Nahost-Politik der | |
USA im Allgemeinen, wertete das Vorhaben Trumps als Ankündigung eines | |
schweren Völkerrechtsbruchs. „Er hat gerade gesagt, dass es die Politik der | |
Vereinigten Staaten sein wird, zwei Millionen Palästinenser gewaltsam aus | |
dem Gazastreifen zu vertreiben – so etwas nennt sich auch ethnische | |
Säuberung“, sagte Van Hollen dem US-Sender MSNBC. | |
Van Hollen bezeichnete Trumps Plan als „in vielerlei Hinsicht | |
verabscheuungswürdig“ und warnte, dass der Republikaner mit seinen Aussagen | |
die Sicherheit von US-Soldaten und Botschaftspersonal in der Region massiv | |
gefährde. „Das ist die wohl gefährlichste und giftigste Mischung von Ideen, | |
die man aktuell zusammenbringen könnte. Und deshalb wird es ein Moment | |
großer Gefahr für Amerikaner sein“, erklärte der Senator. Der Demokrat | |
gehört dem außenpolitischen Ausschuss des Senats an. Trump eskaliere die | |
ohnehin angespannte Lage im Nahen Osten, fuhr Van Hollen fort: „Was der | |
Präsident hier tut, ist im Grunde, ein Streichholz in eine bereits äußerst | |
volatile Region zu werfen.“ (dpa) | |
## Frankreich: „Ablehnung jeglicher Zwangsvertreibung“ | |
Außenministeriumssprecher Christoph Lemoine erklärte am Mittwoch: | |
„Frankreich bekräftigt seine Ablehnung jeglicher Zwangsvertreibung der | |
palästinensischen Bevölkerung aus Gaza, die eine schwere Verletzung des | |
Völkerrechts und einen Angriff auf die legitimen Bestrebungen der | |
Palästinenser darstellen würde“. Trumps Pläne seien außerdem „ein groß… | |
Hindernis für die Zweistaatenlösung und ein erheblicher destabilisierender | |
Faktor für unsere engen Partner Ägypten und Jordanien sowie für die gesamte | |
Region. | |
## China: Hoffnung auf die Waffenruhe als Chance | |
Die Volksrepublik China spricht sich gegen eine zwangsweise Umsiedelung der | |
Bevölkerung des Gazastreifens aus. Man hoffe, dass die Waffenruhe als | |
Chance genutzt wird, die Lösung der palästinensischen Frage auf den | |
richtigen Weg zu bringen auf Grundlage einer Zweistaatenlösung, erklärte | |
ein Sprecher des Außenministeriums. (rtr) | |
## Völkerrechtliche Betrachtung: „Nicht mit Recht vereinbar“ | |
Die zwangsweise Umsiedlung der gut zwei Millionen Bewohner des | |
Gazastreifens, wie von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagen, ist mit | |
internationalem Recht nicht vereinbar. Es gibt Ausnahmen – die allerdings | |
in Bezug auf den Gazastreifen kaum zutreffen dürften. | |
Relevant ist Regel 129 des internationalen Völkergewohnheitsrechts. Vom | |
Deutschen Roten Kreuz gibt es eine Übersetzung der in der Rechtsdatenbank | |
des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) hinterlegten englischen | |
Texte, und da heißt es wörtlich: | |
„Die an einem internationalen bewaffneten Konflikt beteiligten Parteien | |
dürfen die Zivilbevölkerung eines besetzten Gebiets, in ihrer Gesamtheit | |
oder teilweise, nicht verschleppen oder zwangsweise überführen, sofern dies | |
nicht im Hinblick auf die Sicherheit der betroffenen Zivilpersonen oder aus | |
zwingenden militärischen Gründen geboten ist.“ (dpa) | |
5 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://x.com/peacenowisrael/status/1887094966830158029 | |
[2] https://x.com/bezalelsm/status/1886921088078115078 | |
## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
## TAGS | |
Gaza | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Donald Trump | |
USA | |
Strand | |
GNS | |
Schwerpunkt USA unter Trump | |
Palästina | |
Palästinenser | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Gaza | |
Gaza | |
Schwerpunkt USA unter Trump | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Donald Trump | |
Kambodscha | |
Energiekrise | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Sondergipfel zu Gaza: Arabische Alternative | |
Die arabischen Staaten einigen sich über einen Wiederaufbauplan für den | |
Gazastreifen. Im Gegensatz zu den Vertreibungsfantasien Trumps ist er | |
völkerrechtskonform. | |
Abkommen zwischen Israel und Hamas: Letzte Ausfahrt vor der Hölle | |
Das Abkommen zwischen Israel und Hamas hat bislang gehalten – trotz | |
gegenseitiger Vorwürfe des Bruchs. Nun könnte es zerbrechen | |
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel zieht sich aus Netzarim-Korridor zu… | |
Nach Angaben der Gaza nun wieder kontrollierenden Hamas, verlässt das | |
israelische Militär den Korridor, der Nord- von Südgaza trennte. | |
Deal zwischen Israel und Hamas: Drei weitere Geiseln freigelassen | |
Im Gazastreifen kommen drei aus Israel entführte Männer aus der Gewalt der | |
Hamas frei. Zwei von ihnen haben während des von den Islamisten verübten | |
Massakers am 7. Oktober 2023 enge Angehörige verloren. | |
Staatsstreich in der ältesten Demokratie: Trump schüttelt die Welt | |
Der US-Präsident wütet sich durch seine ersten Amtswochen. Er greift nach | |
Grönland und Gaza und gibt Elon Musk Zugang zu hochsensiblen Daten. | |
Nach massiver internationaler Kritik: US-Regierung relativiert Trumps Gaza-Plä… | |
Der Plan zur Vertreibung von 2 Millionen Palästinensern hat weltweit Kritik | |
ausgelöst. Seine Sprecherin bemüht sich um Schadensbegrenzung. | |
Vertreibung von Palästinensern: Eine Stadt im Schatten der Offensive | |
Die israelische Armee führt unter dem Namen „Eiserne Wand“ Angriffe auf | |
Dschenin durch. Tausende Palästinenser wurden zur Flucht gezwungen. | |
Trumps Pläne für Iran: US-Präsident will „nukleares Friedensabkommen“ | |
Erst droht der US-Präsident dem Iran – und stellt dann einen Deal in | |
Aussicht. Bis dahin soll es aber Sanktionen gegen die Islamische Republik | |
geben. | |
Folgen des US-Entwicklungshilfestopps: Die Minen bleiben liegen | |
In Kambodscha waren die USA bisher der größte Finanzier der | |
Landminen-Beseitigung. Denn immer noch liegen dort Blindgänger aus | |
vergangenen Kriegen. | |
Ukraine-Krieg, Trump und seltene Erden: Donald Trump will Rohstoffe für Beista… | |
US-Präsident Trump knüpft seine Unterstützung für die Ukraine an die | |
Lieferung von seltenen Erden. Die Idee hat mehrere Haken. | |
Geiseldeal zwischen Israel und Hamas: In Freiheit | |
Israel lässt im Austausch für seine Geiseln Hunderte Palästinenser frei: | |
sowohl Menschenrechtler als auch Terroristen. Ein Besuch bei den | |
Rückkehrern. |