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# taz.de -- AfD-Besuch in Berlin: Schule im Widerstand
> Die AfD-Spitzenkandidatin Beatrix von Storch soll im
> Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasium in Berlin sprechen. Nicht nur für die
> Schüler*innen ein Affront.
Berlin taz | Es ist erst wenige Monate her, dass die Berliner
NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi mit dem [1][Kinodrama „In Liebe, Eure
Hilde“] geehrt wurde. Das Ehepaar Hans und Hilde Coppi gehörte zum
Widerstandsnetzwerk „Rote Kapelle“ und wurde Anfang der 1940er Jahre von
den Nazis hingerichtet. Mit Flugblättern wollten sie die deutsche
Bevölkerung über die verbrecherische Ideologie der
Nationalsozialist*innen aufrütteln. Und ausgerechnet vor dem
[2][Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasium] in Berlin-Lichtenberg tauchen nun
Flugblätter auf, die vor rechten Ideolog*innen an der Schule warnen.
Am kommenden Dienstag soll die Spitzenkandidatin der AfD in Berlin und
Lichtenberger Direktkandidatin Beatrix von Storch in dem Gymnasium an einer
Podiumsdiskussion zur anstehenden Bundestagswahl teilnehmen. Dagegen regt
sich Widerstand: Unter dem Motto „Keine faschistische Propaganda an unserer
Schule“ rufen die Schüler*innen des Coppi-Gymnasiums zu einer Kundgebung
gegen den Auftritt von Storchs auf, [3][deren Familie eng mit dem
Nazi-Regime verstrickt war]. „Der AfD, die unsere Demokratie gefährdet und
den Holocaust verharmlost, eine Bühne zu geben, und das an einer Schule,
die nach Widerstandskämpfer*innen benannt ist, ist eine Beleidigung“,
so die Schülerin Effi Denton zur taz.
Kritik kommt auch von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund
der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA). Der Berliner
Vorsitzende sieht in der Einladung von Storchs eine „Beschädigung des
Gedenkens“, so Markus Tervooren zur taz. „Wir fordern die Schulleitung auf,
diese unsägliche Beleidigung der Opfer des Faschismus sofort zu stoppen.“
Für den VVN-BdA ist klar: „Die AfD muss sofort ausgeladen werden.“
Dass Politiker*innen der [4][AfD zu Debatten an Schulen] eingeladen
werden, sorgt schon lange für Diskussionen. Die einen sehen darin eine
Normalisierung von rechtsextremen Positionen, andere argumentieren,
Schulen müssten wegen des Neutralitätsgebots Vertreter*innen aller
Parteien einladen. Das stimmt allerdings nicht: Wen eine Schule zu einer
Gesprächsrunde einlädt, [5][ist ihr überlassen].
## Die Schüler*innen wurden nicht gefragt
„Wir sehen die Einladung von rechten und demokratiefeindlichen Parteien
kritisch“, sagt Heinz Stadelmann vom Netzwerk Schule ohne Rassismus. 152
Schulen sind in Berlin Teil des Netzwerks – das
Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasium gehört nicht dazu. Mit der [6][Kampagne
#wirsindnichtneutral] warnen die bundesweit 4.600 Schulen gegen Rassismus
derzeit vor einer „Banalisierung sowie Normalisierung des
Rechtsextremismus“ und setzen sich für demokratische Werte und kritisches
Denken ein – beides keine Kernkompetenzen der AfD.
„Wenn man die AfD schon einlädt, muss das auch richtig vorbereitet und
gerahmt werden“, sagt Stadelmann. Mit Workshops, Fortbildungen,
Rollenspielen oder Probedurchläufen. „Der Rahmen muss abgesteckt werden,
etwa indem man nur die Oberstufe einlädt.“ Auch müsse die gesamte
Schulgemeinschaft, also Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern,
einbezogen werden.
Das fordert auch der Berliner Landesschüler*innenausschuss (LSA). Im
Fall des Hans-und-Hilde-Coppi Gymnasiums müsse „die Meinung der
Schüler*innenschaft berücksichtigt werden, da die Veranstaltung für sie
angedacht ist“, so Sprecherin Lilo Kranich zur taz. Der LSA selbst spricht
sich gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD aus: „Unsere grundsätzliche
Forderung nach einem diskriminierungsfreien Raum in der Schule steht
zusätzlich im Konflikt mit der AfD und von Storch.“
Ob das Hans-und-Hilde-Coppi-Gymnasium die Schulgemeinschaft in seine
Entscheidung eingebunden hat, ist fraglich. Auf eine taz-Anfrage reagierte
die Schulleitung nicht. Die Schüler*innen seien jedenfalls nicht gefragt
worden, sagt Effi Denton.
## Proteste gegen AfD auch an anderen Schulen
Der Landeselternsprecher Norman Heise hingegen hat kein Problem mit der
Rechtsaußen-Partei an Schulen. „Die AfD sollte eingeladen werden, weil sie
sich sonst in ihrer Opferrolle bestätigt sieht“, sagt Heise. Er sieht darin
zudem auch eine Chance auf Entzauberung. „Die AfD nimmt es mit Fakten oft
nicht so genau, das kann man in einer Diskussion offenlegen.“
Dass viele Schüler*innen aber keine Lust haben, mit Faschist*innen zu
diskutieren, zeigt das Tagore-Gymnasium in Berlin-Marzahn. Ende Januar war
dort die stellvertretende AfD-Landesvorsitzende Jeanette Auricht zu einer
Diskussion geladen. Die Schüler*innen wollten sich dem „rassistischen,
queerfeindlichen und antifeministischen Gelaber von Auricht nicht
aussetzen“ und demonstrierten vor der Schule. Für „direkt von der
menschenfeindlichen Politik der AfD betroffene Schüler:innen“ stelle es
„eine belastende Situation dar, wenn an dem Ort, an dem sie eigentlich
geschützt und ungestört lernen sollten, einer AfDlerin eine Bühne für ihre
Hetzreden gelassen wird“, hieß es in einer Stellungnahme der Schüler*innen.
Die Schüler*innen der Fichtenberg-Oberschule in Steglitz rufen unter dem
Motto „Eure Wahl, unsere Zukunft – Rechtsruck verhindern“ für den 19.
Februar alle Berliner Schulen zu einer Kundgebung gegen die AfD auf.
Bereits im Juni vergangenen Jahres hatten dort 2.000 Schüler*innen
demonstriert.
Der stellvertretende AfD-Fraktions-Chef im Abgeordnetenhaus, Thorsten Weiß,
schrieb daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Schulleiter, der
die Proteste unterstützt hatte – was „ein ermahnendes Gespräch“ mit der
Senatsbildungsverwaltung zur Folge hatte. Der Schulleiter hatte die Demo
zuvor als Unterricht an einem anderen Ort bezeichnet.
Am kommenden Dienstag dürften auch am Hans-und-Hilde-Coppi-Gynasium viele
Schüler*innen dem Unterricht fernbleiben.
6 Feb 2025
## LINKS
[1] /Berlinale-Film-In-Liebe-Eure-Hilde/!5990225
[2] /Hans-und-Hilde-Coppi-im-NS-Widerstand/!5268750
[3] /Das-Haus-Oldenburg-und-die-Nazis/!5359430
[4] /Wahlkampf-an-Schulen/!6064917
[5] /AfD-an-Berliner-Schulen/!6012185
[6] https://www.schule-ohne-rassismus.org/pressemitteilungen/wirsindnichtneutra…
## AUTOREN
Marie Frank
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