# taz.de -- Proteste gegen AfD-Besuche an Schulen: Heul weiter | |
> AfD-Politiker*innen haben an Schulen nichts verloren. Es gibt keinen | |
> Grund, ihnen den Teppich auszurollen. Ihre Opfer-Inszenierung gehört | |
> ignoriert. | |
Bild: Unter Polizeischutz: AfD-Rechtsaußen Beatrix von Storch am Dienstag auf … | |
Bekanntlich lässt die AfD keine Gelegenheit aus, sich als Opfer einer | |
vermeintlichen Cancel Culture zu inszenieren. So auch in der Debatte | |
darüber, ob Schulen Politiker*innen der Rechtsaußenpartei in den | |
Unterricht einladen sollten. | |
Zuletzt war das am Dienstag dieser Woche anlässlich einer Podiumsdiskussion | |
an einem Gymnasium in Berlin-Lichtenberg der Fall, zu der auch | |
Rechtsaußenfrau Beatrix von Storch eingeladen wurde, die hier für die AfD | |
als Direktkandidatin für die Bundestagswahl antritt. Ein Auftritt, [1][der | |
laute Proteste der Schüler*innenschaft provozierte – und doch | |
durchgezogen wurde]. | |
Alice Weidel, Beatrix von Storch und Co. verweisen auf das staatliche | |
Neutralitätsgebot, wonach Lehrkräfte der politischen Willensbildung ihrer | |
Schüler*innen verpflichtet sind, ohne eigene Präferenzen geltend zu | |
machen. Der AfD das Schultor zu verriegeln, [2][sei eine Missachtung | |
dessen, was Neutralität geböte]. Und überhaupt perfides Canceln. So die | |
Selbstdarstellung von rechts. | |
## Remigrationspläne im Klassenzimmer? | |
An dieser Stelle lohnt ein kurzes Sinnieren über das, was Schulen im besten | |
Sinne sein sollten: Orte der freien Persönlichkeitsentfaltung für alle | |
Schüler*innen, unabhängig davon, ob sie weiß oder Schwarz sind, | |
passdeutsch oder geflüchtet, hetero oder queer, atheistisch oder | |
muslimisch, able- oder disable-bodied sind. Oder irgendetwas dazwischen. | |
Wir sprechen von einem Menschen- und Gesellschaftsbild, das der | |
nationalistisch-völkischen Ideologie der AfD nicht nur zuwider ist, sondern | |
auch aktiv von ihr bekämpft wird. Wie soll sich das also für | |
Schüler*innen mit Migrationsgeschichte anfühlen, in einem Klassenzimmer | |
einem AfD-Gast gegenüberzusitzen, der seinen Remigrationsplänen freien Lauf | |
lässt? Man mag es sich nicht vorstellen. | |
Befürworter*innen von AfD-Schulbesuchen führen das Argument an, [3][es | |
gebe auch gemäßigte Rechte], denen die Remigrationspläne der Partei zu weit | |
gingen. Weiter wird argumentiert, die Einladung von AfDler*innen an | |
Schulen böte Schüler*innen die Möglichkeit, diese auf ihre | |
Inhaltslosigkeit hin zu entlarven – durch einen gut vorbereiteten | |
Faktencheck, versteht sich. | |
Dass nicht alle AfD-Politiker*innen so plump-rechts auftreten wie ihre | |
Anführer Björn Höcke und Alice Weidel, ist – neben der Opfer-Inszenierung … | |
eine weitere Strategie der Rechten. Nicht alle bezeichnen die Schoah als | |
„Vogelschiss“ wie das AfD-Urgestein Alexander Gauland. | |
## Reduktionistische Antworten auf komplexe Fragen | |
Gleichwohl reproduzieren sie geschichtsrevisionistische und | |
verschwörungstheoretische Narrative. Und Begriffe wie Remigration, | |
Bevölkerungsaustausch und Überfremdung werden durch harmloser anmutende | |
Beschreibungen gekonnt umschifft. | |
Genau das ist zugleich so gefährlich. Die AfD macht mit reduktionistischen | |
Antworten auf komplexe Fragen Politik – und [4][zieht damit junge Menschen | |
an Land, die von der Krisenhaftigkeit der Gegenwart überfordert und | |
verunsichert sind]. | |
Es spielt keine Rolle, ob man offen rechtsextreme oder subtil rechtsextreme | |
Politiker*innen einlädt. Sie gehören alle einer vom Verfassungsschutz | |
als in Teilen gesichert rechtsextremen eingestuften Partei an. Sie sind | |
Vertreter*innen eines nationalistischen Weltbildes. | |
Und jenseits der Tatsache, dass die Einladung von Rechtsextremen keinen | |
Mehrwert, sondern vielmehr eine Gefahr für Meinungsbildung von | |
Schüler*innen darstellt, muss auch das festgestellt werden: All jene, | |
die weiterhin verbissen am Neutralitätsgebot festhalten, laufen heiter in | |
die Normalisierungsfalle der Opfer-Inszenierung und des | |
Wahrheiten-umdrehen-Spiels der AfD. | |
Noch immer wird die AfD selbst im demokratischen Spektrum nicht durchweg | |
als das wahrgenommen, was sie ist: eine die Gesellschaft spaltende Kraft. | |
Stattdessen wird ihr weiterhin der Bauch gepinselt und mancherorts sogar | |
der muffige Schulteppich ausgerollt. Die AfD dürfte sich bestätigt fühlen. | |
14 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Nina Schieben | |
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