# taz.de -- Wahlkampfthema Wirtschaft: SPD eifert den USA nach | |
> Die Sozialdemokraten setzen auf einen Made-in-Germany-Bonus, um die | |
> Wirtschaft anzukurbeln. Exklusiv haben sie die Idee freilich nicht. | |
Bild: Vorbild für Made-in-Germany: das baden-württembergische Unternehmen Tri… | |
Berlin taz | Der Auftritt der Sternsinger am 6. Januar markiert endgültig | |
das Ende der Weihnachtszeit und zugleich den Start des | |
Bundestagswahlkampfs. Das wichtigste Thema: die kriselnde Wirtschaft und | |
das ausbleibende Wachstum. In der Analyse sind sich alle Parteien einig. | |
Insbesondere die Zurückhaltung von Firmen, in Deutschland zu investieren, | |
sei eine Gefahr für den Standort. | |
Die derzeitige Kanzlerpartei SPD, die in Umfragen nur auf Platz drei liegt | |
und im Schlussspurt versuchen muss, den Trend zu drehen, verschaffte sich | |
einen Tag Vorsprung. Am Sonntag traf sich der innerste Führungszirkel der | |
Partei, das Präsidium, in Berlin. Als zündende Idee, um Investitionen | |
anzuregen, beschloss man fürs Wahlprogramm eine Prämie für Unternehmen, die | |
in Deutschland investieren, einen Made-in-Germany-Bonus. | |
Außerdem fordert man eine Begrenzung der Kosten für die Stromübertragung | |
(Netzentgelte) auf drei Cent pro Kilowattstunde und möchte | |
Verbraucher:innen zum Kauf eines E-Autos aus heimischer Produktion mit | |
einem Steuerbonus animieren. | |
Zentral ist aber der Made-in-Germany-Bonus. Diese Steuergutschrift in Höhe | |
von zehn Prozent der Kosten sollen alle Unternehmen erhalten, die | |
hierzulande in Ausrüstung investieren, also neue Maschinen, Geräte oder | |
Fahrzeuge kaufen, und zwar unabhängig davon, ob sie Gewinn erzielen oder | |
nicht. Das unterscheidet den Vorschlag von dem der Steuersenkungen für | |
Unternehmen, wie sie etwa die Union im Wahlprogramm vorschlägt. | |
## Wie in den USA, nur viel kleiner | |
SPD-Kanzler und Spitzenkandidat Olaf Scholz nannte die Prämie | |
„zielgerichtet, langfristig wirkend und unbürokratisch“, mithin „genau d… | |
richtige Maßnahme, die unsere Wirtschaft jetzt braucht“. Man plane damit | |
etwas Ähnliches wie die USA mit dem Inflation Reduction Act. | |
Freilich auf viel kleinerem Niveau. Die Investitionsprämie der SPD soll | |
einer internen Analyse zufolge 18 Milliarden Euro kosten. Der Inflation | |
Reduction Act, den die Biden-Regierung vor zweieinhalb Jahren beschloss, | |
hatte das zwanzigfache Volumen und diente außerdem gezielt der Förderung | |
klimafreundlicher Technologien. | |
Aber gerade das viel geringere Volumen streicht man SPD-intern als Vorteil | |
heraus. Die Prämie sei viel kostengünstiger als die von der Union geplanten | |
Steuersenkungen und Abschreibungserleichterungen. Diese würden nach | |
Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) jährlich | |
25 Milliarden Euro kosten. Positive Effekte hätten beide Maßnahmen laut DIW | |
– aber die Prämie wäre mittelfristig ertragreicher. Für jeden investierten | |
Euro bekäme der Staat 1,50 Euro zurück, während er mit dem Unionsvorschlag | |
über einen Zeitraum von mehreren Jahren nur einen Euro erzielte. | |
Exklusiv hat die SPD den Vorschlag freilich nicht. Auch im Wahlprogramm der | |
Grünen findet er sich, und Spitzenkandidat und Wirtschaftsminister Robert | |
Habeck [1][hat die Idee bereits im Oktober vergangenen Jahres in den Raum | |
geworfen]. Damals stieß er auf ein geteiltes Echo. Unionsfraktionsvize | |
Matthias Middelberg kritisierte die Prämie als zu bürokratisch, der | |
damalige Koalitionspartner FDP witterte ein Wahlkampfmanöver. | |
## Union und FDP wollen Steuern senken | |
Die Union schlägt in ihrem Wahlprogramm eine Obergrenze für die | |
Unternehmensbesteuerung von 25 Prozent vor. Diese setzt sich zusammen aus | |
der bundesweiten Körperschaftssteuer (15 Prozent auf das Einkommen von | |
Kapitalgesellschaften) und den regional unterschiedlichen Gewerbesteuern. | |
Sie liegt nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln | |
aus dem Jahr 2023 in Deutschland im Mittel bei 29,7 Prozent. | |
Die FDP, die sich am Montag zum Dreikönigstreffen in Stuttgart trifft, | |
setzt ebenfalls auf Steuersenkungen. Parteichef Christian Lindner sagte am | |
Wochenende in Interviews, dass seine Partei ohne ein Bekenntnis zu | |
Steuersenkungen in keine Koalition eintreten werde. Ob die FDP, die derzeit | |
in Umfragen bei 3 bis 4 Prozent liegt, es allerdings überhaupt in den | |
Bundestag schafft, steht derzeit in den Sternen. | |
5 Jan 2025 | |
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[1] /Investitionsbonus-fuer-Unternehmen/!6041559 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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