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# taz.de -- Silvester in Berlin: Kein Ärger in Verbotszonen
> Polizei und Feuerwehr ziehen eine gemischte Silvesterbilanz. Mehrere
> Menschen werden durch Kugelbomben schwer verletzt und Gebäude stark
> beschädigt.
Bild: Hüben verboten, drüben erlaubt: Bayerische Polizisten bewachen den Eing…
Berlin taz | Berlins Innensenatorin Iris Spranger zeigte sich am
Neujahrsmorgen zufrieden mit dem Verlauf der Silvesternacht: „Für den
weitaus überwiegenden Teil der Berlinerinnen und Berliner und der Gäste war
es ein friedliches Silvester“, sagte die SPD-Politikerin. Die „monatelangen
Vorbereitungen“ von Polizei, Feuerwehr und Innenverwaltung hätten sich
ausgezahlt, [1][das Einsatzkonzept mit einer „Kombination von Prävention
und konsequentem Eingreifen“] sei aufgegangen.
Tatsächlich liegen die Zahlen der Polizeieinsätze, der Festnahmen und der
Übergriffe auf Einsatzkräfte auf einem vergleichbaren Niveau wie im
vergangenen Jahr – und fallen damit deutlich niedriger aus als nach [2][den
bundesweit beachteten Krawallen an Silvester 2022/2023]. Demnach hat die
Polizei laut Innensenatorin in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch rund 400
Personen vorübergehend festgenommen. Im Vorjahr waren es 390 Festnahmen.
Die Feuerwehr musste allerdings deutlich öfter ausrücken als noch vor einem
Jahr. Rund 1.900 Einsätze wurden verzeichnet – 300 mehr als zuvor. Dabei
sei es auffällig oft zu Bränden in Wohngebäuden mit gefährdeten Personen
gekommen, die gerettet werden mussten, so die Bilanz am Tag danach.
Zudem habe es 13 Angriffe auf Einsatzkräfte der Feuerwehr gegeben, hieß es
am Mittwoch. Unter anderem sei die Scheibe eines Einsatzfahrzeugs während
der Fahrt mit einem gezielten Steinwurf durchschlagen worden.
„Glücklicherweise wurden dabei keine Einsatzkräfte verletzt“, sagte
Landesbranddirektor Karsten Homrighausen. Im Vorjahr [3][hatte die
Feuerwehr noch 30 Übergriffe registriert].
## Polizist schwer verletzt
Die Polizei vermeldete 37 verletzte Beamt*innen. Ein Polizist musste
notoperiert werden, nachdem ihn ein mutmaßlich illegaler Feuerwerkskörper
am Bein getroffen und schwer verletzt hatte. Laut Angaben der
Polizeigewerkschaft GdP droht ihm eine Amputation.
Polizei und Feuerwehr hatten für die Silvesternacht [4][planmäßig den
„Ausnahmezustand“ ausgerufen]. Rund 1.500 Feuerwehrleute waren im Einsatz.
Bei der Polizei schoben etwa 3.000 Beamt*innen Dienst, davon 700 aus
anderen Bundesländern sowie von der Bundespolizei.
Im Fokus standen dabei erneut die drei Böllerverbotszonen auf der
Sonnenallee in Neukölln, im Schöneberger Steinmetzkiez sowie am
Alexanderplatz in Mitte. Bereits am frühen Abend hatte die Polizei die
zuvor ausgewiesenen Gebiete mit Gittern abgesperrt und Checkpoints an den
Zugängen errichtet. Personen wurden auf Feuerwerk abgetastet, Taschen
durchsucht. Laut Polizei ein Erfolg: In den Zonen sei es „zu keinen
größeren Zwischenfällen gekommen“, so Sprecher Florian Nath.
## Heftige Explosion in Schöneberg
Doch nur wenige hundert Meter von der Verbotszone in Schöneberg entfernt
bot sich am Mittwoch ein verheerendes Bild: Die Fensterscheiben mehrerer
Wohnhäuser und Geschäfte sind zerborsten, eine Fassade ist teilweise
verkohlt. Hier sei eine Kugelbombe detoniert, teilte die Feuerwehr mit. 36
Wohnungen seien vorerst unbewohnbar, zwei Menschen in Krankenhäuser
gebracht worden.
Bei Kugelbomben handelt es sich um Feuerwerkskörper, die wegen ihrer Bauart
über eine besonders große Sprengkraft verfügen und aus Mörserrohren
abgefeuert werden. Große Kugelbomben sind in Deutschland verboten, werden
aber oft illegal aus dem Ausland importiert oder selbst zusammengebastelt.
Mit fatalen Folgen: In Berlin und Brandenburg gab es weitere schwere
Unfälle mit solchen Böllern. Das Unfallkrankenhaus Berlin meldete bis
Mittwochmittag mindestens 17 „Bölleropfer“ – davon allein fünf, die dur…
Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt wurden.
In Tegel etwa war laut Feuerwehr ein solcher Sprengsatz in einer
Menschenmenge explodiert; acht Personen wurden verletzt, zwei
lebensbedrohlich, darunter ein Kleinkind. Im Brandenburger Landkreis
Oberhavel starb ein 21-Jähriger nach der Explosion einer Kugelbombe.
Für Grünen-Innenpolitiker Vasili Franco zeigt diese Bilanz, dass es „kein
sicheres Silvester gibt, solange in der ganzen Stadt ungehemmt geböllert
wird“. Franco bekräftigte seine Forderung nach einem umfassenden
[5][Böllerverbot]: „Solange ein komplettes Verkaufsverbot aus ideologischen
Gründen weiter abgelehnt wird, werden wir am Tag nach Silvester nicht mehr
tun können, als die Scherben aufzukehren.“
1 Jan 2025
## LINKS
[1] /Silvester-in-Berlin/!6059209
[2] /Nach-Silvester-Randale-in-Berlin/!5905301
[3] /Einsatzkraefte-an-Silvester/!6055624
[4] /Polizeieinsatz-an-Silvester-in-Berlin/!5979827
[5] /Boellerverbot/!t5492487
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
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