# taz.de -- Polizei ermittelt gegen Beamten: Vornamen Silvester-Verdächtiger n… | |
> Berlins Polizei ermittelt in den eigenen Reihen. Ein Beamter hatte | |
> Vornamen von Verdächtigen der Silvesternacht an ein rechtes Portal | |
> durchgestochen. | |
Bild: In der Böllerverbotszone in der Sonnenallee in Neukölln blieb es dieses… | |
Berlin taz |. Die Berliner Polizei ermittelt wegen eines schweren Verstoßes | |
gegen den Datenschutz in den eigenen Reihen. Dies bestätigte die Behörde | |
der taz auf Nachfrage. Zuvor hatten der Tagesspiegel und der RBB berichtet. | |
Ein Beamter hatte demnach eine Liste mit Vornamen der Verdächtigen in der | |
Silvesternacht an das rechte Portal „Nius“ des ehemaligen | |
„Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt durchgestochen. Der Sprecher der | |
Berliner Polizei, Florian Nath, bezeichnete dies gegenüber der taz als | |
„inakzeptabel“. | |
„Die Herausgabe persönlicher Daten ohne jede rechtliche Grundlage“ werde | |
von der Polizei Berlin immer verfolgt, so der Sprecher weiter. Gegen den | |
oder die Beamten, die die Namensliste möglicherweise aus „geschützten, | |
internen Polizeisystemen rechtswidrig extrahiert und herausgegeben haben“, | |
ermittle das Dezernat für Polizei- und Korruptionsdelikte beim | |
Landeskriminalamt. | |
Der innenpolitische Sprecher der Linken, Niklas Schrader, hält den Vorgang | |
für einen „handfesten Skandal“: „Jemand in der Berliner Polizei meint, | |
personenbezogene Daten an ein rechtes Portal geben zu können, um eine | |
rechte Debatte anzufeuern“, sagte Schrader der taz. Dabei wisse jede*r | |
Polizist*in, dass Vornamen kriminologisch keine empirische Grundlage | |
darstellen. „Die Namensdebatte führt zu nichts und ist kontraproduktiv“, | |
sagte Schrader. Bei der Suche nach Ursachen der Gewalt und nach | |
strategischen Lösungen sei dies nicht zielführend. | |
Kritik kommt auch von Berlins Datenschutzbeauftragter: „Die Herausgabe | |
personenbezogener Daten aus polizeilichen IT-Systemen für private Zwecke | |
stellt einen schweren Verstoß gegen die Datenschutzgesetze dar“, sagte | |
Meike Kamp am Donnerstag der taz. Kamp begrüßt die internen Ermittlungen | |
und fordert Konsequenzen. „Wer so eine Liste unbefugt erstellt oder | |
herausgibt, muss mindestens mit einem Bußgeld rechnen.“ | |
## Thema im Innenausschuss | |
Das rechte Portal „Nius“ wollte nach eigenen Angaben mit der | |
polizeiinternen Liste belegen, dass unter den vielen deutschen Verdächtigen | |
der Silvesternacht ein Großteil einen Migrationshintergrund haben soll. Die | |
Polizei darf den Migrationshintergrund von Verdächtigen nicht erfassen. | |
Also wird versucht, aus den Vornamen Rückschlüsse auf eine vermeintliche | |
Migrationsbiografie zu ziehen. | |
Die Herausgabe dieser Unterlagen sei nicht nur ein Verstoß gegen den | |
Datenschutz, sondern „befeuert nebenher einen unverhältnismäßigen und | |
diskriminierenden Erklärungsansatz für individuelle, strafrechtliche | |
Verhaltensweisen“, zitierte der Tagesspiegel Polizeisprecher Nath. | |
Schrader kündigte an, den Vorfall am Montag im Innenausschuss zu | |
besprechen. „Ich erwarte von der Innensenatorin eine Übersicht, wer | |
überhaupt auf diese Daten Zugriff hat.“ Die Verantwortlichen müssten | |
disziplinarrechtlich und möglicherweise auch strafrechtlich sanktioniert | |
werden. Die Senatsinnenverwaltung wollte sich am Donnerstag nicht zum | |
Vorfall äußern. | |
## Mehr als 1.450 für Silvester typische Straftaten | |
Es ist nicht das erste mal, dass im Zusammenhang mit der Silvesternacht die | |
Vornamen von Tatverdächtigen ins Spiel gebracht werden. Nach den Krawallen | |
in der Silvesternacht 2022 hatte die CDU 2023 im Innenausschuss des | |
Abgeordnetenhauses nach den Vornamen von Tatverdächtigen mit deutscher | |
Staatsangehörigkeit gefragt. Dies sorgte für große Empörung und | |
Rassismus-Vorwürfe. | |
Auch die AfD-Fraktion hatte unmittelbar nach dem jüngsten Jahreswechsel | |
eine parlamentarische Anfrage an den Senat zu den Vornamen der Verdächtigen | |
angekündigt. Vor zwei Jahren war die rechtsextreme Partei bereits damit | |
gescheitert, den Senat per Gericht dazu zu verpflichten, über die | |
Staatsangehörigkeiten von Verdächtigen hinaus auch deren Vornamen | |
mitzuteilen. | |
Nach aktuellen Zahlen der Berliner Polizei zu Vorfällen in der | |
Silvesternacht wurden 1.453 für Silvester typische Straftaten registriert. | |
58 Polizisten und Polizistinnen sowie ein Mitarbeiter eines | |
Rettungsdienstes wurden demnach angegriffen. Verletzt wurden dabei 17 | |
Polizisten, 8 davon durch Pyrotechnik. | |
Die Polizei erfasste nach eigenen Angaben insgesamt 670 Verdächtige. 406 | |
davon besitzen nach den Angaben eine deutsche Staatsangehörigkeit, 264 eine | |
andere. 40 der Verdächtigen sollen Einsatzkräfte angegriffen haben. Dabei | |
handele es sich laut Polizei um 16 Erwachsene, 12 Heranwachsende und 11 | |
Jugendliche sowie ein Kind. | |
9 Jan 2025 | |
## AUTOREN | |
Marie Frank | |
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