| # taz.de -- „Agenda 2030“ der CDU: Staatliches Armutsprogramm | |
| > Die Union setzt auf den armen Staat. Dabei bräuchte es in Anbetracht von | |
| > Klimawandel, Wirtschaftsflaute und globalem Wettbewerb das genaue | |
| > Gegenteil. | |
| Bild: Die Jubeljugend Junge Union beklatscht weniger Steuern auf Kosten der Är… | |
| Die Ampel ist vor allem am Geld gescheitert. Ebenso versagen wird die | |
| nächste Regierung, wenn sie das Programm Agenda 2030 umsetzt, das die CDU | |
| an diesem Wochenende beschließen will. Es ist zukunftsblind, weil es der | |
| Mehrheit der hiesigen Bevölkerung den schmerzfreien Übergang in eine | |
| bessere Zeit verspricht. Das Leben wird leichter, die Steuern sinken, mit | |
| weniger Geld kann der Staat mehr erreichen, heißt es. Diese Beschwörung | |
| wird vermutlich nicht funktionieren, auch wenn sie sich als konkretes | |
| Wirtschaftskonzept tarnt. | |
| Die eigentliche Herausforderung besteht momentan darin, die öffentliche | |
| Infrastruktur zum Beispiel bei der Bahn zu modernisieren und zentrale | |
| Industriebranchen auf klimafreundliche Produktion umzustellen. Das muss | |
| schnell gehen: Im globalen Wettbewerb mit China und den USA werden die | |
| Märkte neu verteilt. Wirtschaftspolitik ist auch Sicherheitspolitik. | |
| Außerdem stehen deutlich höhere Ausgaben für Verteidigung auf der | |
| Tagesordnung. Der Finanzbedarf des Bundes bewegt sich in einer | |
| Größenordnung von 100 Milliarden Euro jährlich. | |
| Das ist mit der umfangreichen Senkung der Einkommensteuer ohne Erhöhungen | |
| an anderer Stelle, wie sie die CDU propagiert, kaum zu vereinbaren. Der | |
| Staat braucht nicht [1][weniger Geld], sondern mehr – was auch den ewigen | |
| Versprechen stetig steigenden privaten Wohlstandes zuwiderläuft. Eine | |
| gewisse Plausibilität beinhaltet allenfalls die Forderung nach einer | |
| geringeren Körperschaftssteuer für Firmen, die im internationalen | |
| Wettbewerb stehen – andere Staaten haben solche Abgaben ebenfalls | |
| reduziert. | |
| Die CDU aber wünscht sich den armen Staat. Um die erwartbaren Löcher zu | |
| stopfen, will sie Milliarden [2][beim Bürgergeld], bei Langzeitarbeitslosen | |
| und Flüchtlingen kürzen. Dies und weitere Einsparungen in der staatlichen | |
| Verwaltung werden das Geldproblem jedoch nicht lösen. Zumal auch eine | |
| Reform der Schuldenbremse im Grundgesetz ausgeschlossen wird und die | |
| Kreditfinanzierung von Zukunftsinvestitionen nicht erwähnt wird. | |
| ## Die Rechnung geht nicht auf | |
| Die marktliberale Hoffnung besagt: Wenn der Staat die privaten Haushalte | |
| und Unternehmen entlastet, investieren diese mehr, die Wirtschaft wächst | |
| stärker, und die daraus resultierenden Steuereinnahmen kompensieren die | |
| Verluste der öffentlichen Hand. Dieser Mechanismus spielt eine Rolle, | |
| braucht aber Jahre, bis er wirkt. | |
| Was tut der arme Staat in der Zwischenzeit? Beten, dass die | |
| US-amerikanische, russische und chinesische Regierung ebenfalls Pause | |
| machen bei der Neuverteilung der globalen Macht- und Wirtschaftssphären? | |
| Diese Rechnung geht nicht auf. | |
| 9 Jan 2025 | |
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| Hannes Koch | |
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