# taz.de -- Neue Studie: Wie Aasgeier dabei helfen, die Wildnis zu überwachen | |
> Eine neue Studie hat Aasgeier und Künstliche Intelligenz gemeinsam | |
> eingesetzt, um Tiere besser vor Naturereignissen und Wilderern zu | |
> schützen. | |
Bild: Akut vom Aussterben bedroht: Weißrückengeier | |
Dürren, Krankheiten und das Töten von Wildtieren können zu [1][kritischen | |
Veränderungen von Ökosystemen] führen. Aber in der Wildnis bekommt der | |
Mensch davon so schnell nichts mit. Der Weißrückengeier, eine selbst | |
bedrohte Art, soll nun als sogenannter Wächter eingesetzt werden, um tote | |
Tiere frühzeitig aufzuspüren. Die Wildvögel sind als Gesundheitspolizei der | |
Natur bekannt. Sie ernähren sich von totem Tier, reinigen so die Landschaft | |
und tragen zur [2][Verringerung von Wildtierkrankheiten] bei. Durch ihre | |
besonders gute Sehfähigkeit und ihre Kommunikation untereinander können sie | |
weite Landflächen überwachen. | |
## Die Studie | |
Unter der Initiative GAIA (Guardian of the Wild using Artificial | |
Intelligence Applications) haben Forschende des Leibniz-Instituts für Zoo- | |
und Wildtierforschung in Berlin zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für | |
Integrierte Schaltungen (IIS) und dem Tierpark Berlin ein KI-basiertes | |
Verfahren entwickelt. Die Ergebnisse der Studie sind im [3][Journal of | |
Applied Ecology] veröffentlicht. | |
Die Forschenden statteten die Weißrückengeier mit GPS-Sendern und | |
Beschleunigungssensoren aus. Position und Bewegung der Tiere werden erfasst | |
und anschließend von KI-Algorithmen ausgewertet. In einem ersten Schritt | |
übersetzt die KI die Beschleunigung des Geiers in seine Tätigkeit: | |
Sinkflug, Gleitflug, stehend oder fressend. | |
In einem zweiten Schritt stellt ein weiterer Algorithmus fest, ob es zu | |
einer räumlichen Anhäufung kommt, wodurch auf einen Kadaver geschlossen | |
werden könnte. Um die KI zu trainieren und die Datenqualität zu prüfen, | |
haben die Forschenden Referenzdaten gesammelt. Dafür wurden 2 Geier im | |
[4][Berliner Zoo] und 27 Geier in Namibia mit entsprechenden Sensoren | |
ausgestattet. Zusätzlich wurde das Verhalten der Tiere durch Videoaufnahmen | |
und Beobachtungen erfasst. Das Ergebnis: Die Trefferquote der KI lag bei | |
über 90 Prozent. | |
Auf der Suche nach Aas legen die Vögel weite Strecken zurück, weshalb sie | |
sich dazu eignen, große Gebiete zu überwachen. Da es in entlegenen | |
Wildnisregionen nur möglich ist, die Daten über Satellitenverbindungen zu | |
senden, die ausschließlich geringere Datenmengen zulassen, haben sich die | |
Forschenden Folgendes überlegt: Eine KI soll zukünftig in den Sender, den | |
die Geier tragen, integriert werden. So kann die KI schon im Vorhinein | |
filtern und nur die entscheidenden Daten übermitteln. | |
## Was bringt’s? | |
Zum einen sind die Geier selbst akut vom Aussterben bedroht. Die Forschung | |
kann daher Auskunft über das Verhalten der Tiere geben und sie so | |
möglicherweise auch besser schützen. Zum anderen kann der von der KI | |
analysierte Geierflug zukünftig als Frühwarnsystem eingesetzt werden, um | |
kritische Veränderungen in der Natur wie Dürren, Krankheitsausbrüche oder | |
das illegale Töten von Wildtieren schneller und zuverlässiger zu erkennen. | |
In Anbetracht der Klima- und [5][Biodiversitätskrise] ist das von | |
Bedeutung. | |
14 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Bericht-der-Weltwetterorganisation/!6040963 | |
[2] /orte-des-wissens/!5990260&s=wildtierkrankheit&SuchRahmen=Print/ | |
[3] https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.14810 | |
[4] /Elefantenkuh-Mary/!6045466 | |
[5] /Klimakonferenz-in-Dubai/!5978935 | |
## AUTOREN | |
Johanna Weinz | |
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