| # taz.de -- Volkswagen in der Krise: Kursänderung aus Rentabilitätsgründen | |
| > VW trennt sich aus wirtschaftlichen Gründen von seinem Werk in Xinjiang. | |
| > Menschenrechtsverletzungen sind für den Autokonzern kein Thema. | |
| Bild: VW verkauft sein umstrittenes Werk in Xinjiang | |
| Was genau den Autokonzern Volkswagen letztlich dazu bewegt hat, sich | |
| schließlich von seinem umstrittenen Werk in Xinjiang zu trennen, ist | |
| unklar. Klar ist hingegen, dass dieser Schritt lange überfällig war. VW | |
| hatte das Werk in der Provinzhauptstadt Urumqi 2013 zusammen mit dem | |
| chinesischen Staatskonzern Saic eröffnet. Nun werde das Werk mit der | |
| dazugehörigen Teststrecke in Turpan an das chinesische Staatsunternehmen | |
| SMVIC verkauft, gab der Konzern bekannt. | |
| Viel zu lang hat VW die gravierenden Menschenrechtsverletzungen an der | |
| Minderheit der Uiguren in der Region in Kauf genommen. Die willkürliche | |
| Masseninternierung von mehr als einer Million Uiguren in | |
| Umerziehungslagern, Zwangsarbeit und Folter war seit Jahren bekannt. Im | |
| Februar legte der für seine Forschung zur Menschenrechtslage der Uiguren | |
| bekannte Wissenschaftler Adrian Zenz schließlich Material vor, das den | |
| Einsatz von Uigurischen Zwangsarbeitern beim Bau der Teststrecke in Turpan | |
| zeigt. | |
| Auch der Versuch von VW [1][sich durch ein Gutachten reinzuwaschen] | |
| scheiterte kläglich. Nicht nur Menschenrechtler*innen betonten, dass | |
| eine unabhängige Untersuchung in der Region nicht möglich sei, auch eine | |
| Reihe von Mitarbeiter*innen der Rechtsanwaltskanzlei, die das | |
| Gutachten ausstellte, [2][distanzierten sich kurz danach davon]. VW räumte | |
| ein, dass die Überprüfung vor Ort mit dem Partner Saic abgestimmt und von | |
| chinesischen Behörden genehmigt werden musste. | |
| Und immer noch sind es nicht die unhaltbaren Zustände in Xinjiang, die | |
| vielen Indizien zu Zwangsarbeit, die Unmöglichkeit, das Werk zu überprüfen, | |
| die VW in seiner Erklärung zum Verkauf anführt. Nein, VW trennt sich „aus | |
| wirtschaftlichen Gründen“. | |
| ## Schweigen zur Menschenrechtslage | |
| Dabei dürfte der Standort nie profitabel gewesen sein. Etwa 200 Menschen | |
| arbeiten dort. Wichtig war es vor allem für VWs Stand in China, das in der | |
| Region Xinjiang Industrie ansiedeln wollte. Und einen guten Stand braucht | |
| der kriselnde deutsche Autokonzern in China, denn das Geschäft läuft nicht | |
| gut: die Verbrenner verkaufen sich nicht, VW hat die Elektromobilität | |
| verschlafen. | |
| Vielleicht hat [3][die Krise bei VW von massiven Absatzeinbußen], dem | |
| Konzern ein Argument mehr gegenüber China verschafft, das Werk abzustoßen. | |
| Zumal sich der Konzern ja in Schweigen zur Menschenrechtslage hüllt. | |
| Vielleicht war auch langsam der öffentliche Druck zu groß. Selbst eher | |
| konservative Anteilseigner wie Union Investment äußerten sich zunehmend | |
| kritisch zu dem Geschäft in Uruqmi. Vielleicht wird es aber auch rechtlich | |
| immer enger für den Konzern. | |
| Seit 2023 gilt das Lieferkettengesetz in Deutschland, das Unternehmen zur | |
| Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen zu verpflichtet. Ist das nicht | |
| möglich, muss es sich von dem Geschäft trennen. Die | |
| Menschenrechtsorganisation ECCHR gab bereits im Juni 2023 bekannt, [4][bei | |
| der Kontrollbehörde des Lieferkettengesetzes, dem Bafa, Beschwerde gegen VW | |
| eingereicht] zu haben. | |
| Ab 2027 gilt außerdem das [5][Importverbot von Produkten aus Zwangsarbeit], | |
| das die EU speziell für die Xinjiang Region auf den Weg gebracht hat. | |
| Vielleicht zählt das alles auch zu „wirtschaftlichen Gründen“ für VW, auf | |
| eine Kursänderung in Richtung Menschenrechte lässt das aber nicht hoffen. | |
| 28 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Bericht-zu-VW-Werken-in-China/!5974225 | |
| [2] /Zwangsarbeitsvorwuerfe-gegen-Volkswagen/!5976436 | |
| [3] /VW-in-der-Krise/!6044510 | |
| [4] https://www.ecchr.eu/pressemitteilung/deutscher-wirtschaftsmotor-brummt-dan… | |
| [5] /EU-verbannt-Zwangsarbeit/!5993632 | |
| ## AUTOREN | |
| Leila van Rinsum | |
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