# taz.de -- SPD-BSW-Regierung in Brandenburg: Das neue Normal | |
> Die dünne Mehrheit der Brandenburger Regierung erfordert pragmatische | |
> Allianzen. Und sie ist ein Vorbote der neuen Normalität in deutschen | |
> Parlamenten. | |
Bild: Holpriger Weg zur Staatskanzlei: Dietmar Woidke und seine Minister fahren… | |
Dietmar Woidke ist mit Stimmen der Opposition zum Chef der | |
SPD-BSW-Regierung in Potsdam [1][gewählt worden]. Das klingt solider, als | |
es ist. Denn im ersten Wahlgang fehlten Woidke zwei Stimmen aus dem eigenen | |
Lager. Diese Botschaft hallt umso lauter nach. Denn, dass die | |
CDU-Opposition der wackelnden Regierung aus Staatsraison künftig zu | |
Mehrheiten gegen die AfD verhelfen wird, ist nicht zu erwarten. Die | |
holprige Wahl ist eine Warnung: So regiert es sich mit äußerst schmaler | |
Mehrheit. | |
Knappe Mehrheiten können disziplinieren. In NRW regierte Schwarz-Gelb, in | |
Thüringen Rot-Rot-Grün störungsarm mit nur einer Stimme Mehrheit. Doch | |
dieses Szenario ist für Brandenburg, seit 34 Jahren SPD-regiert und bisher | |
ein stählerner Anker der Stabilität, unwahrscheinlich. Denn Schwarz-Gelb | |
und Rot-Rot-Grün verbanden klare politische Konzepte. Die SPD-BSW-Koalition | |
in Potsdam aber ist aus Verlegenheit geboren. Sie ist die einzig mögliche | |
Koalition ohne AfD. Ihre Raison d’Être ist der Mangel an Alternativen. | |
## Wie Feuer zu Eis | |
Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist nach wie vor eine Blackbox. Es ist eine | |
junge Partei, die von einer Anti-Ampel-Stimmung nach oben gespült wurde. | |
Populistische Formationen wie sie kommen und gehen. | |
Dem BSW fehlt zudem ein Mechanismus, um interne Konflikte zu regulieren. | |
Dass die MinisterInnen in Potsdam und vielleicht auch in Erfurt die | |
Weisheiten der großen Vorsitzenden wie biblische Gesetzestafeln | |
entgegennehmen werden, ist unwahrscheinlich. Sie müssen ein eigenes Gewicht | |
haben, um zu bestehen. Zoff zwischen Wagenknecht und den Landesfürsten, | |
zwischen Rechthaberei und Realpolitik ist somit programmiert. Wagenknechts | |
Krachrhetorik gegen die Eliten passt zum Pragmatismus der Landespolitik wie | |
Feuer zu Eis. | |
Woidke ist dem BSW in der Präambel des Koalitionsvertrages recht weit | |
entgegengekommen. Doch es wäre ein Fehler, den Einfluss des BSW zu | |
überschätzen. Es klingt zwar mitunter wie ein Sprachrohr Putins, in der | |
Landespolitik aber wird das keine große Rolle spielen. Wenn Woidke klug | |
ist, wird er mit der CDU kooperieren, um Zufallsmehrheiten der AfD im | |
Landtag zu verhindern. | |
Wird diese SPD-BSW-Regierung fünf Jahre halten? Das wäre eine Überraschung. | |
Fast zwei Drittel der Brandenburger trauen ihr nicht über den Weg. Diese | |
Unsicherheiten sind das neue Normal in Zeiten, in denen die AfD Regierungen | |
gegen sie erzwingt. [2][Brandenburg ist kein Sonderfall], sondern ein | |
erster Blitz des kommenden Unwetters. Die Zeiten, als klare politische | |
Lager mit klaren Mehrheiten regierten, sind vorbei. Das neue Normal ist: | |
Der Boden schwankt. | |
11 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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