| # taz.de -- Miese Arbeitsbedingungen bei Lieferando: Darf's noch etwas mehr Aus… | |
| > Lieferando drängt Arbeiter*innen zum maximalen Einsatz eigener | |
| > Ressourcen und Risiken. Es ist die optimierte Ausbeutung im | |
| > Hyperkapitalismus. | |
| Bild: Kritischer Blick auf den Arbeitgeber: Lieferando verschlechtert die Arbei… | |
| Wie viel Profit kann man aus einer Mitarbeiter*in pressen? Lieferandos | |
| Antwort lautet immer: Da geht noch was. Seit Jahren versucht die Firma | |
| beharrlich, ihre Mitarbeiter*innen stets noch etwas mehr auszubeuten. | |
| Dabei ist der Job schon [1][weit oben in der Ausbeutungsskala]. | |
| Bei Wind und Wetter rasen die Fahrer*innen durch den Verkehr, getrieben | |
| von der App, die ihnen sagt, zu welchem Restaurant und welcher Kundin sie | |
| als nächstes fahren sollen. Der Algorithmus, der den Arbeitsablauf vorgibt, | |
| lässt kaum Spielraum für eigene Entscheidungen, Komplikationen oder Pausen. | |
| Das bedeutet viel Stress und starke Vereinzelung, bei einem Lohn knapp über | |
| der gesetzlichen Untergrenze. | |
| Obwohl das drittwichtigste Arbeitsmittel nach dem Fahrrad und der Essensbox | |
| das Handy ist, weigert sich Lieferando, Dienstgeräte zur Verfügung zu | |
| stellen. Dabei steht außer Zweifel, dass ein Smartphone stark verschleißt, | |
| wenn man es stundenlang zur Navigation an den Lenker klemmt. Hinzu kommt | |
| das Datenvolumen, das man ebenfalls selbst mitbringen soll. Die zehn Cent | |
| pro Stunde, die Lieferando als Kompensation zahlt, wenn man sein privates | |
| Handy benutzt, sind lächerlich. | |
| ## Ein stark individualisiertes Arbeitsverhältnis | |
| Die Arbeiter*innen zu drängen, ihr eigenes Smartphone einzusetzen, | |
| bedeutet die weitere Individualisierung eines ohnehin stark | |
| individualisierten [2][Arbeitsverhältnisses]. Der Arbeitgeber übernimmt so | |
| wenig Verantwortung wie möglich, die Rider bringen selbst den | |
| größtmöglichen Einsatz von Risiko und Ressourcen mit. Es ist die optimierte | |
| Ausbeutung im Hyperkapitalismus. | |
| Lieferando empfiehlt seinen Mitarbeiter*innen unverschämt, sich ein | |
| billiges Zweitphone zu kaufen. Empfehlenswerter wäre es wohl, sich eine | |
| Tüte Gummibärchen zu kaufen und der [3][Interessenvertretung Riders United] | |
| beizutreten. | |
| 4 Dec 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Arbeitssituation-bei-Lieferdiensten/!6038090 | |
| [2] /Der-Check/!6049669 | |
| [3] /Arbeitskampf-bei-Lieferdiensten/!6007539 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
| ## TAGS | |
| Lieferdienste | |
| Ausbeutung | |
| Prekäre Arbeit | |
| GNS | |
| Lieferdienst | |
| Ausbeutung | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Nordkorea | |
| Ein-Euro-Jobber | |
| Lieferdienst | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Streik bei Lieferando in Hamburg: Die Räder sollen still stehen | |
| Am Wochenende sollen die Hamburger Lieferando-Fahrer streiken. Dazu | |
| aufgerufen hat die Gewerkschaft NGG, um endlich einen Tarifvertrag zu | |
| erzwingen. | |
| Ausbeutung in der Saisonarbeit: Sind alle gleich vor dem Gesetz? | |
| Seit drei Jahren kämpft Levani Idadze um den Lohn für seine Arbeit auf | |
| deutschen Erdbeerfeldern. Er zog dafür vor Gericht – und hofft nun auf | |
| Gerechtigkeit. | |
| Schräge Forderungen im Wahlkampf: Märchen vom Fleiß | |
| Das Kapital für sich arbeiten zu lassen, ist in der Regel lukrativer, als | |
| selbst einer Arbeit nachzugehen. Das sollte sich dringend ändern. | |
| Missstände in der „24-Stunden-Pflege“: Wer hilft ihnen? | |
| Hunderttausende Menschen aus Ost- und Mitteleuropa arbeiten in Deutschland | |
| in der Alten- und Krankenbetreuung. Statt fairer Jobs finden sie oft | |
| unzumutbare Zustände vor. | |
| Sklaverei in Nordkorea: Zwangsarbeit für „Made in China“ | |
| Eine südkoreanische Menschenrechts-NGO erhebt schwere Vorwürfe: Chinesische | |
| Firmen lassen Perücken für den Export in nordkoreanischen Gefängnissen | |
| produzieren. | |
| Ein-Euro-Jobs als Druckmittel: Die Zwangsarbeit kehrt zurück | |
| Eine neue Weisung der Arbeitsagentur droht Bürgergeldempfängern mit | |
| Ein-Euro-Jobs. Hamburgs Jobcenter will das gleich probieren. | |
| Arbeitskampf wird lokal: Lieferando klagt gegen Betriebsrat | |
| Bremer Lieferando-Fahrer*innen haben ihren eigenen Betriebsrat gewählt. Das | |
| soll Interessenvertretung sichtbarer machen und auf die lokale Situation | |
| ausrichten. |