# taz.de -- Weltnaturkonferenz in Cali: Viele Ideen, wenig Geld | |
> Auf der Weltnaturschutzkonferenz in Kolumbien geht es im Endspurt vor | |
> allem um die Finanzen. Dabei gibt es bislang mehr Ideen als Geldgeber. | |
Bild: Der Nebelwald in Costa Rica, das zu den artenreichsten Ländern der Welt … | |
Cali taz | Die Verhandlungen auf der Weltnaturkonferenz gehen in den | |
Endspurt, doch in Finanzfragen ist sogar die Richtung noch unklar. 20 | |
Milliarden wollten die Geberländer ab nächstem Jahr jährlich bereitstellen, | |
um den Schutz der Biodiversität in den artenreichen Ländern des globalen | |
Südens zu schützen. Bislang sind davon 15,4 Milliarden zusammengekommen. | |
„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke | |
(Grüne). Deutschland habe seinen im vergangenen Jahr zugesagten Anteil von | |
1,36 Milliarden sichergestellt und arbeite daran, auf 1,5 Milliarden zu | |
erhöhen. „Wenn wir schaffen, das effizient an den Hotspots der | |
Biodiversität einzusetzen, hätten wir einen großen Schritt nach vorne | |
getan“, so Lemke. | |
Von Brasilien kommt der Vorschlag, zusätzlich zum bekannten multilateralen | |
Fonds zum Schutz der Natur (GEF) einen neuen Fonds einzurichten. Der | |
„Tropical Forests Forever Fund“ soll 125 Milliarden US-Dollar schwer sein | |
und auf ewig den Schutz tropischer Wälder finanzieren. Füllen sollen ihn im | |
Wesentlichen die multilateralen Entwicklungsbanken, aber auch nationale | |
Förderbanken wie die deutsche KfW, erläutert Jochen Flasbarth, | |
Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. | |
Diese Banken verfügten über ein Triple-A-Rating und könnten sehr günstig | |
Geld am Kapitalmarkt aufnehmen, es in einen Investmentfonds geben und mit | |
dessen Erträgen dauerhaft die fortwährenden Naturschutzkosten finanzieren. | |
„Es gibt noch viele Fragezeichen, aber wir sind davon überzeugt“, sagt | |
Flasbarth. „Das Besondere ist, dass es kein staatliches Geld ist.“ | |
Schließlich ließen sich die öffentlichen Mittel nicht unbegrenzt erhöhen. | |
„Deshalb brauchen wir den Privatsektor, brauchen wir Unternehmen, die mit | |
in die Finanzierung hineingehen.“ Der Vorschlag wurde in den vergangenen | |
Tagen intensiv auf der COP diskutiert. | |
Ebenso sehr präsent, vor allem auf den Nebenveranstaltungen, den „Side | |
Events“, sind Direktzahlungen für Umweltschutzleistungen, sogenannte | |
Biodiversity Credits. Das Konzept dahinter bleibt allerdings vage. | |
[1][Vertreter:innen der indigenen Gemeinschaften] lehnen es ab, weil es | |
auf den gleichen ungerechten und schädlichen Mechanismen beruhe wie die | |
Carbon Credits im internationalen Emissionshandel. | |
## Brasilien besteht auf öffentlichem Geld reicher Länder | |
[2][In den offiziellen Verhandlungen] spielt das Konzept allerdings auch | |
keine Rolle. Dort diskutieren die Staaten über so grundlegende Fragen, dass | |
diese teils hinter Montreal zurückfallen: Woher kommt das Geld? Wo geht es | |
hin? Staaten wie der Riesenplayer Brasilien bestehen darauf, dass es | |
Verpflichtung der reichen Länder des reichen Nordens sei zu zahlen, aus | |
öffentlichen Geldern, denn die seien zu kontrollieren. Privates Geld könne | |
nur eine Ergänzung sein. Mehr öffentliches Geld könnte daher kommen, | |
umweltschädliche Subventionen abzubauen. Damit würde man gleichzeitig Druck | |
auf die Natur verringern. Dafür plädiert etwa der WWF. Oder per Steuern die | |
Unternehmen verpflichten – ein Tabu. | |
Unter den wenigen Punkten, die wohl sicher in den rund 30 Beschlusstexten | |
am Ende stehen werden, sind laut Lemke: die engere Verbindung von | |
Naturschutz und Klimaschutz. Der zweite: Die Rolle von Indigenen und | |
lokalen Gemeinschaften soll gestärkt werden. Beides sind Punkte, die auch | |
Deutschland gefordert hatte. | |
Zahlen der Vereinten Nationen belegen, wie wenig die Staaten seit Montreal | |
beim Naturschutz vorangekommen sind. Nach einem vom Umweltprogramm der | |
Vereinten Nationen vorgelegten Bericht sind bisher nur 17,6 Prozent der | |
weltweiten Landflächen in irgendeiner Form geschützt. Auf den Meeren sieht | |
die Quote mit nur 8,4 Prozent noch schlechter aus. Damit ist die Zahl der | |
Schutzgebiete an Land seit Montreal nur um 0,5 und auf See um 0,2 Prozent | |
gestiegen. | |
31 Oct 2024 | |
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[1] /Indigenen-Vertreterin-ueber-Naturschutz/!6042745 | |
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## AUTOREN | |
Katharina Wojczenko | |
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