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# taz.de -- Neue Serie über toxische Modewelt: Rebellische Mode
> Die Serie „La Maison“ erzählt von einer jungen Designerin, die plötzlich
> eine Haute-Couture-Firma leitet und die Pariser Modewelt aufmischt.
Bild: Führt ihren Modekonzern mit eiserner Hand: Diane Rovel (Carole Bouquet)
Als der gefeierte Pariser [1][Modemacher] Vincent Ledu (Lambert Wilson)
eine Auseinandersetzung mit einer zahlungskräftigen Kundin hat, die mit
seinem Entwurf für ein [2][Haute-Couture-Kleid] unzufrieden ist, kennt
seine Wut keine Grenzen. Gegenüber seiner Mitarbeiterin Perle Foster (Amira
Casar) lässt er später seinem Frust freien Lauf.
Dabei zieht Vincent Ledu in einer rassistischen Hasstirade über die aus
China stammende Kundin her und wird heimlich von einer Angestellten
gefilmt. Das Video geht viral online und sorgt natürlich für Empörung. Der
Schaden für die letzte in Familienbesitz befindliche Pariser Modemarke ist
enorm.
Die zehnteilige Apple-TV+-Serie „La Maison“ entführt die Zuschauer in die
Welt der Pariser Modewelt voll familiärer Konflikte und unternehmerischer
Grabenkämpfe, die überraschend politisch sind. Der prominente Vincent Ledu
versucht sich in einer Talkshow zu entschuldigen, macht aber alles nur noch
schlimmer, da er sich im Stil des verfolgten [3][alten weißen Mannes] als
Opfer einer Kampagne wähnt, anstatt seinen Fehler eingestehen zu können.
Das in die Jahre gekommene Ausnahmemodetalent ist nicht mehr tragbar, soll
sich zurückziehen und versucht alles, um das zu verhindern.
Das unter Druck stehende Modehaus soll daraufhin durch die neue
Artdirectorin, Paloma Castel (Zita Hanrot), gerettet werden. Die junge,
nichtweiße Modemacherin, die mit ihrer Geliebten Ye (Ji-Min Park) gerade
von Berlin nach Paris gezogen ist, mischt an der Seine die Modeszene mit
ihren Kollektionen auf. Paloma ist feministisch, antirassistisch und
produziert nachhaltige Haute Couture, die in Guerilla-artigen Performances
einem verblüfften Publikum präsentiert werden.
„La Maison“ erzählt das spannend, schnell und bildgewaltig. Die Serie
dürfte daher auch für Zuschauer faszinierend sein, die sich sonst nicht für
Mode interessieren. Im Serienbereich boomt die Modewelt dieses Jahr.
Disney wartet mit „Cristobal Balenciaga“ und „Becoming Karl Lagerfeld“ …
bei Apple gibt es mit „The New Look“ auch einen Zehnteiler über Christian
Dior.
## Abhängigkeiten, Loyalität, Ausgrenzung, Eifersüchteleien
Im Gegensatz zu diesen der Realität verpflichteten Biopic-Serien ist „La
Maison“ fiktional. Das erlaubt den Machern der Serie, die Handlung über
Mode, knallharte Unternehmenspolitik und luxuriösen Reichtum ungemein
zuzuspitzen. Was dabei herauskommt, ist eine Mischung aus „Der Teufel trägt
Prada“, „Dallas“ und „Game of Thrones“.
Zwischen der jungen Paloma und dem alten Vincent kommt es zum Konflikt,
nicht zuletzt auch, weil der verstorbene Vater der jungen Modemacherin der
langjährige Geliebte von Vincent war.
Welche Stellung steht ihr in dem Unternehmen zu? Welche Rolle spielt das
künstlerische Erbe ihres Vaters? Wie wird in dem Familienunternehmen
künstlerische Arbeit für die Firma in Wert gesetzt und letztlich enteignet?
Im großen Konkurrenzkrieg mit der Marke Rovel, die keinen so klangvollen
Namen und keine strahlende Geschichte hat wie Ledu, aber über deutlich mehr
Kapital verfügt, entzweit sich die ganze Familie.
Es geht um Abhängigkeiten, Loyalität, Ausgrenzung, Eifersüchteleien,
Begehren und harten Konkurrenzkampf. Alle Beziehungen, egal ob familiär
oder romantisch, sind unternehmenspolitischen und finanziellen Überlegungen
unterworfen.
Am Ende kommt es zum großen Showdown zwischen dem Familienunternehmen Ledu
und dem Konzern Rovel, die ihren Krieg auch über die Medien führen.
„Sorg dafür, dass dieser linke Mist aus dem Internet verschwindet“,
herrscht Diane Rovel (Carole Bouquet) ihre Mitarbeiterin an, als die Presse
negativ über den Konzern berichtet. Währenddessen stinkt Paloma Castel mit
Inspiration und rebellischer Mode gegen das große Kapital an.
20 Sep 2024
## LINKS
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[2] /Serien-ueber-Balenciaga-Chanel-und-Dior/!5995263
[3] /Ein-Vater-Tochter-Gespraech/!5962122
## AUTOREN
Florian Schmid
## TAGS
TV-Serien
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