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# taz.de -- Mögliche Bankenfusion: Unicredit greift nach Commerzbank
> In Europa könnte eine neue Großbank mit einer Bilanzsumme von 1,3
> Billionen Euro entstehen. Verdi und Finanzwende warnen davor.
Bild: Unicredit möchte mit der Commerzbank fusionieren, das finden Verdi und F…
Berlin taz/rtr | Die [1][italienische Großbank Unicredit] greift
überraschend nach dem deutschen Konkurrenten Commerzbank. Die Italiener,
die in Deutschland mit ihrer Marke HypoVereinsbank bekannt sind, haben 9
Prozent am zweitgrößten börsennotierten deutschen Geldinstitut erworben –
davon 4,5 Prozent vom Bund.
Zugleich signalisierten sie Interesse an einem größeren Engagement – bis
hin zu einer Übernahme. Falls eine solche zustande käme, würde eine
Großbank mit einer Bilanzsumme so groß wie die der Deutschen Bank entstehen
– ungefähr 1.300 Milliarden Euro. Das würde Platz drei in der Liste der
größten europäischen Banken bedeuten.
Die Commerzbank äußerte sich verhalten zu den Übernahmegerüchten: „Wir
haben die heutige Mitteilung der UniCredit zur Beteiligung an der
Commerzbank zur Kenntnis genommen“, hieß es in einer Stellungnahme. Die
Mitteilung sei auch ein Beleg für den [2][Stellenwert der Commerzbank und
die Fortschritte, die sie erzielt habe]. Vorstand und Aufsichtsrat der
Commerzbank würden weiterhin im besten Interesse aller Anteilseigner sowie
von Mitarbeitenden und Kunden handeln.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die italienische Großbank Unicredit
die Hälfte ihrer Anteile an der Commerzbank dem Bund abgekauft hat. Im Zuge
der Finanzkrise 2008 ist dieser bei der Commerzbank als Aktionär
eingestiegen, um der angeschlagenen Bank mit Kapitalhilfen von insgesamt
18,2 Milliarden Euro zu retten. Vor dem Verkauf besaß der Staat ungefähr
16,5 Prozent der Commerzbank-Aktien. Nun sind es noch circa 12 Prozent.
## Aktienkurs steigt um 18 Prozent
Jetzt will der Bund nach eigenen Angaben sukzessive bei der Commerzbank
aussteigen. Für einen Verkauf weiterer Commerzbank-Aktien besteht nach
Angaben des Finanzministeriums eine dreimonatige Sperrfrist.
Die Finanzagentur des Bundes teilte mit, die Unicredit habe bei einem
beschleunigten Platzierungsverfahren alle übrigen Interessenten überboten –
und zwar mit großem Abstand, wie das Finanzministerium ergänzte. Der
Kaufpreis dieses Pakets lag den Angaben zufolge bei 13,20 Euro je Aktie,
was einen Gesamterlös von 702 Millionen Euro ergibt. Dieser fließt in den
Finanzmarktstabilisierungsfonds.
Die Aktie der Commerzbank machte – nachdem die Übergabegerüchte bekannt
wurden – einen Sprung um bis zu etwa 18 Prozent. Die Bankenaufseher der EZB
sprechen sich seit einiger Zeit für europäische Bankenzusammenschlüsse aus,
um die hiesige Branche vor den viel größeren Banken in den USA und vor
allem China zu schützen.
## Verdi will Übernahme verhindern
„Mit der Übernahme der Commerzbank könnte eine weitere Großbank entstehen.
Falls diese Großbank scheitert, wäre sie wieder einmal [3][‚too big to
fail‘“], müsste im Zweifelsfall also für viel Geld gerettet werden, sagte
Michael Peters, Finanzsystemexperte [4][beim Verein Finanzwende]. Ein
Zusammenschluss sei zwar aus Effizienzgründen verständlich, allerdings
würde damit wahrscheinlich auch eine Welle von europäischen
Bankenzusammenschlüssen losgetreten werden.
Ver.di will die Übernahme mit allen Mitteln verhindern.
Gewerkschaftssekretär und Commerzbank-Aufsichtsrat Stefan Wittmann sagte
der taz: Wir sind gegen eine Übernahme. Wenn man sich die [5][Geschichte
der HypoVereinsbank] – wo nach der Übernahme durch die Unicredit tausende
Stellen abgebaut wurden – ansieht, sollte das ein Warnzeichen sein.“
Die Unicredit hat die Hypo Vereinsbank 2005 übernommen und im Anschluss
[6][Filialen geschlossen] und Stellen abgebaut. Die Zahl der Beschäftigten
sank von rund 26.000 im Jahr 2005 auf 9.548 Ende vergangenen Jahres.
Laut Wittmann sei die Commerzbank wichtig für den Mittelstand. Dieser würde
seinen Handelspartner verlieren, wenn die Entscheidungsgewalt bei der
Unicredit in Italien liegen würde. Außerdem seien die industriepolitischen
Folgen nicht zu unterschätzen: „Die Bundesregierung verkauft ohne Not ein
wichtiges Investitionszugpferd.“
12 Sep 2024
## LINKS
[1] /Uebergewinnsteuer-in-Italien/!5953425
[2] /Nach-gescheiterter-Bankenfusion/!5587664
[3] /Schweizer-Bankenkrise/!5920059
[4] /Finanzwende-Chefin-Anne-Brorhilker/!6021013
[5] /Konzentration-auf-dem-Bankensektor/!5175940
[6] /Kreditinstitute-schliessen-Filialen/!5045691
## AUTOREN
Anton Dieckhoff
## TAGS
Bankenkrise
Commerzbank
Banken
Übernahme
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Olaf Scholz
Credit Suisse
Zinsen
Schwerpunkt Klimawandel
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