# taz.de -- Nach Konzertabsagen in Wien: Wie groß war die Gefahr wirklich? | |
> Der 19-Jährige, der als Hauptverdächtiger der mutmaßlich geplanten | |
> Anschläge auf Taylor-Swift-Konzerte verhaftet wurde, relativert sein | |
> Geständnis. | |
Bild: Taylor-Swift-Fans in der Wiener Innenstadt am 08. August 2024 | |
Wien taz | Wie groß war die Gefahr eines Terroranschlags rund um die drei | |
[1][kurzfristig abgesagten Konzerte] von Popstar Taylor Swift in Wien? Ganz | |
so eindeutig, wie es letzte Woche schien, lässt sich die Frage nicht | |
beantworten. Die Ermittlungen liefen noch „auf Hochtouren“, sagte der | |
österreichische Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Der aktuelle Fokus | |
liege auf der Auswertung von sichergestellten Mobiltelefonen. | |
Neben dem [2][19-jährigen ursprünglich geständigen Hauptverdächtigen], der | |
letzten Mittwoch in Ternitz festgenommen wurde, ist noch ein 17-jähriger in | |
U-Haft. Das vollumfängliche Geständnis des 19-Jährigen relativierte nun | |
seine Anwältin Ina-Christin Stiglitz. Der Hauptverdächtige habe „nur cool | |
sein wollen“, sagte sie gegenüber dem ORF. Tatsächlich habe ihr Mandant | |
keine konkreten Anschlagspläne gehabt. | |
Was es dann mit dem funktionstüchtigen Sprengstoff auf sich habe, der laut | |
Innenministerium bei ihm gefunden wurde? „Kann sein, dass er ein | |
technisches Interesse am Bombenbau hat, aber jedenfalls nicht in Verbindung | |
mit einem Terroranschlag“, sagt Stiglitz. | |
Widersprüchliche Informationen gibt es auch, was den Nachrichtenfluss | |
betrifft, der zur Festnahme geführt hat. Laut der Nachrichtenagentur APA | |
hatten zwei ausländische Geheimdienste, darunter einer aus den USA, bereits | |
10 bis 14 Tage vor den Konzerten die österreichischen Behörden gewarnt. Die | |
Kooperationsstelle der drei österreichischen Nachrichtendienste stellt | |
diese lange Vorlaufzeit in Abrede. | |
## Das polizeiliche Handeln wirft einige Fragen auf | |
Ausschlaggebend für die Information und die spätere Festnahme war ein | |
IS-Treueschwur, den der Verdächtige geleistet haben soll. Offenbar wurde | |
zunächst das Heeresnachrichtenamt informiert, der Auslandsgeheimdienst des | |
Bundesheers. Dieses nahm Ermittlungen auf und informierte später den am | |
Innenministerium angesiedelten Inlandsgeheimdienst DSN, wie die Zeitung Der | |
Standard berichtete. | |
Fest steht: Das polizeiliche Handeln letzte Woche wirkte hektisch, auch der | |
Ablauf, die Konzerte erst nach Festnahme der Verdächtigen kurzfristig | |
abzusagen, wirft Fragen auf. Ob wichtige Hinweise verschleppt wurden, wird | |
noch zu klären sein. | |
Auch ob die Absage der drei Wien-Konzerte [3][mit insgesamt knapp 200.000 | |
Besucher*innen] überhaupt zwingend notwendig war, bleibt vorerst offen. | |
Berichte von einer angeblichen Unterwanderung der Veranstaltungs-Security | |
wurden vorerst nicht bestätigt. | |
Gut möglich, dass Veranstalter und Sicherheitsbehörden vier Jahre nach dem | |
[4][islamistischen Terroranschlag in der Wiener Innenstadt] mit vier Toten | |
und 17 Verletzten diesmal nicht das geringste Risiko eingehen wollten. | |
Schon damals wurde wichtigen Hinweise aus dem Ausland nicht rechtzeitig | |
nachgegangen. Der damalige Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ist heute | |
Kanzler – und will es auch bleiben. | |
Österreich wählt Ende September ein neues Parlament, die Terrorgefahr durch | |
den radikalen Islam könnte den anstehenden Wahlkampf dominieren. Schon | |
jetzt fordern FPÖ und ÖVP, die Überwachung und das Mitlesen von Handychats | |
per sogenanntem „Bundestrojaner“ zu erlauben. Bisher ist dies in Österreich | |
nicht möglich. | |
12 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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