| # taz.de -- Eröffnungsfilm der Festspiele Venedig: Der Saft ist los | |
| > Lidokino 2: Tim Burton eröffnet die Festspiele mit dem lang erwarteten | |
| > zweiten Teil der Geisterkomödie „Beetlejuice“. | |
| Bild: Michael Keaton als Beetlejuice, der im Jenseits nicht zur Ruhe kommt | |
| Dieses Projekt hat auf sich warten lassen. Der Regisseur [1][Tim Burton] | |
| hatte nach seiner Horrorkomödie „Beetlejuice“ von 1988 jahrzehntelang einen | |
| zweiten Teil geplant. Was sich als schwierig erwies, 2019 war das Vorhaben | |
| nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen sogar zunächst eingestellt worden. | |
| Gleichwohl konnte Tim Burton jetzt [2][die Filmfestspiele von Venedig] mit | |
| „Beetlejuice Beetlejuice“ eröffnen. Ermöglicht durch Brad Pitts | |
| Produktionsfirma Plan B, die schon an Burtons Miniserie „Wednesday“ von | |
| 2022 beteiligt gewesen war. | |
| „Beetlejuice Beetlejuice“ knüpft an die Geschichte des „Ghost House“ d… | |
| ersten Films an und lässt die Handlung 36 Jahre später einsetzen. Aus der | |
| Teenagerin Lydia Deetz, erneut gespielt von Winona Ryder, ist inzwischen | |
| eine Mutter geworden. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Moderatorin | |
| einer Serie über paranormale Phähnome. Lydias Familie erweist sich als | |
| dysfunktional, besonders die Beziehung zur Teenagertochter Astrid ist | |
| einigermaßen gestört. Für Astrids Rolle wurde Jenna Ortega verpflichtet, | |
| die zuvor in der Serie „Wednesday“ die Hauptrolle bekommen hatte. | |
| Zusammengebracht wird die Familie zu Beginn des Films durch den Tod von | |
| Lydias Vater Charles. Für die Trauerfeier reisen sie zum Ghost House, das | |
| Lydias Mutter, die Künstlern Delia (Catherine O’Hara), sogleich | |
| anlasshalber in schwarze Stoffbahnen hüllt. Astrid isoliert sich vom | |
| Geschehen, zieht sich lieber in das Haus zurück, wo sie im Dachgeschoss die | |
| Modellversion der Stadt Winter River entdeckt, die schon in „Beetlejuice“ | |
| den titelgebenden Geist Betelgeuse erscheinen ließ und Michael Keaton in | |
| der Titelrolle den übrigen Figuren der Handlung mächtig auf den Geist gehen | |
| lässt, zusammengefasst in seiner Ankündigung: „Der Saft ist los!“ | |
| Burton hat für das Ganze noch die Vorgeschichte von Beetlejuice | |
| hinzugepackt, der im Jenseits von seiner ehemaligen Frau Delores (Monica | |
| Bellucci) verfolgt wird. Die Handlung mischt dabei in der für Burton | |
| typischen Weise Grusel und Klamauk mit Fragen der Trauer, esoterischen | |
| Psychoangeboten erteilt er nebenbei eine sarkastische Absage. Ernst ist | |
| allein die Realität der Geister als Manifestationen unbewältigter Dinge. | |
| Und die können einem kräftig zusetzen. | |
| ## Sein Stil bleibt liebevoll makaber | |
| Neben soliden Lachern lässt vor allem die Ausstattung wenig zu wünschen | |
| übrig. [3][Burtons gothic style ] mag zwar ein paar Routinen ausgebildet | |
| haben, er bleibt gleichwohl liebevoll makaber. Etwa im Jenseits, wo die | |
| Verstorbenen in der Gestalt ankommen, in der sie aus dem Leben geschieden | |
| sind, egal, auf welche Weise. Und selbst dort bricht Burton das Makabre mit | |
| herrlich albernen Musical-Einlagen auf, wenn er den „Soul Train“ | |
| inszeniert, der einen endgültig ins Jenseits befördert. | |
| Gegenüber dieser erfreulichen Eröffnung zeigt sich der Auftakt der | |
| Nebenreihe „Orizzonti“ etwas blass. Das Jenseits kündigt sich in | |
| „Nonostante“, der zweiten Regiearbeit des Schauspielers Valerio Mastandrea, | |
| ebenfalls ständig an, bei ihm allerdings auf einer Krankenhausstation für | |
| Komapatienten. Mastandrea spielt mit der Idee der außerkörperlichen | |
| Erfahrung, lässt die Patienten, während sie eigentlich reglos im Bett | |
| liegen, als ruhelose Geister umherirren, freundschaftliche Beziehungen | |
| untereinander eingehen und voneinander auf immer Abschied nehmen, wenn | |
| jemand von ihnen das Bewusstsein wiedererlangt. | |
| Mastandrea übernimmt die Hauptrolle eines namenlosen Patienten, lässt außer | |
| Rührseligkeit jedoch wenige Einsichten zu. So viel gilt immerhin auch bei | |
| ihm: Wenn man einmal vom Wind auf die andere Seite erfasst wird, ist kein | |
| Halten mehr. | |
| 28 Aug 2024 | |
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| Tim Caspar Boehme | |
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