| # taz.de -- In-App-Käufe bei Patreon: Wie Apple Kreative abkassiert | |
| > Apple verlangt ab November ein Drittel der Einnahmen von | |
| > Patreon-Nutzer*innen bei Zahlungen über die iPhone-App. Doch es regt sich | |
| > Widerstand. | |
| Bild: Blendet manchmal seine Kund*innen: Tech-Gigant Apple mit beherrschender M… | |
| Wie viel [1][kann Kreativen] die Präsenz in einer App auf iPhones wert | |
| sein? 30 Prozent ihrer dort erzielten Einnahmen sollten es schon sein. | |
| Soviel werden Musiker*innen, Autor*innen und Fotograf*innen, die sich | |
| finanziell von Fans über die [2][Plattform Patreon] unterstützen lassen, | |
| künftig [3][an Apple] abgeben, soweit die Transaktion per iPhone-App | |
| stattfindet. | |
| Für In-App-Käufe hält der Konzern schon seit langem die Hand in dieser Höhe | |
| auf. Nur hatte Patreon bislang die Möglichkeit, andere Zahlungsoptionen als | |
| die Apple-eigene anzubieten. Ab November aber darf nur noch mit den | |
| Zwangsgebühren und ausschließlich im vom Konzern bestimmten Abomodell | |
| abgewickelt werden. Ansonsten fliegt die App aus dem App-Store. | |
| Eine Art moderner Wegelagerei scheint das Geschäftsmodell der großen | |
| Digitalkonzerne geworden zu sein. Man mag sich erinnern, dass vor allem | |
| zwischen den 1980er Jahren und dem jungen 21. Jahrhundert aus dem | |
| sogenannten Silicon Valley in hoher Schlagzahl spannende neue Technologien | |
| kamen. Sie versprachen einen demokratisierten Zugang zu Informationen, die | |
| Verbreitung interessanter Ideen und Produkte vor einem potenziell | |
| weltumspannenden Publikum. | |
| Diesem relativ kurzen Frühling der Innovation schon lange entwachsen, | |
| nutzen Firmen wie Meta (Facebook, Instagram), Alphabet (Google, Android), | |
| Amazon, Apple und andere inzwischen ihre marktbeherrschenden Positionen zur | |
| Erpressung immer neuer Gebühren aus den Geldbeuteln der von ihnen abhängig | |
| gemachten Unternehmen. Sie reichen die steigenden Ausgaben an die zahlende | |
| Kundschaft, also uns, weiter. | |
| Individuell ist dieser Kostenspirale kaum zu entkommen. Nach langer | |
| Trägheit und Fehlversuchen wird die bislang völlig unzureichende staatliche | |
| Regulierung der digitalen Märkte langsam bissiger. Der erst in diesem Jahr | |
| in Kraft getretene europäische [4][Digital Markets Act (DMA)] zum Beispiel | |
| zielt auf das Monopolgebaren der Plattformen. | |
| Apple ist aufgefordert, neben dem eigenen Appstore auch andere Quellen für | |
| Anwendungen auf seinen Geräten und mit ihnen auch alternative Methoden der | |
| Zahlungsabwicklung zuzulassen. Alphabet wird dafür angegangen, dass der | |
| Konzern die marktbeherrschende Stellung der Google-Suchmaschine mit | |
| unlauteren Mitteln verteidigt. | |
| ## Eskalierter Konflikt | |
| Auch Amazons rabiate Auspressung der Anbieter auf dem „Marketplace“ ist | |
| [5][im Visier der EU]. Die dabei theoretisch angedrohten Strafsummen von | |
| bis zu 20 Prozent des weltweiten Umsatzes bei wiederholtem Regelbruch | |
| führen immerhin zu ersten Veränderungen. So findet ein schon vor vier | |
| Jahren eskalierter Konflikt zwischen Spielentwickler Epic und Apple eine | |
| neue Wendung. | |
| Epic hatte wegen der 30-Prozent-Abgabe auf In-App-Käufe in seinem populären | |
| Spiel Fortnite mit deutlichen Rabatten für alternative Zahlungsoptionen | |
| außerhalb der iOS-App geworben und war dafür aus dem Appstore entfernt | |
| worden. | |
| Seit dem vergangenen Wochenende [6][nutzt Epic] die durch den DMA | |
| erzwungene Möglichkeit für alternative Appstores und bietet unter anderem | |
| Fortnite in einem eigenen Store für iPhones wieder an. Zunächst nur | |
| innerhalb der EU. Das robustere Vorgehen der Biden-Administration gegen | |
| digitale Monopolisten und das noch druckfrische Google-Urteil verändern die | |
| Situation jedoch in den USA zuungunsten der Plattformen. | |
| Dass Patreon sich für den Moment dem Apple-Diktat unterwerfen muss, zeigt | |
| die große Macht der über zu lange Zeit ungebrochen gewachsenen | |
| Abhängigkeiten von digitalen Plattformen. Anders als der milliardenschwere | |
| [7][Spielentwickler Epic] kann sich die Spendenplattform keine jahrelange | |
| Auseinandersetzung leisten, noch dazu mit dem Verlust des Zugangs zu | |
| Millionen iPhones. | |
| Für Fans, die ihre Lieblingskünstler*innen finanziell unterstützen | |
| wollen, bedeutet das, die Augen offenzuhalten und Wege zu finden, auf denen | |
| von jedem gespendeten Euro möglichst viel bei den tatsächlichen | |
| Adressat*innen ankommt. Die dabei gesparten 30 Prozent Apple-Zoll wären | |
| dann vielleicht gut als Spende bei Aktiven und Initiativen investiert, die | |
| für ein offenes Netz arbeiten, das nicht allein von kommerziellen | |
| Interessen dominiert wird. | |
| 21 Aug 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Kunst-und-Prekariat/!5903435 | |
| [2] https://news.patreon.com/articles/understanding-apple-requirements-for-patr… | |
| [3] /Apple-Pay-Monopol-wird-aufgehoben/!6023112 | |
| [4] /Digital-Markets-und-Digital-Services-Act/!5992274 | |
| [5] https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/IP_24_3433 | |
| [6] /Apple-schmeisst-Epic-aus-Appstore/!5702713 | |
| [7] https://arstechnica.com/gadgets/2024/08/epic-games-store-and-fortnite-arriv… | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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