# taz.de -- Apple muss Steuern nachzahlen: Kohle wider Willen | |
> Die irische Regierung freut sich nicht darüber, dass Apple ihr Steuern | |
> nachzahlen muss. Vielmehr fürchtet sie den Rückzug ausländischer | |
> Investoren. | |
Bild: Der kleine Biss im Apple-Logo ist wahrscheinlich größer als der Steuers… | |
Dublin taz | Auf diesen Geldsegen hätte Irland gerne verzichtet. Der | |
Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am Dienstag entschieden, dass [1][Apple] | |
13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen muss. Damit geht ein acht Jahre | |
langer Rechtsstreit zu Ende. 2016 hatte die irische Regierung gemeinsam mit | |
Apple Einspruch gegen die Entscheidung der Europäischen Kommission über die | |
Steuernachzahlung eingelegt, weil sie um künftige US-Investitionen | |
fürchtete. | |
Die Regierung versucht nun, die Folgen des Urteils in den Griff zu | |
bekommen. Sie argumentiert, dass es sich bei dem Apple-Urteil um ein altes | |
Problem handle, das „nur noch von historischer Bedeutung“ sei. Irland sei | |
in der Zwischenzeit internationalen Steuerabkommen beigetreten und habe | |
Regeländerungen eingeführt, auch im Bereich des Datenschutzes. | |
Das Urteil des Gerichts, dass Irland gegen die Vorschriften verstoßen und | |
Apple illegale staatliche Beihilfen gewährt hat, ist aber zumindest | |
peinlich. Schließlich hat man dadurch einigen der ärmsten Länder der Welt | |
dringend benötigte Einnahmen vorenthalten. Apple gab 2003 in Irland nur 1 | |
Prozent ab, 2014 waren es nur noch 0,005 Prozent, also 50 Euro pro eine | |
Million Profit. | |
Ein Regierungsvertreter bezeichnete das Urteil als „Schlag gegen die | |
Attraktivität Irlands für ausländische Direktinvestitionen“. Rund tausend | |
US-Unternehmen haben ihren europäischen Hauptsitz in Dublin, darunter eBay, | |
Facebook, X, Dropbox, Airbnb, Pfizer, Intel, Paypal, Google und eben Apple. | |
Sie erwirtschaften fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts. | |
## Weiter Kritik an irischer Steuerpraxis | |
Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs könnte Auswirkungen auf | |
künftige Investitionsentscheidungen von US-Unternehmen haben, da Europa in | |
Wettbewerb mit anderen Märkten steht und die Unternehmen bei ihren | |
Entscheidungen die Möglichkeit rückwirkender Urteile in Betracht ziehen | |
werden. | |
Finanzminister Jack Chambers wies die Befürchtung jedoch zurück, dass die | |
EU-Kommission weitere historische Fälle in Irland verfolgen werde. Irland | |
stehe „im Einklang mit dem multilateralen System in der EU und innerhalb | |
der OECD“, sagte er. Man habe in den letzten Jahren einen „konstruktiven | |
Beitrag“ zu den internationalen Unternehmensteuerreformen geleistet. Nach | |
Ansicht von Steuerexperten dürfte das Urteil deshalb keine Auswirkungen auf | |
das bestehende irische Körperschaftsteuersystem haben. | |
Margrethe Vestager, die EU-Wettbewerbskommissarin, sagte aber, dass trotz | |
dieser Reformen die aggressive Steuerplanung durch Unternehmen immer noch | |
weit verbreitet“ sei. Sie nannte Irland, die Niederlande, Belgien und | |
Luxemburg als vier EU-Länder, die nach wie vor eine zentrale Rolle bei der | |
Gewinnverschiebung durch multinationale Unternehmen spielten. | |
Man müsse das Tempo der Ermittlungen gegen diese Unternehmen beschleunigen, | |
fügte sie hinzu. „Wir werden sonst immer langsamer sein, denn es geht | |
schnell, das Gesetz zu brechen, aber langsam, zu beweisen, dass jemand das | |
Gesetz gebrochen hat“, sagte sie. | |
11 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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