# taz.de -- Neonazi-Angriff am Ostkreuz: Unbehelligte Prügelattacke | |
> Die Gefahr durch Neonazis war der Polizei bewusst. Trotzdem schützte sie | |
> die Anreisenden zu einer Antifa-Demo im Juli nicht, zeigt eine | |
> Senatsantwort. | |
Bild: Protest gegen einen Aufmarsch der Neonazi-Partei „Der Dritte Weg“. Ar… | |
Berlin taz | Die Gefahr durch gewaltbereite Neonazis war bekannt, trotzdem | |
unternahm die Berliner Polizei Anfang Juli nichts, um die Anreisenden zu | |
einer antifaschistischen Demo zu schützen. Das geht aus einer [1][Antwort | |
der Senatsinnenverwaltung] auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Ferat | |
Koçak hervor. | |
Der Hintergrund: Am ersten Juliwochenende [2][griff eine Gruppe von 15 bis | |
20 vermummten Neonazis vor dem Bahnhof Ostkreuz mit Knüppeln, Schlagstöcken | |
und Pfefferspray mehrere Personen an], die sich dort für die gemeinsame | |
Anfahrt zur Demonstration „Nach den Rechten schauen“ in Kaulsdorf | |
verabredet hatten. | |
Der Überfall dauerte nur eine halbe Minute, mehrere Antifaschist*innen | |
wurden verletzt, zwei mussten mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Auch | |
zwei Bundespolizist*innen, die einschreiten wollten, wurden leicht | |
verletzt. Die Täter, die der Neonazipartei „[3][Der Dritte Weg]“ und deren | |
Nachwuchsorganisation „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ) zugerechnet | |
werden, konnten vorerst fliehen. | |
Wie die Innenverwaltung nun einräumt, war den Behörden das Szenario eines | |
Neonazi-Angriffs durchaus bewusst. Staatssekretärin Franziska Becker (SPD) | |
schreibt, es „lag für die Polizei Berlin im Bereich des Wahrscheinlichen, | |
dass Kleingruppen der rechten Szene vor und nach der Versammlung, den | |
Kontakt zu (mutmaßlichen) Mitgliedern der linken Szene für eine körperliche | |
Auseinandersetzung suchen würden“. | |
## Keine „polizeiliche Begleitung der Anreise“ – warum? | |
Das sei in der Einsatzplanung und -durchführung auch berücksichtigt worden, | |
heißt es weiter. Wie genau – das bleibt unklar, denn: „Eine polizeiliche | |
Begleitung der Anreise von Versammlungsteilnehmenden durch die Polizei | |
Berlin erfolgte nicht“, stellt Becker klar. Auf eine Nachfrage der taz am | |
Montag, warum trotz der Bedrohungslage darauf verzichtet wurde, antwortete | |
die Polizei bis Redaktionsschluss nicht. | |
So durfte der Schlägertrupp die Prügelattacke am helllichten Tag, mitten in | |
Friedrichshain, ohne nennenswerte Gegenwehr verüben. Zur Unterstützung | |
herbeigerufene Streifen der Berliner Polizei konnten nur noch die Umgebung | |
nach den Tätern absuchen. Erst später nahmen Beamte in Kaulsdorf die | |
Personalien von drei mutmaßlichen Neonazis auf, die dort Anreisende | |
beobachteten. | |
Ferat Koçak, Fraktionssprecher für antifaschistische Politik, zeigt sich | |
fassungslos: „Seit Monaten fallen der ‚Dritte Weg‘ und die NRJ auf mit | |
[4][Kampfsporttrainings] in öffentlichen Parks und Sportanlagen, | |
[5][Rekrutierungsversuchen an Schulen] und auch mit [6][körperlichen | |
Auseinandersetzungen]. Trotzdem konnte es zu diesem gewaltsamen Angriff | |
kommen.“ Die Tat müsse umfassend aufgeklärt werden, fordert Koçak – und … | |
sie „durch Unterlassungen bei der polizeilichen Einsatzplanung begünstigt | |
wurde“ | |
Noch unklar ist, wie sehr eine [7][Großrazzia von Mitte Juli] zur | |
Aufklärung beiträgt. 9 Verdächtige im Alter von 17 bis 21 Jahren wurden | |
festgenommen sowie Waffen sichergestellt. | |
5 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-19… | |
[2] /Neonazi-Attacke-auf-Antifas/!6019369 | |
[3] /Der-III-Weg/!t5420776 | |
[4] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-19… | |
[5] /Rechtsextreme-Vorfaelle-an-Schulen/!6025879/ | |
[6] /Rechtsextreme-Vorfaelle-in-Berlin/!6003290 | |
[7] /Razzia-bei-Neonazipartei-Dritter-Weg/!6020758 | |
## AUTOREN | |
Hanno Fleckenstein | |
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