| # taz.de -- Bundeswehr wirbt im Freibad: Kriegsschiff am Sprungturm | |
| > In Hamburg-Eimsbüttel wirbt die Marine für ihre „Karrieremöglichkeiten�… | |
| > in einem Freibad. Das sorgt nicht für Frieden. | |
| Bild: Marine verspricht Karrieresprung auf dem Sprungbrett im Schwimmbad Eimsb�… | |
| Grau und Blau, ein Schiff auf See: Selbst gut getarnt zwischen den | |
| Sprungtürmen, wirbt in einem Freibad [1][im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel] | |
| die Bundesmarine für sich als Arbeitgeberin: „Marine kann Meer“, steht auf | |
| dem Transparent, und „Karriere Sprung“. Infos zur Bewerbung verspricht ein | |
| QR-Code. | |
| Aufgehängt wurde die Werbung schon früh im Juli, gegen Ende des Monats dann | |
| schlug sie hohe Wellen: „Stoppen“ solle Hamburgs Senat die „zynische“ | |
| Kampagne, erklärten etwa drei fraktionslose, ehemals der Linksfraktion | |
| angehörende Bürgerschaftsabgeordnete, Martin Dolzer, Metin Kaya und Mehmet | |
| Yildiz: „Die Jugend will nicht sterben, sondern schwimmen.“ | |
| Ehemaliger Parteilinker im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel ist auch Peter | |
| Gutzeit, der [2][zuerst auf das Kriegsschiff-Transparent aufmerksam wurde]. | |
| Zusammen rief man am vergangenen Mittwoch zu einer Kundgebung vor dem | |
| Freibad auf – mittags um viertel vor zwölf. | |
| Drinnen ist die Stimmung entspannt. Gegenüber der taz zeigen sich vor allem | |
| Jüngere, an die sich die Kampagne ja richten dürfte, gelassen. Manchen ist | |
| sie nicht mal aufgefallen. Andere haben sie sehr wohl bemerkt, schlimm | |
| finde man sie aber nicht – auch in Anbetracht des Krieges in der Ukraine. | |
| Zwei Frauen sagen, die Bundeswehr dürfe Werbung machen wie alle anderen | |
| auch. „Besser als McDonald’s“, sagt einer. Er finde so eine Werbung an | |
| diesem Ort unangebracht, das sagt dann doch ein junger Mann. Es sei eben | |
| kein gewöhnlicher Arbeitgeber, der da gezielt [3][mit Anspielungen auf | |
| Action und Abenteuer] werbe. | |
| Laut Michael Dietel vom städtischen Betreiber Bäderland hält sich Kritik an | |
| der übrigens bundesweiten Kampagne in Grenzen. Das Transparent soll wie | |
| vereinbart bis 8. August hängen. „Wir haben uns die Werbung vorher genau | |
| angeschaut“, sagt Dietel. Sie „entspricht einem übergeordneten Interesse | |
| von Frieden, Freiheit und Demokratie“. Das sei ihm wichtig – Werbung für | |
| einzelne Parteien, beispielsweise, würde man nicht annehmen. | |
| Rund 50 Teilnehmer:innen, optisch größtenteils nahe dem Rentenalter, sind | |
| am Mittwochmittag vor dem Bad zusammengekommen, vor „ihrem geliebten | |
| Kaifu“. Mit selbst gestalteten Plakaten und Bannern („Sprung in den Tod“) | |
| sprechen sie sich aus gegen „fortschreitende Militarisierungskampagnen“. | |
| Sie fordern: Das Banner abhängen – und an seiner Stelle ein Friedensplakat. | |
| Sie seien da wegen ihrer Kinder und Enkel, das ist immer wieder zu hören. | |
| Eine einzelne, deutlich jüngere Frau sticht am Rand der kleinen Kundgebung | |
| heraus. Chiara ist Ende 20 und „möchte in einer Gesellschaft leben, in der | |
| es nicht normal ist, Krieg zu führen“, sagt sie der taz. Die Bundeswehr sei | |
| kein normaler Arbeitgeber, deshalb finde sie die Werbung unmöglich, [4][so | |
| wie in Schulen auch]. Mit den Demoveranstaltenden könne sie sich aber nicht | |
| identifizieren, sagt sie, beschreibt ein „ambivalentes Verhältnis zu | |
| solchen Veranstaltungen“. | |
| [5][„Give Peace a Chance“], klingt es halblaut aus den Boxen, als die | |
| Kundgebung sich dem Ende zuneigt. Wo denn die Jugend gewesen sei, fragt | |
| einer. Bestimmt alle in den Urlaub gefahren, mutmaßt eine Frau. Aber die | |
| Antifa sagt der Mann, warum sei die denn nicht gekommen? | |
| Am Abend ist der Karrieresprung gefallen: Temporär, wenigstens, liegt das | |
| Marinebanner am Boden, wohl [6][nach der Kundgebung abgehängt]. Einige | |
| Besucher:innen sollen Beifall geklatscht haben. Später erklärt sich auf | |
| X ein Eimsbütteler AfD-Funktionsträger solidarisch mit dem Anliegen der | |
| Kundgebung. Man könne für die Bundeswehr sein, die Werbung im Freibad aber | |
| kritisieren. | |
| 5 Aug 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Unglueckliche-Stadtwerbung-in-Hamburg/!5874211 | |
| [2] https://x.com/gutzeit_eims/status/1815745194492363105 | |
| [3] /Dienst-an-der-Waffe/!6025970 | |
| [4] /Militaer-und-Unterricht/!5610051 | |
| [5] /Die-Wahrheit/!5837093 | |
| [6] https://www.eimsbuetteler-nachrichten.de/kaifu-bad-aktivisten-entfernen-ums… | |
| ## AUTOREN | |
| Johanna Weinz | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Stadtland | |
| wochentaz | |
| Militär | |
| Friedensbewegung | |
| Hamburg | |
| Schwimmbad | |
| Social-Auswahl | |
| Deutsche Marine | |
| Schwimmen | |
| Frieden und Krieg | |
| Kampagne | |
| Bundeswehr | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Deutsche Marine im Indo-Pazifik: „Wir müssen uns nicht rechtfertigen“ | |
| Deutschlands ranghöchster Soldat, Generalinspekteur Breuer, weist Kritik | |
| Chinas an einer möglichen Durchquerung der Taiwanstraße zurück. | |
| Abkühlung im Sommer: Hitze-Genervten fehlt das Freibad | |
| Um etwas für den Hitze-Schutz zu tun, sollte Hamburg neue Freibäder | |
| errichten. Denn die sind rar und Naturseen keine vollwertige Alternative. | |
| Andreas Zumach feiert 70. Geburtstag: Unverdrossen friedensbewegt | |
| Einst organisierte er die großen Friedensdemos im Bonner Hofgarten, schrieb | |
| dann Jahrzehnte für die taz. Jetzt klärt Zumach über den Ukrainekrieg auf. | |
| Bundeswehr-Werbekampagne „Explorers“: Kriegstüchtig ohne Krieg | |
| Die neue Social-Media-Kampagne der Bundeswehr soll junge Leute für den | |
| Dienst an der Waffe begeistern. Und bleibt dabei recht oberflächlich. | |
| Jungoffiziere lehren an Schule in Bayern: Mein Lehrer, der Soldat | |
| An einer bayrischen Schule unterrichteten Offiziersanwärter:innen, | |
| als Lehrkräfte wegen Corona ausfielen. Bildungsexpert:innen sind | |
| entsetzt. |